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Interview

Von 110 Konzerten, vielen Traktoren, dem neuen THE GRANDMASTER-Album, der Zukunft und den guten alten Zeiten – Interview mit Jens Ludwig von The Grandmaster / Edguy

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Mitte Oktober wurde über Frontiers-Records das tolle Debutalbum von THE GRANDMASTER mit dem Titel `Skywards` veröffentlicht. Ein kleines Meisterwerk für alle Fans von gut gemachtem Hardrock bzw. melodischen Metal mit dem relativ unbekannten brasilianischen Sänger Nando Fernandes am Micro und Jens Ludwig von EDGUY an der Gitarre. Komplettiert wird die Band von Alessandro Del Vecchio am Bass und den Keyboardss owie Mirkko De Maio an den Drums. Das Review könnt ihr hier nachlesen.

Ich hatte am letzten Samstag die Gelegenheit sehr ausführlich mit einem gut gelaunten Jens Ludwig über Corona, seine über 100 gespielten Konzerte 2021, die Entstehung des neuen Album `Skywards` und seine Zukunftspläne zu quatschen.

Rockmagazine (RM):

Hallo Jens, schön, dass du die Zeit gefunden hast, mit mir am Wochenende dieses Interview zu führen. Wie geht es dir in dieser verdammten Corona Zeit, wie verbringt man in diesen Zeiten als Profimusiker seinen Alltag?

Jens:

Ich bin einer der glücklichen Ausnahmen. Natürlich hatte ich in der Coronazeit wie jeder andere auch zu knabbern. Vor allem diese ganzen Kopfgedanken, die kannst du natürlich nicht ausschalten, weil du nicht genau weißt, verdammt, wie geht es jetzt weiter? Ich war aber in der glücklichen Lage, dass ich in der ganzen Pandemie beschäftigt war. Irgendwie lief´s bei mir, ich gebe u. a. online Musikunterricht und spiele zum einen in einer sehr kreativen Band, die vor nichts zurückschreckt, um Konzerte zu spielen. Ich hab seit Mai insgesamt 110 Konzerte gespielt …

RM:

. bei den Dorfrockern ?

Jens:

… ja genau, da muss ich heute Abend auch wieder hin. Ich mach das jetzt seit 4 Jahren bei der Kapelle, dass ich Teil der Liveband bin. Und jetzt in der Coronazeit war es rückblickend wie ein Sechser mit Zusatzzahl im Lotto für mich. Wir waren so viel unterwegs und haben so viel gespielt, dass ich glücklicherweise nie ernsthaft an den Punkt gekommen war, mir überlegen zu müssen, doch mal was anderes machen zu müssen. Von daher bin ich megahappy! Das muss man deshalb auch so annehmen und begreifen, dass das eine absolute Ausnahme ist, was mir gerade passiert.

Ich krieg das ja bei allen Kollegen, die so Working-Musicans sind, die so bei Bands spielen und die dann schauen, wo sie bleiben. Die sind dann schon auch mal etwas verzeifelt. Viele finden dann so eigene Wege, was extrem cool ist, aber andere sind dann irgendwann echt durch und es geht nicht weiter.

Von der Seite her geht es mir echt sehr, sehr gut, ich kann echt nicht klagen. Ich freu mich praktisch schon aufs neue Jahr, da sieht es auch schon ganz gut aus. Ich hab da schon 1-2 Projekte am Start, von daher wird’s mir nicht langweilig.

RM:

Ich hab gelesen, dass bei dir die staatliche Unterstützung im Rahmen des Corona-Hilfsfonds ja ganz gut funktioniert hatte, was nicht bei allen Musikern selbstverständlich war.

Jens:

Ich hab`s hautnah erlebt. Ein tolles Beispiel: Wir sind 3 Mitglieder in einer Band, wir machen alle das Gleiche. Wir kommen aus 3 verschiedenen Bundesländern und haben alle letztes Jahr die Corona‑Soforthilfe beantragt – mit drei unterschiedlichen Ergebnissen. Da kann man schon nachvollziehen, dass manche Leute irgendwann den Kopf in den Sand stecken und dann irgendwann sagen „Leck mich am Arsch mit der ganzen Scheiße“ und „lasst mich einfach in Ruhe“.

Aber das hilft ja nichts, man muss ja irgendwie weitermachen und schon schauen, wo man bleibt. Und wie es aussieht, wird uns das ganze Thema ja noch eine ganze Weile begleiten.

Man wünscht sich als Fans oder auch als Musiker natürlich, dass wieder alles wird wie vorher. Aber wir sind ja mit den Dorfrocker jeden Tag in einem anderen Bundesland unterwegs, und da haben wir es diesen Sommer selbst erlebt, dass 2 Tage vorher gesagt wurde, wir können den Auftritt jetzt doch nicht machen. Das hat bei uns insgesamt recht gut funktioniert, da wir recht flexibel sind und das Ganze mit „kleinem Besteck“ durchziehen, aber ich kann natürlich auf der anderen Seite auch jeden Veranstalter verstehen, der sagt, „Leute, unter den Bedingungen, wenn ich das mache und es geht schief, dann bin ich Pleite, ich kann´s nicht machen“. Von daher hab ich schon Verständnis für alle, die was machen können, aber aus persönlichen oder aus gesellschaftlichen Bedenken dann doch die Finger davon lassen. Wir sitzen schließlich alle im gleichen Boot. Da versucht man halt, auch wenn mit begrenzen Mitteln und soweit es geht, sich gegenseitig zu unterstützen und gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen.

RM:

Mit den Dorfrockern seid Ihr ja fleißig unterwegs und spielt mit der Band vor Traktoren und landwirtschaftlichen Maschinen. Man fragt sich natürlich, wie kann man davon überleben, die Konzerte werden ja sicherlich nur im kleinen Rahmen stattfinden. Ist das überhaupt finanziell tragbar?

Jens: Das funktioniert nur, wenn man sich zusammenrauft. Da gab es schon Meetings, wo vorher einiges besprochen wurde: „Wir haben jetzt folgende Möglichkeiten. Wir können jetzt das machen oder haben diese Möglichkeiten“. Wir fahren jetzt ja mit eigener Bühne durch die Lande, und das ist extrem viel Eigenleistung, muss ich schon sagen. Mit den drei Hauptakteuren sind wir 6 Mann in der Band, plus 2-3 Techniker. Damit rocken wir dann die komplette Veranstaltung. Natürlich haben wir gesagt, wir müssen alle ein bisschen zurückschrauben, haben die Gagen reduziert und jeder muss sich etwas zurücknehmen, damit wir als Einheit auf die Straße können. So hat das tatsächlich auch funktioniert. Anders würde das auch nicht gehen, denn die Band muss natürlich sonst bei jedem Konzert die Rechnung aufmachen, können wir das machen oder legen wir drauf. Es ist wirklich eine Mischkalkulation, aber wir haben uns im Vorfeld zusammengesetzt und haben gesagt, ja, wir machen, was geht. Und das Ergebnis hat uns gezeigt, dass es in unserem Fall so funktioniert. Da bin ich megahappy.

Ich mach das jetzt das 5. Jahr bei der Band. Ich spiel nur in der Liveband und dann geh ich wieder. Das ganze letzte Jahr war schon eine Skurrilität, die du auf deiner Bucketliste abstreichen kannst. Wie viele Leute erleben sowas schon, das versuche ich mir immer vor Augen zu führen. Wenn ich in 10 Jahren darüber erzähle, dass ich im Jahr 2021 vor knapp 20.000 Traktoren gespielt habe, dann ist das eine Story, die kein Mensch je wieder vergessen wird. Und allein das ist es, was die Sache für mich relevant macht. Das ist einfach ne geile Aktion, die ich einfach miterlebt haben muss. So ein bisschen Idealismus ist natürlich auch dabei, irgendetwas erleben zu wollen … so sehe ich das. Ich habe damit die Möglichkeit, in Universen einzutauchen, die ich mir nicht erträumt hatte, dass es sie überhaupt gibt. Und daher nehme ich das jetzt einfach mit und erfreu mich an den ganzen Skurrilitäten, die mir jeden Tag begegnen.

RM:

Das hört sich doch sehr positiv an. Wie fühlt man sich denn als waschechter Metaller, wenn man bei den Dorfrockern anheuert. Ist doch ganz andere Musik als man es von dir von Edguy her kennt. Machst du das eher aus finanziellen Gründen und sagst Du dir, besser das als gar nichts?

Jens:

Selbstverständlich, natürlich hat das in erster Linie finanzielle Gründe. Ich bin bei den Dorfrockern hauptsächlich als Bassist tätig.

Für mich war das damals, als ich bei Ihnen anfing, so, dass Edguy gerade im Umbruch war, und ich wollte einfach Musiker bleiben. Ich hab eine Anzeige aufgegeben, so „professioneller Gitarrist sucht Aushilfsjob“, so kam der Kontakt zustande. Dann haben mich die Jungs angeschrieben, die dann meinten„wir suchen zwar keinen Gitarristen, aber vielleicht kannst du auch Bass spielen“, und so kam eins zum anderen. Ganz ehrlich, ich steh lieber auf der Bühne als etwas anderes zu machen. Musikalisch war ich ja die ganze Zeit schon auf vielen Baustellen unterwegs. Ich hab schon in einer Iron Maiden Tribute-Band gespielt, immer wieder in der Radio Bob-Coverband. Von daher war`s jetzt kein komplettes Neuland für mich. Ich muss sagen, wenn du die richtigen Musiker neben dir hast – so wie ich in diesem Fall als Bassist – der Schlagzeuger ´nen richtigen Bumms hat und auch ein bisschen rockt, dann macht das auch richtig Spaß. Und das klingt live dann ganz anders, auch wenn die CDs schon nach Mallorca-Mucke klingen. Das ist live dann ´ne Band, das darf dann auch schon mal knallen. Die Jungs sind echt wirklich entspannt. Es gibt keinen Dresscode und die Ansage ist auch, wir wollen das live etwas rockig haben! Dann gibt man Gas, und das ist dann auch kein Widerspruch für mich. Ich bin Musiker und will auf der Bühne stehen und will Musik machen, viel lieber als was Anderes. Die Möglichkeit hab ich jetzt und deshalb mach ich das auch, es gibt schließlich deutlich schlechtere Jobs.

Was für mich noch wichtig war, als ich bei der Band eingestiegen bin, ich hab jederzeit die Möglichkeit, mich anderweitig zu beschäftigen. Ich hab deshalb einen festen Ersatzmann. Für mich war wichtig zu sagen, „Jungs, ich kann das machen, aber ich brauch die Möglichkeit, meinen eigenen Kram zu machen. Ich muss selbst kreativ sein können und musikalisch das machen, was mir auch Bock macht. Wenn wir das unter einen Hut bringen, dann ist das perfekt“. Und so läuft das jetzt. Wenn ich irgendwelche Touren habe, sei es mit EDGUY oder wenn ich meine eigenen Sachen mache, dann ist da mein Ersatzmann und springt ein. Dann sind alle happy und alles ist perfekt. Ich hab keinen Grund zu klagen.

RM:

Du sprichst gerade EDGUY an. Um EDGUY ist es recht ruhig geworden und die Band befindet sich anscheinend in einer Art Dornröschenschlaf. Tobi konzentriert sich zur Zeit wohl eher auf AVANTASIA, da dort vermutlich größerer Erfolge zu erwarten sind und mehr Umsatz generiert werden kann, da die Band wohl auch etwas breitentauglicher ist. Ich hoffe mal, dass EDGUY nicht ganz gestorben ist und nur im Schlafmodus darauf wartet, dass alles wieder zum Leben erweckt wird.

Jens:

Ja, Dornröschenschlaf als Vergleich, das trifft´s ganz gut. Also gestorben sind wir nicht, hoffe ich zumindest nicht. Aber ich sehe im Moment nicht, wann und wie es weitergehen könnte. Man wartet darauf, dass irgendetwas passiert, wir wissen aber auch nicht genau, auf was. Im Moment ist die Situation halt so wie sie ist.

Ich für meine Person kann sagen, dass ich in der glücklichen Position bin, dass es auch ohne EDGUY läuft. Aber ich finde es natürlich schade, dass gerade nichts passiert. Das hat uns ja doch all die Jahre begleitet! Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

Ich denke, dass im nächsten Jahr nichts passieren wird. Aber darüber hinaus weiß ich nicht, was kommen muss, damit man mal wieder irgendwelche Ziele definiert … ja, Dornröschenschlaf gefällt mir.

RM:

EDGUY und AVANTASIA ist ja meist auf Tobi fokusiert, du als Gründungsmitglied stehst dabei eher im Hintergrund. Wenn bei Tobi nichts geht, wird vermutlich wenig passieren. Steht ihr aktuell im Kontakt zueinander oder lebt eher jeder sein Musikerleben?

Jens:

Eher Letzteres, mit sporadischen Kontakten. Natürlich laufen im Hintergrund immer Dinge, um die man sich kümmern muss. Auch bei EDGUY, wenn nichts passiert.

Da sind z. B. der Re-Release von `Savage Poetry`, da muss man sich schon etwas drum kümmern. Es ist nicht so, dass absolute Funkstille herrscht, aber im Grunde macht schon jeder sein eigenes Ding, alles Weitere bleibt offen.

RM:

Kommen wir zu deinem neuen Projekt THE GRANDMASTER. Das Album hat mich gleich beim ersten Anhören total begeistert (Das Review findet ihr hier) und läuft auch jetzt noch mehrmals die Woche. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Frontiers und Ihrem Chef Serafino Perugino bei diesem neuen Projekt?

Jens:

Ja, es ist ein neues Projekt von Serafino. Sie haben mich kontaktiert und angefragt „Hey, Jens, wir haben da ein neues Projekt am Start. Es ist geplant mit einem brasilianischen Sänger, hättest du da Interesse, Gitarren beizusteuern?“. Natürlich hatte ich Bock! Prinzipiell macht mir sowas Spaß, und das Timing hatte auch gepasst. Ich hatte mich schon über die Anfrage gefreut und natürlich wollte ich die Sachen auch noch hören. Die Songs waren schon fertig, es existierten schon Demos. Diese waren von Allesandro (Del Veccio), dem Produzenten und Keyboarder und Bassisten eingesungen. Es ist tatsächlich so, die ersten beiden Songs, die ich gehört habe, waren`True North` und `Lunar Water´. Und mit diesen beiden Songs war für mich klar, booaah, das ist mega. Das hat mich komplett abgeholt, ich fühlte ich mich sowas von zuhause.

Seit dem Moment war mir klar, das mache ich. Spätestens, als Nando dann gesungen hat, hatte es dann dem Ganzen noch die Krone aufgesetzt. Ich hab mich auch gefragt, wo war der Typ die ganzen Jahre? Ich hatte den nicht auf dem Schirm.

Ich bin echt happy, weil die ganze Zusammenarbeit so leicht von der Hand ging, es hat alles funktioniert, es war alles total entspannt. Die Kommunikation war einfach super, die ganze Arbeit war perfekt. Das Vertrauen von Frontiers und auch von Alessandro war da dahingehend, dass sie mir sagten „wir möchten, dass du da Gitarre spielst. Mach einfach, was du für richtig hältst, das wird schon passen“.

Das hat einfach tierisch Bock gemacht und ich bin auch mit dem Ergebnis voll zufrieden. Klar ist das Ganze jetzt mal als Projekt gestartet, aber ich bin da echt optimistisch. Ich hab mich schon mit Alessandro kurzgeschlossen und auch schon Ideen für ein mögliches zweites Album ausgetauscht. Dann wird, wovon ich mal Stand jetzt ausgehe, das Ganze noch mehr Bandcharakter haben und ich werde auch beim Songschreiben beteiligt sein. Wir werden auch etwas zusammen schreiben und dann besteht sicherlich die Möglichkeit, dass man aus dem Projekt eine Band entwickeln kann. Ich bin da echt guter Hoffnung.

RM:

Heute ist das ja gang und gebe, dass man sich Files per Internet zusendet und dann die Songs zusammenbastelt. Wenn die Songs fertig waren, konntest du noch eigene Einflüsse einbringen?

Jens:

Klar, die Grundstruktur war schon vorgegeben, wie natürlich die Harmonien, die Akkorde und Melodien. Trotzdem hatte ich noch Freiheiten mit dem, was ich mache. Wie ich z. B. einen Akkord spiele und ob ich noch ein Riff irgendwo draufbastle. Alles, was ich meinte, dass das passen könnte, das lag bei mir.

Ich bin ja diese Arbeitsweise auch schon von manchen EDGUY-Songs gewohnt gewesen. Da kam es auch vor, dass Tobi und Sascha (Paeth) einen Song vorproduziert hatten, und man spielt sie mit kleinen Veränderungen einfach nur noch nach. Das war nicht neu für mich und damit komme ich auch klar. Aber ich hatte trotzdem noch so viel Input, dass ich für mich total happy bin. Ich habe alles gegeben und bin mit dem Ergebnis voll zufrieden.

Es ist ja in Aussicht, dass ich bei den nächsten Songs dann mehr mit eingebunden bin.

RM:

Wie waren die internationalen Reaktionen auf `Skywards`?

Jens:

Durchweg positiv! Natürlich schreiben manche, „das ist ein weiteres Frontiers-Projekt“, das wussten wir schon vorher. Aber prinzipiell habe ich den Eindruck, dass Leute, die sich mit dem Album beschäftigen, schon sagen, das ist auf jeden Fall coole Mucke. Die Kombination hat schon ihre Daseinsberechtigung.

Mich persönlich freut besonders, dass viele Leute schreiben, „cool, dass du überhaupt noch irgendwie Musik machst, das haben wir gar nicht mehr auf dem Schirm gehabt“. Das freut mich und motiviert mich, wieder mehr anzugreifen.

Aktuell sind noch ein, zwei andere Projekte in der Mache. Ich freue mich schon auf nächstes Jahr, da wird dann auch einiges von mir zu hören sein.

RM:

`Skywards` ist ein erstklassiges Debut-Album geworden, was sich positiv von den vielen Frontiers-Bands abhebt, die oftmals mit AOR- oder keyboardlastigen Sound recht ähnlich klingen. THE GRANDMASTER sticht aus der Masse der Bands dank der hervorragenden, kräftigen Stimme von Nando Fernandes und deinen metallischen Riffs doch deutlich hervor.

Jens:

Ich stehe dem positiv gegenüber. Auch wenn manche Kritiker die Frontiers-Projekt zunächst kritisch begutachten, dem kann ich in dieser Situation nur sagen: Hey Leute, da kommt in der Corona-Pandemie ´ne Plattenfirma, die diversen Musikern sagt „hey Leute, wir haben ´nen Job für euch, wollt ihr zusammen ein Platte machen?“ Das allein find ich schon gigantisch. Für mich war`s einfach Gold wert, und für alle anderen sicher auch. Jeder freut sich doch, wenn er so ´ne Anfrage bekommt.
Wenn man das dann entspannt sieht, für mich war`s ne geile Herausforderung, mit neuen Leuten was Vernünftiges auf die Beine zu stellen, und dafür noch bezahlt zu werden. Geil, was gibt es Besseres? Und zu tun hatte ich in der Pandemie eh nichts.

RM:

Kommen wir zu den Songs. Wenn alles schon fertig war, gab`s da inhaltlich einen roten Faden? Wenn ich sehe, was Alessandro so alles veröffentlicht, da müssen einem doch auch mal irgendwann die Ideen ausgehen und man greift in die Schublade mit den Standardthemen.

Jens:

Soweit ich weiß, holt sich Alessandro auch Unterstützung beim Schreiben der Songs. Auch bei THE GRANDMASTER sind einige Songs dabei, wo andere Leute mitgeschrieben haben. Ich persönlich ziehe da meinen Hut, weil ich keine Texte schreiben kann. Ich mag das nicht und es fällt mir total schwer, da auf was zu kommen, über das ich mich in einem Lied mitteilen möchte. Auf der anderen Seite gibt es Leute, die schütteln einfach was aus dem Ärmel. Und Alessandro ist so ein Typ. Ich muss sagen, er hat einfach das Talent dazu, da habe ich Respekt davor. Und solange ich mich persönlich in den Songs wiederfinden kann. Das Album ist zwar kein Konzeptalbum, da steht jeder Song für sich selbst. Aber gerade Songs wie `The Tempest` oder `Skywards`, das sind Texte, in denen man sich ein Stück weit wiederfinden kann. Sie sind zwar allgemein gehalten, aber du kannst dich damit identifizieren, das ist wichtig. Manchmal reicht ein Satz, der dich mitreißt, den du nachvollziehen kannst, und dann du bist drin. Wenn du das Gefühl hast, dann passt das und dann kann nichts mehr schiefgehen. Mir persönlich waren Texte noch nie so super wichtig, so lange es musikalisch passt. Natürlich soll es keine totale Grütze sein, was textlich abgelassen wird, aber für mich waren Texte eher zweitrangig. Ich seh das dann so, wenn der Text dann den Nagel noch auf den Kopf trifft, dann ist das für mich das I-Tüpfelchen für die Musik und den Song.

RM:

Wie sieht es mit Live-Aktivitäten aus. Ist da schon was geplant, eventuell auf den Frontiers-Festival in Mailand?

Jens:

Aktuell ist da überhaupt nichts geplant. Ganz ehrlich, corona-bedingt haben wir uns selbst für den Videodreh oder die Fotos nicht getroffen. Jeder hat für sich in Eigenregie seine Aufnahmen selber gemacht und das wurde dann später zusammengefügt. Es ging einfach nicht anders. Nando kam einfach nicht aus Brasilien raus und wir nicht rein. Von daher halten wir uns mit Planungen für Live-Auftritte zurück und schauen, wie sich die ganze Geschichte noch entwickelt. Ich hätte auf jeden Fall Bock, und ich glaube auch, dass die Songs live saugut funktionieren würden. Sie sind zwar … schlicht ist vielleicht ein blödes Wort …, aber sie sind nicht kompliziert, machen Spaß und gehen halt live voll auf die 12. Das würde sicherlich megagut funktionieren. Aber schauen wir einfach mal, was die Zukunft bringt.

RM:

Was gibt es zu den bereits angesprochenen anderen Projekten zu berichten, von denen du am Anfang gesprochen hast und auf die wir uns nächstes Jahr freuen dürfen. Kannst du uns dazu schon was Genaueres erzählen?

Jens:

Nein, das will ich nicht. Das mach ich erst, wenn es so spruchreif ist, dass man alles fertig hat. Sonst besteht die Gefahr, dass man was ankündigt, das dann nicht passieren wird.

Ich hab jetzt auch den passenden Sänger für meine Songs gefunden. Wir sind jetzt am Arbeiten und in den letzten Zügen, um die Platte fertigzustellen. Ich hoffe, dass ich damit spätestens im Frühjahr auf die Straße und an die Öffentlichkeit gehen kann.

Bis dahin bitte ich noch um etwas Geduld.

RM:

Wird das dann die Jens Ludwig-Band werden?

Jens :

Nein, ich wünsch mir schon ´ne richtige Band, das will ich auch! Ich bin nicht der Typ, der alles allein machen kann und will. Ich brauch einfach auch den Austausch, ich will diese soziale Komponente. Das habe ich in den letzten Jahren gemerkt, das ist mir extrem wichtig beim Musik machen. Wenn ich muss, kann ich zwar schon alleine, aber es macht halt einfach nicht so viel Spaß. Ich bin nicht so der Professortyp, der in seinem Kabuff alles zusammenschraubt, sondern ich möchte mit Menschen zusammen Musik machen, zusammenarbeiten, den Austausch und auch ein anderes Input haben. So stelle ich mir ´ne Musikgruppe vor. Und wenn ich dann was mache, dann will ich das auch genauso haben.

Ich hatte gerade kürzlich die Situation, dass ich mit einem Sänger im Keller zusammensaß mit Akustikgitarre – und zack, kamen ein paar Ideen dabei raus. Das wäre vermutlich anders nicht so passiert.

RM:

Wenn du zurückblickst auf deine Anfänge deiner Musikerkarriere, was vermisst du in der heutigen Zeit am meisten? Heutzutage ist ja alles so schnelllebig. Ständig kommen neue Platten und man hat nicht mehr die Zeit wie früher, ein neues Album intensiv zu hören, es wochenlang rauf und runter zu nudeln. Was war früher deiner Meinung nach wirklich besser?

Jens:

Ich hab ja den Umbruch komplett miterlebt. Als ich die ersten CDs gekauft habe, da kamen gerade die ersten CDs raus, das war alles brandneu auf den Markt. Das war das Ding damals. Ich habe somit von der CD über MP3 die ganze Entwicklung live als Fan und betroffener Musiker komplett miterlebt. Ich bin schon an mancher Stelle manchmal etwas wehmütig und kann den heutigen Musikkonsum in dieser Art nicht nachvollziehen, da ich das wie du vermutlich auch anders gelernt habe. Früher habe ich mein Taschengeld zusammengespart und mir ´ne CD gekauft, und die lief dann 3 Monate lang. Ich konnte jeden Song auswendig, man hat das ja praktisch aufgesogen. Musik hatte einfach einen anderen Stellenwert. (Anm. der Red.: Jens spricht mir aus der Seele)

Ich kann es auch nicht nachvollziehen, wie man sich Festplatten voll mit Musik austauscht, so in der Art „hey, ich hab hier 8000 MP3s, hör mal da rein“, das kann ich nicht verstehen. Aber wahrscheinlich konnten unsere Eltern unseren Musikkonsum auch nicht nachvollziehen. Daher nehme ich es halt so wie es ist.

Ich hab da auch echt keinen Überblick mehr, was heute alles rauskommt, da bin ich etwas raus. Ich freue mich schon, wenn Bands, die mich interessieren, etwas Neues rausbringen. Ich muss mir die Sachen dann aber raussuchen.

RM:

Was mich als Musiker noch dazu etwas ärgert, das ist der Fluch und Segen, was die technischen Möglichkeiten angeht. Es ist natürlich ein Segen, es vereinfacht vieles mit den vielen technischen Möglichkeiten beim Produzieren einer Platte. Aber im Umkehrschluss führt es dazu, dass im Prinzip Talent nicht mehr besonders wichtig geworden ist. Mit den technischen Hilfsmitteln kann heutzutage jeder ein vernünftig klingendes Album veröffentlichen, ohne das besonders viel musikalischer Background oder Können vorhanden sein muss.

Das wurmt mich selbst ein bisschen, da ich aus einer anderen Generation komme. Als wir angefangen haben, da musstest du deinen Scheiß halt im Studio spielen können. Da hattest du keine Zeit im Studio, da hattest du auch keine Zeit, alles Zuhause zu machen. Du bist ins Studio gegangen, das war arschteuer und du musstet gut vorbereitet sein, dass du deinen Kram in ein paar Stunden eingespielt hast, sonst hätte dich das pleite gemacht. Diese Herangehensweise fand ich doch ganz cool, weil du erst was gemacht hast und bist erst ins Studio, wenn du safe warst und wusstest, dass was Vernünftiges dabei rauskommt. Das ist heutzutage etwas anders. Fluch und Segen wie bei allem.

Kurz und Knackig“-Fragerunde

RM:

Zum Abschluss habe ich noch ein paar kurze und knackige Fragen zu deinem Musikgeschmack:

Kaufst du dir heute noch Vinyl oder bist du eher CD-Anhänger?

Jens:
CD. Vinyl ist leider irgendwie total an mir vorbeigegangen bis jetzt. Ich kauf mir zwar regelmäßig Vinyl, aber eigentlich wegen der Cover oder limitierte Sachen. Ich hab nämlich gar keinen Plattenspieler.

RM:

Welches war dein erstes Album und welches Scheibe hast du dir gerade erst gekauft?

Jens:

Mein erstes Album, da bin ich mir gar nicht mehr 100prozentig sicher. Entweder `OU812` von VAN HALEN oder das Debut von SKID ROW, das waren meine ersten beiden CDs.

Das letzte Album? Ich hab mir vor 3 Wochen ´ne BILLY TALENT-Single gekauft, ist aber kein Album. Das letzte Album, fällt mir gerade nicht ein, da müsste ich im Verlauf nachschauen.

RM:

Welche 3 Alben sind für dich für den berüchtigten Inselaufenthalt gesetzt?

Jens:

Boa, überhaut keine drei, ich bin so ein Typ, mich kannst du auch mit Meeresrauschen extrem glücklich machen. So gut jedes dieser 3 Alben ist, auch ein `Operation Mindcrime` wird nach dem 1000. Mal irgendwann vielleicht einmal langweilig. Und die `Keeper of the Seven Keys, Part 2` von HELLOWEEN und die `Seventh Son of a Seventh Son’ von IRON MAIDEN vielleicht auch, aber das wären so die drei.

RM:

Was sind deine 3 absoluten Lieblingsbands?

Jens:

IRON MAIDEN, AC/DC und was Aktuelles … da steh ich total auf BILLY TALENT.

RM:

Wer ist für dich dein ganz persönlicher Gitarrengott, dein großes Vorbild?

Jens:

Eddy Van Halen, logisch, der ist einfach jenseits von Gut und Böse. Und jemand, der mich tatsächlich von Anfang an extrem beeinflusst hat, war in der Tat Kai Hansen.

Van Halen war leider eine der Bands, die ich nie live sehen durfte. Ich war gerade nachts im Auto auf dem Heimweg von einem Auftritt, als ich im Radio vom Tod von Eddy Van Halen gehört habe. Ich hätte nicht gedacht, dass mich der Tod einer mir persönlich unbekannten Person so mitnimmt, das hat mich überrascht und geschockt.

RM:

Welche Band hast du privat bislang am häufigsten live besucht und hast dir ein Ticket gekauft? Also nicht im Rahmen deiner eigenen Auftritte.

Jens:

Ich glaube, das war BLIND GUARDIAN. Das liegt aber auch daran, dass die früher immer in meiner Heimatstadt Fulda getourt haben. Das war eine Band, die ich total abgefeiert habe, als ich jung war. Ich war da auch im Fanclub und bin zu den Konzerten gefahren. Das müsste in der Tat die Band sein, für die ich mir die meisten Tickets gekauft habe.

RM:

Was ist dein größter Schatz in deiner Musiksammlung?

Jens:

Ich hab noch ´ne BLIND GUARDIAN Vinyl-Ausgabe von der `Tales from the Twilight World` von No Remorse-Records. Ich glaub, die ist schon selten.

RM:

Was war dein bisheriges Highlight in deiner Karriere?

Jens:

Oh, da gibt es ganz, ganz viele. Ich sag mal, es sind immer die ersten Male, die Highlights sind und sich einprägen. Ob es das erste Mal auf Tour war, das erste Wacken-Open-Air, die erste Headliner-Tour, das erste Mal in Japan oder Südamerika. Das sind die Momente, die sich extrem einprägen. Jedes Mal, wenn man neue Erfahrungen macht und die dann auch noch geil sind.

RM:

Was wäre dein musikalischer Traum, den du dir gerne noch erfüllen würdest, wenn du einen Wunsch frei hättest?

Jens:

Mmmmm????, VAN HALEN mal live sehen hat sich ja jetzt erübrigt, leider.

Ansonsten hab ich gerade keine großen Ansprüche. Ich würd auf jeden Fall gerne mit dem Projekt, das gerade in der Mache ist, im nächsten Jahr auf die Bühne gehen. Ich möchte wieder gerne eigene Musik machen und mit coolen Leuten auf der Bühne stehen.

RM:

Was möchtest du unseren Lesern abschließend sagen?

Jens:

Das ist immer schwer, haltet die Ohren steif und danke für die Unterstützung. Da spreche ich sicherlich im Namen jedes Musikers, der Musik auf den Markt bringt. Ich find es cool, dass sich immer wieder Leute finden, die sich damit beschäftigen, die sich eine eigene Meinung bilden und sich damit auseinandersetzen. Man sieht ja, dass es immer schwerer wird. Da bin ich heutzutage generell dankbar für jeden Musik-Fan, der Musik noch so wahrnimmt, wie ich das mache. Das finde ich cool, und die Leute sollten versuchen, sich das noch etwas zu erhalten, auch wenn es immer schwerer wird.

Ich bewahre mir das und bin dankbar dafür, dass es außer mir noch andere Menschen gibt, die das genauso sehen.

RM:

Ich danke dir für das nette Interview und dass du dir die Zeit genommen hast. Ich wünsche dir viel Erfolg mit THE GRANDMASTER und deinem neuen Projekt und hoffe, dass wir bald mal wieder unbeschwert bei Konzerten abrocken können.

Das Album `Skywards` könnt ihr hier bestellen https://www.frontiers.shop/the-grandmaster



Line-Up THE GRANDMASTER:
Nando Fernandes – vocals
Jens Ludwig – guitars
Alessandro Del Vecchio – bass, keyboards, backing vocals
Mirkko De Maio – drums

http://www.frontiers.it/album/5717

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Thomas

Musikalisch bin ich seit den 80er vor allem im melodischen Hard& Heavy-Dschungel unterwegs und immer auf der Suche nach neuen und alten Perlen. Meine absoluten Faves sind Queenaryche, Y&T, Die Toten Hosen... u.v.a.....inzwischen kann ich mich aber auch für Mittelalterrockband wie Feuerschwanz oder Saltataio Mortis absolut begeistern. Ab und an geht mein Blick aber auch mal über den Tellerrand in Richtung Speed/Trash/Death...solange Melodien erkennbar sind. Auch wenn ich schon zu der Ü50-Fraktion gehöre, findet man mich bei Konzerten und Festivals fast immer Front of Stage, denn Sitzplatz beim Rockkonzerten, das passt bei mir einfach nicht zusammen. Erst wenn es ohne Rollator mal nicht mehr gehen sollte, ist die Tribüne vielleicht ne Alternative.

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