Floor Jansen, Frontfrau und Sängerin von Nightwish ist aktuell noch mit ihrer Stammband auf den letzten Konzerten der Human :II: Nature-Tour in Asien unterwegs, da steht schon das nächste Großereignis im Hause Jansen/van Dahl (Anm. D. Red.: Ehemann Hannes Van Dahl, Drummer von Sabaton) auf dem Plan. Nachdem letzte Woche die Schwangerschaft von Floor bekanntgegeben wurde, veröffentlichte die sympathische Niederländerin letzten Freitag dazu noch ihr erstes Soloalbum „Paragon“, bei dem sie sich fernab der gewohnten metallischen Komfortzone musikalisch ausleben wollte und konnte. Nachdem Sie schon bei der niederländischen „Best Zangers“ – Show als Siegerin von der Bühne ging, konnte sie 2022 auch bei uns in Deutschland das Publikum bei „Sing mein Song“ begeistern, als sie die Songs von anderen teilnehmenden Künstlern mit ihrem Gesang verfeinerte und in ihrer eigenen Fassung dem Fernsehpublikum zur Primetime präsentierte.
Wohl auch deshalb ist ihr Solodebut ganz anders ausgefallen, als man es als Nightwish-Fans wohl erwartet hätte. Sehr poppig und mit jeder Menge Emotionen im Gesang, verpackt Floor sicherlich auch jede Menge Gefühle und Erinnerungen aus ihrer schweren Zeit während der Krebserkrankung im letzten Jahr sehr emotional in den zehn Tracks von „Paragon“.

Bereits mit dem Eröffnungs- und Titelsong merkt man sofort, dass es sich bei „Paragon“ nicht um ein weiteres Metal-Album in Floors Diskographie handelt. So muss man sich als Metalfan zunächst mal auf die Songs einlassen, harte Riffs sucht man vergeblich. Vielmehr dominieren gefühlvolle, meist balladeske Rythmen. Bei den Songs steht ganz klar Floors überragender Gesang im Mittelpunkt des Geschehens. Mal bluesig, mal mit Klangspiel untermalt, hier und da klassische Violinen, dann wieder discomäßig angehaucht. Der Opener und Titeltrack „My Paragon“ wie auch „Invincible“ sind recht poppige Songs, die jedoch recht schnell im Ohr hängenbleiben. Sehr dominante Pop-Klänge, die mich etwas an die Schwedin Loreen mit Ihrem ESC-Song „Euphoria“ erinnern.
Mit „Daydream“ und „Hope“ gibt’s einige erstklassige Balladen, die anfangs richtig schmachtend daherkommen, mit den Violinen im Hintergrund jedoch nicht kitschig wirken. Mein Highlight des Albums ist „Me Without You“, eine soulig beginnende Nummer, die nach einen kleinen sanften Break dann die Extraklasse von Floors Stimme zeigt. Absolut geile Nummer mit soooo viel Feeling und bei dem Floor begeistert -ein Gesang wie von einem anderen Stern. Da kann sich so manche Pop-Diva ein Scheibchen abschneiden.
Auch „The Calm“ begeistert mit den Violinen in Kombination von der variablem Stimme von Floor. Den gelungenen Abschluss bildet die Midtempo-Ballade „Fire“. Mit Klaviereinsatz und Streichern nimmt der Song stetig an Fahrt auf und gegen Ende wird’s gar richtig fetzig. Einer der Highlights, denn er bringt richtig Pep und etwas Härte mit, wenn auch nur dezent und in keinster Weise mit Hardrock oder Metal zu vergleichen. Hier kann sich Floor nochmals richtig „austoben“ und greift auch mal in die ganz obere (Ton-)Schublade.
Insgesamt ein tolles Album mit superber Gesangsleistung von Floor, die nach ihrem Erfolg bei „Sing Mein Song“ mit „Paragon“ sicherlich auch bei uns außerhalb der Rock- und Metalszene für Aufsehen sorgen dürfte, entsprechendes Airplay vorausgesetzt. Sicherlich werden viele Metalfans zunächst etwas irritiert sein, von dem was die Frontfrau von Nightwish hier abliefert. Doch von den poppigen Tönen und den Balladen sollte man sich auf gar keinen Fall abschrecken lassen und dem Album eine Chance geben.
Nach mehrmaligem Hören findet man Gefallen an der Scheibe und so hat man auch mal wieder ein schönes Album für ruhigere Stunden, als musikalische Untermalung bei der nächsten Familienfeier oder für gemeinsame Schmusestunden mit dem/der Partner/in.
Auch wenn mir auf Dauer die metallischen Songs mit Nightwish oder After Forever trotz allem doch besser gefallen, gibt’s von mir für „Paragon“ gute 8,5 Bängs.

Ich bin mal gespannt wie die Songs bei Floors Solotour im April und Mai zur Geltung kommen. Sicherlich gibt es da auch den ein oder anderen Nightwish-Song zu hören, denn allein „Paragon“ mit seinen leider nur knapp über 30 Minuten Spielzeit dürfte für ein ganzes Konzert nicht genügend Material bieten.
„Paragon“ ist digital und physisch auf CD, Vinyl und als limitiertes Deluxe-Box-Set erhältlich. Das Album ist auch auf allen wichtigen Streaming-Plattformen zu hören. Das Album „Paragon“ ist ab sofort hier erhältlich..
Tourdaten Floor Jansen:
Mai 7, 2023 – Turbinenhalle 2, Oberhausen
Mai 9, 2023 – X-Tra, Zürich
Mai 10, 2023 – Backstage Werk, München
Mai 11, 2023 – Simm City, Wien
Mai 13, 2023 – Haus Auensee, Leipzig
Mai 14, 2023 – Hugenottenhalle, Neu-Isenburg
Mai 15, 2023 – E-Werk, Köln
Mai 17, 2023 – LKA Longhorn, Stuttgart
Mai 18, 2023 – Huxleys Neue Welt, Berlin
Mai 19, 2023 – Sporthalle, Hamburg
Mai 27, 2023 – Muziekweekend Pesse, Pesse-Festival (NL)
Juli 6, 2023 – Royal Park Live, Baarn (NL)
Dez 8, 2023 – AFAS Live, Amsterdam (NL)
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