„Keine Atempause“
Anfang Dezember durfte ich an der lauten Stadtführung, die Düsseldorf zu bieten hat, teilnehmen. Um es vorweg zu nehmen, ja – sie trägt diesen Untertitel absolut zu Recht.
Worum geht es bei diesem informativen Stadtrundgang? Richtig, um Musik. Musik, die ihren Ursprung in Düsseldorf hat. Sofort fallen uns die Toten Hosen, Broilers und Kraftwerk ein, aber da gibt es einiges mehr!
Düsseldorf in der Vorweihnachtszeit: überall riecht es nach Glühwein, gebrannten Mandeln und anderen Köstlichkeiten. Die Stadt hat sich festlich geschmückt und die Menschen bummeln zahlreich über die Weihnachtsmärkte und suchen nach Geschenken für die Lieben. Besinnliche Weihnachtsmusik berieselt die Gassen und Plätze. Und es regnet nicht.
„Geschichte wird gemacht“
Ich treffe die beiden Guides Sven-André Dreyer und Dr. Michael Wenzel vor dem Dreischeibenhaus am Hofgarten in der Stadtmitte. Ringsum wird rege gebaut. Hier starten die beiden Journalisten ihre Tour zu popkulturellen Orten, an denen -hauptsächlich bis weit in die 80er Jahre- Musikgeschichte geschrieben wurde. Es sind unterschiedliche Stationen, mal Häuser oder Denkmäler, die Plattencovern als Hintergrundlocation dienten, mal Gebäude, in denen früher im wahrsten Sinne des Wortes der „Punk abging“ – legendäre Clubs und Kneipen wie zum Beispiel dem Ratinger Hof.
Michael Wenzel trägt eine kleine Soundbox bei sich und spielt immer wieder Musik ein. Und die gibt es oft und vor allem eins: laut! Die Düsseldorfer kennen diese Tour und reagieren gelassen. In den engen, wuseligen Altstadtgassen jedoch hatten nicht alle Verständnis für uns. Aber gerade dieses Gefühl von Andersartigkeit und kleiner Rebellion erinnert mich an das Lebensgefühl, das ich mit Punk, Neuer Deutschen Welle und aufkommendem Elektro-Pop der 80er verbinde. Eine perfekte Zeitreise.
„Es geht Voran“
Wir hörten, welche Impulse Kraftwerk setzte, wo Campino den Punk lernte und welche Beziehung David Bowie zu Düsseldorf hatte. Wir erinnern uns an DAF, Fehlfarben, Die Krupps, Der Plan und Rheingold. Wir erfuhren einiges über wichtige Akteuere wie z.B. Carmen Knoebel, Henry Storch, Jürgen Engler und Kurt Dahlke. Wir haben eine Vorstellung davon, welcher Ausnahmezustand 2012 in der Schneider-Wibbel-Gasse geherrscht haben muss, als die Toten Hosen in Ommas Wohnzimmer ein Konzert gaben. Wir wissen jetzt, warum das Cover von Wolfgang Riechmanns posthum erschienen Album „Wunderbar“ Familie, Freundes und Fans schockierte und welchen Einfluss die Kunstakademie und Joseph Beuys auf die Düsseldorfer Musikszene hatten.
Die beiden gebürtigen Düsseldorfer Sven-André Dreyer und Dr. Michael Wenzel haben das Ergebnis ihr umfangreichen Recherchen mit dem Fotografen Thomas Stelzmann auch im Buch „Keine Atempause. Musik aus Düsseldorf“ zusammengefasst.
Fazit: Absolut empfehlenswert, nicht nur für Besucher, auch Düsseldorfer können hier noch einiges über ihre Stadt lernen. Die ca. zweistündigen Führungen finden samstags um 11 Uhr statt. Die Tour ist hier zu buchen. Von mir volle 10 von 10 Bängs!