Genre: Post-Hardcore, Hardcore, Indie
Land: Deutschland
Sagt mal, was ist der 23. Februar für ein krasser Releasetag? Drei Alben die ich euch zu diesem Tag vorstellen darf, jedes davon Anwärter auf das beste Album des Halbjahrs. Wo soll das noch hinführen? Schon jetzt ist mehr neue Musik in meine persönliche Sammlung gezogen als im letzten Jahr.
Physisch noch nicht eingezogen ist das dritte Album der Post-Hardcore Band Shoreline, welches eben auch genau heute erscheinen wird. Bisher haben es auch „Eat My Soul“ und „Growth“ in meine Sammlung geschafft, beide konnten mich aber nicht zur Gänze überzeugen. Hin und wieder leg ich die Alben zwar auf, wirkliche Dauerbrenner sind sie für mich aber nie geworden. Ganz anders ist das bei „To Figure Out“, welches mich nach kleinen Anlaufschwierigkeiten total überzeugen konnte. Spielerisch gelingt Shoreline der Spagat zwischen Pop, Indie und Hardcore, ohne sich auch nur mit irgendeiner Szene anbiedern zu wollen.
Diesen Spagat zeigt schon der Opener Needles und zeigt Shoreline in einem Indie-Core Gewand das einfach extrem gut in Ohren und Beine geht. Neben den sehr speziellen Cleans von Hansol fügen sie die wunderbar kernigen Screams wunderbar ein.
Wie wärs, drehen wir den Hardcoreregler noch weiter nach oben? Darius wird von Screams eingeleitet, ehe dann die Cleans mit samt Indieriffs wieder das Segel übernehmen. Doch keine Sorge es wird noch ordentlich geschrien. Live wird diese Nummer jede Venue zerstören, so viel Kraft und Abwechslung steckt darin.
Mein Highlight steht mit Workaround auch gleich recht weit vorne. Sehr basslastig erinnert die Instrumentalisierung im Refrain total an Indie ala Two Door Cinema Club. Die Vocals gehen runter wie Butter und die kleinen Spielereien die im Song eingebaut worden sind machen einfach unfassbar Bock und total Laune.
Seoul und Health kann man folgend als die zwei Seiten einer Medaille sehen. Seoul ist ein deutlich geradliniger Rocksong, während Health krasse und vor allem passende Funkvibes versprüht.
Wenn wir schon bei Funk sind werfen wir doch auch noch gleich Reviver in den Ring. Funky und groovy werden uns dann auch recht unvermittelt Screams um die Ohren geschmissen. Diese lockern die Nummer wunderbar auf und geben doch einen gewissen Weg vor, dafür wird dann in den Strophen durch die Cleans wieder recht viel probiert und herum gespielt. Zusätzlich kommen dann im letzten Viertel noch tolle Bring Me The Horizon Momente auf.
Egal ob die Songs verspielter sind oder direkt nach vorne gehen, man hört den Jungs durchwegs einen gut Druck an. Auffällig sind ihre zum Teil sehr dominanten Basslines und die im Indie badenden Riffs. Gutes Beispiel hier ist Don´t Feed, welches mich immer wieder an die Fearless Vampire Killers oder auch ältere Bloc Party erinnert.
Das Shoreline aber auch enorm starke große Melodien erzeugen können belegt der Refrain von Loose Contacts. Während die Strophen sehr zurückhaltend und minimalistisch nur von sanftem Drumming und einem einzigen Riff getragen werden öffnet sich der Sound im Refrain eben wieder und kann sich so wunderbar in die Gehörgänge einnisten.
Oft sind Interludes nur ein lässtiges Beiwerk, im Falle von Interlude passt das aber echt gut. In den 25 Sekunden wird der stilistische Bogen etwas gespannt und leitet super zum Closer über. Cold Feet bringt noch einmal alles gut unter einen Hut und wirkt wie die perfekte Melange aus den verschiedenen Füllhörnern, aus denen sich die Band für die Erschaffung ihrer Musik bedient. So wird Cold Feet zu einem tollen Ohrwurm, dem es an nichts fehlt, und einen sehr runden und rekapitulierenden Eindruck bereitet.
Fazit:
Mit „To Figure Out“ werden es Shoreline schaffen auch die letzten Skeptiker zu überzeugen. Noch nie haben sie ihre Mischung aus Hardcore und Indie so auf den Punkt gebracht wie hier. Ein Hit reiht sich an den Anderen.
„To Figure Out“ ist das mit Abstand stärkste Album der Band bisher. Es macht Spaß, hat Druck, Energie und wird Live sowas von steil gehen.
Ich vergebe 9,5 von 10 Bängs.
„To Figure Out“ erschien am 23. Februar via Pure Noise Records und ist als CD und Vinyl erhältlich und kann überall gehört werden wo es Musik gibt.
Tracklist:
1. Needles
2. Darius
3. Workaround feat. Chris Cresswell
4. Seoul
5. Health
6. Reviver
7. Green Paint
8. Yuppie Kids
9. Pen Name
10. Don´t Feed
11. Loose Contacts
12. Interlude
13. Cold Feet