Genre: Alternative Rock, Electronic Metal
Land: Deutschland
Nicht einmal ein Jahr nach Release der „Tight Tape“ EP folgt mit „Dark Paradise“ bereits der nächste Output von Tight Clique aus Dresden, dieses Mal direkt ein Album. Während sonst für gewöhnlich eine EP in ein Album verwoben wird (zumindest wenn der Release so nahe beinander ist) haben Tight Clique ausnahmslos neue Songs auf ihr Album gepackt. Der Name soll auch gleich ein Indikator für die düstere Atmosphäre des Werks sein und da muss ich gleich vorweg nehmen: Den Sound finde ich persönlich nicht so düster, die Lyrics aber sehr wohl.
Wir starten mit dem Titeltrack Paradise ins Album. Was soll man sagen. Sehr hartes und eindringliches Riffing, dazu treibende Drums. Alles unterlegt von echt mega guten elektronischen Sounds. Die Vocals sind on point und sehr einzigartig, gerade das Feature mit Erk Aicrag (Hocico und Rabia Sorda) gibt der Nummer noch einmal ordentlich Druck und Härte. Toller Einstieg, der aber auch gleich getoppt wird.
Denn You And I ist ein wunderschöner, catchy Liebessong wie er sein sollte. Wie auch schon Paradise instrumental genau so wie er sein soll, übertrifft aber in allen Belangen den Opener. Alle Elemente sind einfach scheinbar noch einmal deutlich ausgereifter. Die Vocals gehen in Ohr und Herz und werden von Wort zu Wort immer wehklagender. Gegen Ende wird dann auch klar weshalb: Der vermeintliche Liebessong ist eine Ode an eine vergangene Liebe, was das Ganze noch einmal deutlich zerreißender macht. Das Ende welches dann doch recht schnell und abrupt einsetzt setzt dem Ganzen dann noch die Krone auf.
Eine etwas andere Seite zeigt dann Envy auf. Deutlich rockiger und straighter wird hier nicht groß experimentiert, was dem Song aber dann doch auch wieder das besondere Etwas verleiht. Außerdem, wie lange können bitte zwei verdammte Sekunden sein? im Intro des Songs gibt es eine genau zwei sekündige Pause, welche sich immer wieder wie eine Ewigkeit anfühlt und mir den Atem raubt. Klasse Idee, die echt bei mir vorher noch nie so gezogen hat.
Und wer jetzt noch nicht überzeugt ist gönnt sich bitte I Feel Wasted. Akustikgitarre leitet uns zu einem schönen Lagerfeuer, bis dann Beats wie aus dem frischsten Szene Ami-Raphit hervor kommen. Wieder sehr abwechslungsreich und in vielen Momente an ROYALIST erinnernd zeigen Tight Clique das sie nicht Musik wie und für jeden machen. Man muss offen sein um Zugang zur Musik zu finden, ich weiß wovon ich rede. Mich hat das Album erst im Moment gecatcht in dem ich diese Worte schreibe.
Gasoline ist dann folgend eine reine Elektro Metal Nummer, die mich an Breathe Carolina (kennt die überhaupt noch jemand?) und Cobra Starship (das gleiche hier, kennt die noch jemand?) erinnert. Die Drums geben aber die nötige Härte, die Vocals schmiegen sich wunderbar ins Gerüst und klingen wie auch bisher wirklich sehr angenehm eigen.
Die folgenden Hot In Hell und Your Values haben durchaus ihre Momente, überzeugen mich aber nicht zur Gänze. Ins Soundbild passen sie aber wieder ganz hervorragend.
Voll abgeholt werde ich aber von der schweren Ballade Pressure. Zumindest stellt es wohl dar was im Kosmos von Tight Clique am ehesten eine Ballade ist. Wirklich ruhig sind auch hier nur eine Handvoll Momente, die Nummer geht aber wunderbar in Ohr und Kopf. Im Prinzip klingt es stark wie eine etwas zurückgenommene Version von You And I, so könnte man Pressure ohne weiters bezeichnen und da You And I mein persönlicher Favorit ist sicherlich kein schlechter Vergleich. Das Ende mit den Ah-Ahs im Background sorgt dann noch einmal für gut Gänsehaut.
Wir gehen mit einem Knall unter und dieser Knall ist eine Fake Drug. Fake Drug ist eigentlich die Summe aller Teile und wohl der Song der „Dark Paradise“ am besten beschreibt, also wenn ihr bis hier her noch nicht angefixt seid hört euch diesen fetten Ohrwurm an. Obendrauf hat Fake Drug einen Mörder guten Refrain. Die zweite Zeile darin kann ich auch nie so wirklich hören, generell wirken die Lyrics etwas schlampig dargeboten, was aber sicherlich auch mit der angepeilten Thematik zutun und mich auch richtig abholt. Gefällt mir gut und gibt dem Song noch einmal mehr Seele.
Fake Drug ist aber nicht das Ende. Mit Error, einem viel zu kurzen Outro, endet „Dark Paradise“ leider absolut nicht wie verdient. Ich versteh schon den Sinn dahinter, aber dann hätte man ihn schon noch gern etwas länger gestalten können oder zumindest die Brücke besser zwischen Fake Drug und Paradise bauen können, so ist Error eine vertane Chance eines grandiosen Abschluss.
Fazit:
„Dark Paradise“ ist weiß Gott im ersten Moment (und auch im zweiten und dritten) nicht wirklich catchy, viel mehr suchen sich Tight Clique hier sukzessive einen Weg in unsere Ohren. Nach einigen Versuchen geht das auch wirklich gut und man wird an „Dark Paradise“ Spaß haben, das ist sicher.
Das Trio hat Bock, das merkt man schon an ihrem Releaserythmus, und versuchen ihr eigenes Ding zu machen, was auch sehr gut vonstattengeht. So ist „Dark Paradise“ ein schon gutes Album, welches klar seine Schwächen hat (besonders Error).
Ich vergebe 8,5 von 10 Bängs.
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„Dark Paradise“ erschien am 26. September und ist als CD erhältlich und kann überall gestreamt werden wo es Musik gibt.
Tracklist:
1. Paradise (feat. Erk Aicrag (Hocico und Rabia Sorda))
2. You And I
3. Envy
4. I Feel Wasted
5. Gasoline
6. Hot In Hell
7. Your Values
8. Pressure
9. Fake Drug
10. Error