The Ghost Inside dürften mit ihrer Geschichte wohl über die Genre-Grenzen hinweg bekannt sein. Ein schwerer Autounfall im November 2015 riss die Band aus ihrem gewohnten Alltag. Während die Bandmitglieder mit dem Leben davon kamen, verstarben der Unfalllenker und der Fahrer der Band. Über Monate oder eigentlich Jahre zeigte die Band mit kleinen Videos ihren Kampf zurück zur Normalität. Nach der Comeback Show letztes Jahr ist es nun endlich so weit und wir dürfen neuer Musik der Formation um Jonathan Vigil lauschen.
Den ersten Gänsehautmoment beschert uns bereits der knapp einminütige Opener 1333. Ein kurzes Drumsolo von Andrew Tkaczyk leitet den ersten Brecher des Albums ein. Jonathan haut seine Vocals druckvoll wie eh und je raus, ebenso wie wir einen recht präsent positionierten Bass kredenzt bekommen. Ähnlich stark geht es mit Still Alive weiter, welches mit den gewohnten Qualitäten der Band aufwarten kann.
Tonnenschwer und dennoch mit einer angenehmen Leichtigkeit kommt The Outcast um die Ecke. Im Refrain muss ich instrumental an A Day To Remember denken. Ich finde auch, dass ihre Musik nicht mehr so schnell daher kommt, wie bei den Alben davor. Alles ist viel schwerer und erzeugt eine drückende Stimmung. Sie lockern es aber immer wieder sehr gut auf. Zum Beispiel die Backing Cleans im Refrain oder auch der Breakdown, der meiner Meinung nach wieder mehr Tempo reinbringt.
Die bereits als Single veröffentlichten Pressure Point und Overexposure gehen wieder in die bekannte Richtung. Schnell in die Fresse und ohne Kompromisse. Unseen wartet hingegen mit einem sehr langem und melodischem Intro auf. Langsam steigern sie sich, bis nach zwei Minuten der Song wirklich beginnt. Was uns dann erwartet, ist ein sehr schwermütiger und emotionaler Track, der ganz tief geht.
Gerade, wenn sie etwas Wucht rausnehmen und dazu auch den Cleans mehr Raum geben, finde ich sie wahrlich überragend wie in dem starkem Phoenix Rise, doch kommt einfach nichts an den vermutlich emotionalsten und stärksten Track heran: Aftermath, den sie als Abschluss gewählt haben, die Comeback Single, welche mit einem hoch emotionalem Video daher kommt. Ich habe mir die Nummer doch schon einige Male angehört und dennoch trifft sie mich immer noch extrem. Ohne Frage verarbeiten sie hier die Geschehnisse und auch die Folgen für ihre Gesundheit, stellen aber bereits klar, dass sie diese Tragödie nicht gewinnen lassen werden. Spätestens wenn Jonathan mit seinen Clean Vocals „Foundations that could never break. Was moving forward a mistake? Or is that me pretending? What happened to my happy ending?“ singt, sucht sich die eine andere Träne den Weg aus meinen Augen.
Aftermath könnte sogar der stärkste Song der Band sein. Sie bringen alles ein, was TGI ausmacht, abgerundet mit dieser unglaublich dichten Atmosphäre, die ohne Frage auch den emotionalen Lyrics geschuldet ist.
Fazit:
„The Ghost Inside“ ist ein sehr starkes Melodic Hardcore Album, das zeigt, dass sich TGI nichts von ihrer Intensität nehmen haben lassen. Viel wichtiger als die Tatsache, dass wir hier ein starkes Album bekommen haben, ist aber der Fakt, dass sie sich nicht haben unterkriegen lassen und nach sicherlich vielen Ups und Downs wieder zurück sind. Sie zeigen, dass es immer weiter gehen kann, wenn man dafür kämpft und sind so sicherlich zum Vorbild Vieler geworden.
Ich wünsche der Band von Herzen alles Gute und das sie ihre Kraft beibehalten.
Ich vergebe 8,5 von 10 Bängs.
„The Ghost Inside“ erschien am 5. Juni via Epitaph Records und ist als CD, Vinyl, Digitales Album und Stream erhältlich.
Line-Up:
Jonathan Vigil – Vocals
Zach Johnson – Lead Guitar
Jim Riley – Bass/Backing Vocals
Andrew Tkaczyk – Drums/Percussion
Chris Davis – Rhythm Guitar