2023 ist mitten im heißen Festivalsommer. Auch wenn dank der Corona-Zeit viele Veranstalter hinschmeißen mussten, läuft es bei anderen doch wie gewohnt und ohne Masken und Mindestabstand. Da einige von euch sicherlich noch das ein oder andere gute Album für die Hin- und/oder Rückfahrt suchen, haben wir vom Rockmagazine euch die wärmsten Empfehlungen der Redaktion in einem Beitrag zusammengestellt!
Olli C.:
Für mich war das neue Album von Lordi die große Überraschung der ersten Jahreshälfte 2023.
Zwar waren Lordi in den letzten Jahren fleißig in Sachen Plattenproduktion (da die finnischen Monster im durchschnittlichen Zweijahrestakt brav ablieferten), jedoch blieben die großen Hits aus. Mit „Screem Writers Guild“ liefern die Gruselrocker ein fettes Album mit coolen Riffs und tollen Melodien ab.
Nach dem Motto „in der Kürze liegt die Würze“ wollen Wardress mit dem neuen Longplayer ihre Botschaft in fast 40 Minuten mit acht Songs auf Vinyl auf den Punkt bringen. Der Plan geht auf, denn „Metal ‚Til the End“ scheint geradezu ein zeitloses Werk ganz im Stil der alten Helden wie Priest und Saxon zu sein. Spannende Lyrics und riffblutende Songs machen das Album zu einem Thrash– Erlebnis
Thomas:
Die bisherige Neuentdeckung des Jahres war die finnische Band Excalion, die mich mit ihrem sechsten Album „Once Upon A Time“ mal so richtig aus den Socken gehauen hat. Erstklassige melodische Powergranaten, tolle Hocks, geile Riffs und mit Marcus Lång haben Excalion auch einen erstklassiger Sänger an Bord. Die 11 Song machen das Scheibchen zu einem echten Hörgenuss: Mal kräftig schneller Power Metal, mal im Midtempobereich angesiedelt, auch die Balladen überzeugen. Ein Album ohne Schwachpunkt. Bleibt zu hoffen, dass Excalion mit „Once Upon A Time“ der Durchbruch gelingt. Die Sterne stehen auf alle Fälle gut für die Finnen!
Bereits seit 1986 bin ich leidenschaftlicher Fan dieser US-Metaller, die mich nach ihrem geilen Comeback-Album 2018 auch mit ihrem vierten Album „When Angels Kill“ absolut überzeugen konnten. Nur 4 Scheiben in 35 Jahren (!), bei Fifth Angel gilt eben Klasse statt Masse. Das Konzeptalbum braucht Vergleiche zu Queensryches „Operation Mindcrime“ nicht zu scheuen: bester melodischer Power Metal, der die Ur-Trademarks der Band gekonnt mit einem kraftvollen, modernem Sound zu einem wahren Kracheralbum verbindet. Auch der neue Frontmann Steven Carlson passt perfekt zu Fifth Angel und man stellt sich berechtigt die Frage, warum diese Wahnsinsstimme nicht schon früher mal in Erscheinung getreten ist.
Auch im Deutschrock hat mich eine Band im ersten Halbjahr geflasht: Universum 25 konnte mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum und ihrer gelungenen und eigenständigen Mischung aus Deutschrock, etwas NDH, eine Prise Punk und jeder Menge Elektrosounds genau ins Schwarze bei mir treffen. Obwohl die deutsche Supergroup um In Extremo Frontman Michael Rhein sich bei ihren sozialkritischen Texten nicht scheut, den Finger in so manche große und kleine Wunde der heutigen Zeit zu legen, schafft sie es trotzdem nicht ständig nur den Zeigefinger zu heben, sondern hat ein sehr abwechslungsreiches und unterhaltsames Album erschaffen, das mit seinen einprägsamen Refrains sogar gute Laune versprüht und gar zum mittanzen animiert. Ihr eigenständiger Soundmix dürfte alle Fans der beteiligten Bands In Extremo, Dritte Wahl, Fiddlers Green, Eisbrecher und Slime begeistern.
Christian B.:
Meine bisherigen Favoriten des Jahres starten mit Arrayan Paths „Thus Always To Tyrants“, einem klassischen Power Metal-Album, das im Ganzen gehört werden will, denn hier gibt es keinen Hänger. Schnörkellos und dennoch Abwechslungsreich, so macht dieses Werk vom ersten bis zum letzten Ton Spaß.
Der nächste Eintrag ist Asylum Pyre mit „Call Me Inhuman (The Sun – The Fight – Part 5)“, denen ein frisches und gewagtes Album im Genre Power Metal gelungen ist. Die Band hat keine Angst vor poppigen Klängen, Flamenco und Synthie-Einsätzen. Anspieltipp: Happy Deathday
Patrick:
Das aktuelle Jahr war für mich bisher tatsächlich nicht so ergiebig wie erhofft oder erwartet. Dafür haben mich gerade Gamesoundtracks vermehrt gefesselt, so läuft der Soundtrack von Chained Echoes des öfteren und quasi immer die Musik der The Legend Of Zelda-Reihe. Natürlich möchte ich die wenigen bisherigen Highlights aber dennoch hervorheben.
Wenig überraschend haben mich Enter Shikari mit ihrem neuen Album „A Kiss for the Whole World“ wieder vollends überzeugt. Mit einem Querschnitt aus ihrem bisherigen Stilen servieren die Briten hier womöglich ihr, in aller Kürze, spannendstes Album bisher. Enter Shikari sind bekannt nicht ihre Vergangenheit zu vergessen und das stellt „A Kiss for the Whole World“ eindeutig wieder unter Beweis. Ich bin auch immer noch der Meinung das Giant Pacific Octopus (i don´t know you anymore) der stärkste Song der gesamten Diskographie ist. Das neue Album hebt Enter Shikari für mich auch nun endgültig auf ein Level mit Queen, nächste Hürde The Beatles, wenn die Band aber so weiter macht schafft sie das auch noch.
Auch wenn Enter Shikari die volle Punktzahl abgestaubt haben ist mein bisheriges Album des Jahres aber das Debut Album von EMMERICH. „LIFE SUCKS“ ist ein unfassbar persönliches Album, das mit jedem Song eine kleine Geschichte aus dem Leben von Moritz Hammrich erzählt. Komplett ehrlich. Stilistisch stark schwankend zwischen Punk, Pop-Punk und einer Prise Hardcore konnte mich EMMERICH total verzaubern und tatsächlich nachhaltig mehr abholen als die bisherigen Alben von Blackout Problems (Moritz ist hier Gitarrist). Die ehrlichen Worte gehen durch Mark und Bein. Obendrauf konnten mich EMMERICH und die Blindschleichen live enorm überzeugen, gerade durch das Live-Debüt von Mama + Papa. Moritz ist ein toller Musiker, der mit „LIFE SUCKS“ ein unfassbar starkes Album veröffentlicht hat und immer noch auf Dauerschleife läuft.
Elias:
Die erste Überraschung von 2023 war das hier: ein durchweg gutes Babymetal-Album! Die bisherigen Werke der Band beinhalteten immer ein Spektrum von erstklassigen Hits bis skurrilen Experimenten, aber „The Other One“ ist anders. Die skurrile Seite von Babymetal klingt nicht nur hörbar, sondern geradezu genial, doch auch der klassischen „Anime Opening-Metal“ der Band wird nicht vernachlässigt, sondern mit gutem Material gefüttert. So entsteht eine bunte Galerie aus Tracks, die den Hörer von ersten Tönen des hymnischen METAL KINGDOM bis hin zum Ende des melancholischen Closers THE LEGEND fesselt und als Fan der Gruppe zurücklässt.
Normalerweise bin ich nicht derjenige, der für unsere Listen die Power Metal-Alben beisteuert (wie man oben gut sehen kann), aber dieses Jahr hat mich diese Platte nicht mehr losgelassen: das Debütalbum von Angus McSix ist, bis auf das trashige Albumcover, einfach unglaublich! Mit kompakter Abmischung, fettem Orchester und Ohrwürmern bis zum Abwinken, konnte die Band um Ex-Gloryhammer-Frontmann Thomas Winkler und Orden Ogan-Mastermind Sebastian Levermann mein Herz gewinnen. Die Songs klingen episch, heavy und haben alle ihre eigene Identität. Vom Elektro–Pop-Partyhit Laser-Shooting Dinosaur bis zum emotional-hymnischen The Key To Eternity trifft jeder Song ins Schwarze!
Sleep Token haben ja schon immer gute Musik produziert, aber „Take Me Back To Eden“ beinhaltet nur das Beste vom besten. Das Modern Metal-Gespann aus dem vereinigten Königreich schöpft aus den verschiedensten Genres von Rap bis Pop, liefert die härtesten Songs ihrer Karriere und kontrastiert diese mit akustischen, elektronischen oder jazzigen Abstechern. Mit dem Finale wird nochmal auf jede erdenkliche emotionale Tränendrüse gedrückt. Wer das (vermummte) Gesicht von harter Gitarrenmusik im Jahr 2023 noch nicht kennt, sollte das schnellstmöglich nachholen, denn die Jungs sind bereits auf dem Weg nach ganz oben und lassen sich durch nichts aufhalten!
Mal sehen, was die zweite Hälfte von 2023 bereithält und ob ein paar wenige aus der Flut der noch erscheinenden Alben einen Platz in der Liste am Ende des Jahres ergattern können!