Am Ende eines jeden Jahres frage ich mich: „Zum Glück oder schade?“ Wie lassen sich meine Gefühle gegenüber dem Ende von 2021 am Besten beschreiben? Gesellschaftlich gesehen tendieren bestimmt einige viele zu „zum Glück“. Ich mag kein Experte sein, aber das politische Handling der Pandemie-Situation scheint sich auch dieses Jahr nicht verbessert zu haben (zumindest in Deutschland). Mit der neuen Regierung noch relativ frisch im Amt, bleibt abzuwarten, ob sich das 2022 ändert.

Doch im Themenbereich Musik muss ich persönlich sagen, dass das Ende von 2021 ein ganz großes „Schade“ aufgedrückt bekommt. In diesem Jahr gab es sehr viele hochklassige Releases, zu viele als dass man alle davon schon gehört haben kann! Die Redaktion des Rockmagazines hat sich deswegen erneut zusammengefunden, um für euch die Crème de la Crème der Veröffentlichungen aus 2021 zusammenzutragen. Auf dass auch ihr nach diesem Artikel denkt: „ Schade, dass 2021 schon zu Ende ist!“

Olli C.:

Nach 10 Jahren Pause, meldet sich Victory, die Combo um Hermann Frank, mit einer geballten Ladung purem Heavy Rock zurück. Das Warten zahlte sich aus. Mit Gianni Pontillo, dem „neuen“ Mann am Mikro, klingen die Songs sehr hochwertig und erinnern sehr an die Sammy Hagar-Ära von Van Halen. Ein Hammeralbum, das einen Platz unter den Alben des Jahres definitiv verdient.

Mit dem Wahlspruch Kaiser Franz Josefs, „Viribis Unitis“, laden Dragony nicht nur zur Geschichtsstunde ein, sondern zaubern sprichwörtlich ein melodisches Meisterwerk. Auf dem Album passt einfach alles. Mitreißende Melodien, fette Riffs und perfekter Sound. Eine Platte, die man nicht nur einmal hört. „Viribis Unitis“ bereitet schon beim ersten Durchlauf pures Gänsehautfeeling. Die österreichische Antwort auf Avantasia in“ Solo-Vocals“. Für mich die absolute Nummer 1 des Jahre 2021.

Dennis:

Soundtechnisch hat Royal Bloods Neuling „Typhoons“ im Unterschied zu den ersten beiden Alben ein Upgrade erfahren. Zu Mike Kerrs Bass und Ben Thatchers Schlagzeug gesellen sich nun Keyboards und Synthesizer – beides große Bereicherungen! Die zwei Briten kredenzen uns in gewohnter Manier elf tanzbare Songs, die sofort in Leib und Seele übergehen. Ein Album ohne Schwächen, das zeigt, dass Royal Blood eben nicht nur die eine Band ohne Gitarristen sind, sondern eben auch geniale Songwriter mit einem Gespür für gute Hooks und griffige Melodien.

Das ukrainische Power-Trio Sinoptik will mit seinem fünften Album „The Calling“ nun auch internationale Gewässer anfahren. Man kann ihnen den Erfolg nur wünschen, denn The Calling ist ein astreines Rock-Album geworden, das Fans von Stoner-, Psychedelic– oder ProgressiveRock auf jeden Fall mal gehört haben sollten. Die Spielfreude ist den drei Herren um Dmitriy Afanasiev (Gitarre, Keyboards, Gesang) in jeder Minute anzumerken, gerade die Keyboard-Parts heben die Songs atmosphärisch noch mal auf ein neues Level.

Thomas J.:

The Grandmasters Album „Skywards“ ist perfekt für alle Fans melodischen Hardrocks und liefert ordentlich Schmackes hinterm Kessel, messerscharfe Riffs und einen überragenden Sänger am Micro. Die neue Band um Edguy-Gitarrist Jens Ludwig, Frontiers-Hausmusiker und Produzent Alessandro Del Vecchio hat mit Nando Fernandes an den Vocals eines der Highlight 2021 für mich abgeliefert, das bei mir sofort gezündet hat. Tolle Songs, jede Menge erstklassige Melodien, die einem nicht mehr aus den Ohren gehen.

Die kroatische Folk Metal-Band Manntra war mir bislang völlig unbekannt, hat es mir 2021 aber ganz besonders angetan. Die gelungene Symbiose aus Mittelalterrock, Metal, und NDH ,mit teils folkloristisch angehauchten Sounds, ragt doch etwas aus den vielen guten Scheiben in diesem Jahr heraus. Die erste Berührung mit den Kroaten in form des Videos zum Song „Heathens“ begeisterte mich sofort, wohl auch weil es mal etwas anderes war, was ich so bislang noch nicht gehört hatte. Danach drehte sich MMC wochenlang bei mir im CD-Player und hat bis heute nichts an seiner Begeisterung eingebüßt.

Auch wenn der Gesundheitszustand von Pretty Maids-Frontmann Ronnie Atkins einen sehr nachdenklich macht, ist es Ronnie doch gelungen, trotz oder vielleicht auch gerade wegen seiner erschütternden Krebsdiagnose ein erstklassiges, sehr emotionales Soloalbum zu veröffentlichen. Mal melodisch frisch, mal etwas nachdenklicher, immer mit eingängigen Melodien ausgestattet, vereinen sich die Songs von „One Shot“ zum besten Soloalben des Jahres. Auch die nachgeschobene AkkustikEP ist erstklassig umgesetzt und bildet eigentlich eine Einheit mit dem Album.

Christian B.:

Und wie immer steht am Ende die Qual der Wahl an, und auch wie immer ist es verdammt schwer unter den Hochkarätern zwei Perlen rauszupicken. Ich orientiere mich dann ganz gerne daran, welche Alben ich dann doch öfter als nur zu Rezensionszwecken gehört habe und davon nur zwei hervorzuheben ist schon schwer genug, aber genug geschwafelt, hier meine Favoriten für 2021:

Keine Überraschung dürften Helloween mit Ihrem selbstbetitelten Album sein! Wie auch schon im Halbjahresrückblick meine klare Nummer Eins, mehr gibt es dazu nicht zu sagen!

Als Zweites entscheide ich mich für „Mountains Of Madness“ von Liquid Steel, einer Band die man unbedingt im Auge und im Ohr behalten soll. Deren Album sich, je öfter es sich auf meinem Plattenteller dreht, umso mehr in mein Hörorgan und auch in meinem Nacken breitgemacht hat. Heavy Metal vom Feinsten!

Christian G.:

Bei den Alben des Jahres tue ich mich immer etwas schwer. Zu viele gute Alben erscheinen im laufe eines Jahres. Dieses Jahr ist es mir etwas leichter gefallen…

Iron Maiden brachten 2021 mit „Senjutsu“ ein absolutes Top-Album heraus. Songs, Cover Artwork, einfach alles passt auf diesem Album wie Arsch auf Eimer. Nicht zu vergessen, die zahlreichen Diskussionen über den musikalischen Weg, den Maiden mit „Senjutsu“ einschlugen und von ewig gestrigen 80iger-Jahre-Sound-Fetischisten fast gehasst werden. Aber Iron Maiden sind halt Iron Maiden!

Als zweites Album hat sich noch kurz vor knapp eine Scheibe aus Dänemark in den Vordergrund gemogelt. Discorpse aus Dänemark servieren auf „Dismemberment“ feinsten Oldschool Death Metal mit einer großen Kelle Grindcore. Kurzweilige Kost für alle Fans der härteren Küche.

Bine:

Mit „Badtime Stories“ ist Bad Butler ein sensationelles Album gelungen, das mich von der ersten bis zur letzten Minute voll abgeholt hat. Ein Album, das sich mit powervollen Heavy Metal genussvoll durch meine Gehörgänge windet wie guter alter Whiskey. Ein mehr als vorzügliches Album mit zehn temporeichen Songs, an dem sich nicht nur die Old Schooler der Szene erfreuen dürfte. 

Die Band, die klingt, als kämen sie aus den USA, aus der Hochburg des Blues Rocks. So klingt zumindest die Musik, die sich Eastwood Haze auf den Leib geschrieben haben, vor allem, was das Leben an Texten zu bieten hat. Och nein, diese sympathischen Jungs kommen direkt aus dem Herzen Österreichs, aus Waidhofen/Ypps. Ihr zweites Album „Love Is A Thief“ punktet mit geradlinigem Blues Rock, gefühlvollen Emotionen, erdigem Rock und gelungen Saxophon-Einlagen.

Patrick:

Überraschenderweise ist 2021 ein mehr als großartiges Jahr für neue Musik gewesen. Egal welches Genre man sich ansieht, niemand kam wirklich zu kurz. Abseits von Rock und Metal eroberten so zum Beispiel Olivia Rodrigo mit ihrem Debüt „SOUR“ und Taylor Swift mit „RED (Taylor´s Version)“ die weltweiten Charts, während in unseren Landen Newcomer wie KAAK und auch Max Roxton mit ihrem Debütalben an den Start gingen.

Ein Album, das sich relativ schnell und unvermittelt in mein Herz gespielt hat, ist das Debütalbum von Royalist. Fiese Ohrwürmer zeichnen Violet aus, welches mich in vielen Momenten an Bring Me The Horizon erinnert und mit Songs wie Not Yourself und Popsong extrem intensive Tracks in petto hat. Für mich also ganz klar auf dem zweiten Platz meiner persönlichen Bestenliste 2021!

Eine Band die seit 2019 konstant in meinem Ohr zuhause ist, ist Lonely Spring. Nach der Ankündigung des Debütalbums war mir schon mal klar, dass hier ein starkes Album erscheinen wird. Dass es so gut werden würde, hatte ich aber tatsächlich nicht auf dem Schirm. Der moderne Alternative Rock mit Core und Trap-Elementen passt wirklich gut in die aktuelle Zeit. Ein Album, das ich nach hunderten, vielleicht tausenden Durchgängen immer noch höre, ohne einen einzigen Song skippen zu wollen. „Change The Waters“ ist nicht nur ganz klar mein Album des Jahres 2021, sondern auch mein All-Time-Lieblingsalbum.

Elias:

Meine zwei Lieblinge des Jahres waren im Vorfeld mehr als berechenbar gewesen. Vola brachten schon vor „Witness“ nur absolute Top-Alben heraus und das Drittwerk ist da nicht anders. Mit der Kombination aus melodisch-atmosphärischen Klängen und harten Meshuggah-Riffs reisen Vola erneut in neue musikalische Gewässer und entwickeln ihren Sound gekonnt weiter.

An der Spitze des Jahres ist jedoch Leprous mit „Aphelion“ gelandet. Der experimentelle Ansatz der Platte macht jeden Song sehr einzigartig, ohne jedoch die Kernelemente der Norweger zu verlieren: Top-Tier-Vocals, progressives Schlagwerk und explosive Dynamikwechsel! Nighttime Disguise ist wahrscheinlich der beste Abschluss für jedes Album ever und vereint die gesamte musikalische Geschichte von Leprous in sich. Ein absolutes Meisterwerk.

Die Redaktion des Rockmagazines bedankt sich für ein wunderbares Musik-Jahr 2021 bei allen Musiker*innen, Publisher*innen, Veranstalter*innen, Promo-Agenturen und natürlich bei allen Leser*innen! Auf dass das nächste Jahr mehr wundervolle Musik und Konzerte bringt, neuen Bands eine Plattform bietet und ihr alle weiterhin fleißig unsere Beiträge lest! Und damit ein letztes Mal: „Schade, dass 2021 schon zu Ende ist – Hoffentlich wird 2022 noch besser!“

By Elias

Schreiberling aus Leidenschaft, Metal-Enthusiast seit der Schulzeit. Verirrt sich gern in den Tiefen des Prog und bestaunt moderne Ansätze zu Rock und Metal.

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