Das 1927 erbaute – ursprünglich als Kino genutzte – Capitol bietet für Konzerte das etwas andere Ambiente: keine sterile Saalatmosphäre, sondern gediegenes Flair unter der Kuppel.
Zum Abschluss ihrer – pandemiebedingt seit 2020 zweimal verschobenen – Greatest Hits Tour gibt Kim Wilde mit ihrer Band hier ein großartiges Konzert – für so manche(n) der ca. 1.000 ZuschauerInnen eine Zeitreise zurück in die guten alten 80er.
Beim Blick auf die noch leere Bühne die erste Überraschung: statt des üblichen Aufbaus mit einem Schlagzeug im Hintergrund, sind zwei Schlagzeuge rechts und links aufgebaut, die das Keyboard einrahmen.
Sobald die sechsköpfige Band – bestehend aus Jonathan Atkinson und Emily Dolan Davies (jeweils Schlagzeug), den Gitarristen Ricky Wilde (der „Rechtshänder“) und Neil Jones (der „Linkshänder“), Bassist Paul Cooper und Keyboarder Steve Power – mit Background Sängerin Scarlett Wilde und Frontfrau Kim Wilde in Schwarz-Rot die Bühne betreten, geht es Schlag auf Schlag: ein Hit folgt dem nächsten, bei den dazwischengeschobenen Ansprachen ans Publikum ist die inzwischen 61-jährige ganz schön außer Atem.
Stimmlich ist Kim Wilde allerdings keineswegs in die Jahre gekommen und definitiv immer noch eine großartige Performerin, die weiß, wie man eine gute Show ab- und das Publikum mitzieht!
Dieses bedankt sich nicht nur mit viel Applaus und bester Stimmung, sondern zwischendurch auch mit Rosen und Präsenten – Kommentar Kim: „Das ist ja wie Weihnachten“. Ebenfalls nicht leer geht Gitarrist, Songwriter und Bruder Ricky aus: er bekommt bei der Vorstellung der Bandmitglieder einen rosa BH zugeworfen, was nicht nur auf der Bühne für große Erheiterung sorgt.
Außer Ricky steht noch ein weiteres Familienmitglied auf der Bühne: Kim’s Nichte Scarlett tritt in Punkto Bühnenpräsenz und Stimme durchaus in die Fußstapfen ihrer Tante!
Die Stimmung an diesem Abend ist ausgelassen und heiter, sowohl auf der Bühne als auch im Publikum. Beim Medley aus „Second Time“ und dem 70er Kulthit „Pop Music“ (Sprechgesang: Ricky Wilde) wird das Ganze fast kabarettistisch.
Von „Rage To Love“ über „If I Can’t Have You“ und den Nena-Hit „Anytime Anyplace“ steigert sich das Tempo zunehmend. Mit „Cambodia“, „View From A Bridge“ und „Checkered Love“ führen uns Kim Wilde und Band dann bis zur fantastischen Coverversion des Supreme-Klassikers „Hangin’ On“. Jetzt fliegen aus der ersten Publikumsreihe die rosa Herzchen-Ballons auf die Bühne.
Als dritte und letzte Zugabe dann ihr erster Hit „Kids In America“: im Vorfeld hatte ich noch befürchtet, dass das unfreiwillig komisch wirken könnte – aber auch ich singe begeistert mit! Sängerin und Publikum sind in diesem Moment alle wieder nur Kids!
Fazit: das Konzert im Mannheimer Capitol ist ein glänzendes Finale von Kim Wildes Greatest Hits Tour 2022 und lässt beim begeisterten Publikum keine Wünsche offen!
Wir freuen uns auf den angekündigten neuen Tonträger und eine Tournee im nächsten Jahr.
Setlist:
Rage To Love
Never Trust A Strange
Million Miles Away
Can’t Get Enough
If I Can’t Have You
The Touch
Second Time/Pop Music
Kandy Krush
Water On Glass
Anytime Anyplace
Perfect Girl
Love Is Holy
4 Letter Word
Natural Way
Cambodia
View From A Bridge
Chequered Love
Hangin‘ On
Zugaben:
Pop Don’t Stop
You Came
Kids in America
Text: (c) Hildegard Franke (Gastbeitrag) / Oliver Haremsa