Die österreichische Crossover-Band Kontrust hat letzte Woche ihr erstes neues Album seit fast zehn Jahren veröffentlicht (meine Rezension gibts hier). Kurz vor der Veröffentlichung hatte ich die Chance mit Percussionist und Songwriter Manuel und Julia, dem Neuzugang am Mikrofon über den Schreibprozess, kommende Auftritte und die verrückten Videoideen der Band zu sprechen.
Elias (Rockmagazine): Glückwunsch zur Veröffentlichung des neuen Albums! Ich durfte es schon hören und finde es echt stark.
Manuel: Danke!
Elias (Rockmagazine): Für alle, die hier zum ersten Mal von euch hören: Wie würdet ihr Kontrust und eure Musik beschreiben?
Manuel: Wir sind eine bunte Mischung aus vielen verschiedenen Stilrichtungen, Genres und Einflüssen wie auch der Name Kontrust schon andeutet. Dadurch haben wir einen sehr eigenen Stil in der Rock/Metal-Szene. Im Gegensatz zu beispielsweise Death Metal sind wir nicht besonders streng wenn es um Stilgebundheit geht. Unsere Musik hat einen großen Spaßanteil und wir nehmen uns selbst nicht zu ernst. Das fasst Kontrust und wofür wir stehen eigentlich gut zusammen.
Elias (Rockmagazine): Seit eurem letzten Album sind nun fast 10 Jahre vergangen. Was ist in der Zwischenzeit passiert?
Manuel: Wir waren viel auf Tour und hatten einige unserer größten Shows in dieser Zeit. Es hat jetzt schon einige Zeit gedauert unser neustes Studioalbum aufzunehmen, das jetzt endlich auch veröffentlicht wird. Wir sind sehr gespannt und können die Reaktionen unserer geduldigen Fans kaum erwarten.
Elias (Rockmagazine): Wie war der Schreibprozess zum neuen Album und welche Einflüsse haben die neue Platte besonders geprägt?
Manuel: Ich habe vor circa zweieinhalb Jahren mit dem Schreiben angefangen. Während der Coronapandemie war ja genug Zeit für Songwriting. Mit „madworld“ haben wir versucht alle unsere Erfahrungen in den fast zehn Jahren zusammenzufassen. Der Titel spricht ja für sich selbst. Instrumental habe ich mich aus vielen Genres beeinflussen lassen wie beispielsweise elektronischer Musik. Daraus kommen auch die vielen Synth-Lines. Den Schreibprozess der einzelnen Songs habe ich immer mit Bass-Synths angefangen. Die Synthesizer sind einer der großen Unterschiede zu den alten Kontrust-Alben. madworld hat einen frischeren und moderneren Stil, aber ist trotzdem ganz Kontrust. Wir nutzten auch die alt-bekannten Kontrust-Elemente wie Percussion, aber trotzdem ist das neue Album eine Art Weiterentwicklung für uns.
Elias (Rockmagazine): „madworld“ ist auch das erste Album mit Joey und Julia. Was habt ihr beiden zum neuen Album und zur Band allgemein beigesteuert?
Julia: Ganz klar: uns selbst, unsere jahrelange Musikerfahrung und in meinem Fall meine Stimme. Außerdem die große Motivation neue Musik mit den Jungs zu machen und neue Höhepunkte mit der Band zu erreichen. Und natürlich viel Spaß!
Elias (Rockmagazine): Einer meiner Lieblingssongs auf „madworld“ ist rock to outer space. Die Variationen im Refrain finde ich sehr gelungen. Der Text jedoch behandelt in meinen Augen ein sehr ernstes Thema und knüpft thematisch stark an „the end“ an. Welche Botschaft sollte man von diesen gesellschaftskritischen Songs mitnehmen?
Manuel: Das ist auch einer meiner Favoriten! Ich glaube viele unsere Songs haben eine ernste Note und auch eine ernste Message, die die meisten Leute vielleicht gar nicht hören. Bei rock to outer space zeigen wir einfach den Zustand der Erde und ihrer Bevölkerung, der im letzten Jahrzehnt eskaliert ist. Das hat Probleme und Themen hervorgebracht die jeden von uns betreffen und die irgendwie gelöst werden müssen. Unsere Songs zeigen diese Themen auf.
Aber die Message hinter rock to outer space hat auch eine positive Seite an sich weil wir als Band nicht zu pessimistisch oder dramatisch sind. Man sollte trotz der vielen Probleme immer Hoffnung haben, das Leben genießen und nicht alles viel zu ernst nehmen.
Julia: Ich glaube auch, dass am Ende jeder eine andere Message in Songs sieht – egal ob sie den Intentionen des Künstlers entsprechen oder nicht. Jeder gibt einem Song eine persönliche Bedeutung.
Elias (Rockmagazine): Ja, da stimme ich zu. So soll das auch sein.
Mir persönlich seid ihr als Band damals zum ersten Mal durch eure kreativen und skurrilen Videos zu Sock’n’Doll und Bomba aufgefallen. Wie kamt ihr auf die Idee Puppen, Alpenflaire und Lederhosen mit eurer Musik in Verbindung zu bringen?
Manuel: Hauptsächlich dadurch dass wir uns zusammensetzen, Spaß haben und über dämliche Dinge brainstormen. Wir versuchen nicht aktiv unsere Videos so verrückt zu gestalten, aber wenn die Ideen kommen, dann kommen sie eben! Außerdem wäre alles andere ja auch langweilig. Die Verrücktheit ist ein Teil von uns.
Julia: Verrückt ist immer gut!
Elias (Rockmagazine): Definitiv! Im neuen Video zu the end habt ihr mit Stop-Motion gearbeitet. Haben die Macher des Videos wirklich alles von Hand gemacht oder ist das Video computeranimiert?
Manuel: Das Video ist handgemacht! Ich habe sogar ein paar Making-ofs dazu hochgeladen. Das Thema des Songs und der Text war einfach perfekt für ein Papier-Stop-Motion-Video. Der Creator des Videos durfte einfach all in gehen und hat dadurch einen super Job gemacht. Das Endergebnis ist genial und wir sind sehr glücklich damit.
Elias (Rockmagazine): Zurecht! Das Video passt sehr gut zu eurem bunten Stil.
Julia: Das stimmt. the end ist ein ernster Song mit einem wichtigen Thema, aber das Video dazu ist absolut verrückt. So ist das bei Kontrust.
Manuel: Apropos Video: demnächst kommt noch ein neues (hier gehts zum neuen Video).
Elias (Rockmagazine): Das habe ich mir bei eurem neuen Instagrambild schon fast gedacht. Ich bin gespannt!
Zu einem neuen Album gehören meistens auch Live-Shows und Tours. Was kannst du mir über eure Pläne verraten?
Manuel: Morgen haben wir eine Releaseshow in Wien und die wird die Party des Jahres. Die Band kann es kaum noch abwarten und auch unsere Fans freuen sich riesig darauf. Mit vollem Club wird die Show sicher ein Riesenspaß für alle. Nächsten Samstag haben wir noch einen kleineren Auftritt auch in Österreich. Für nächstes Jahr wird schon gebucht und auch wenn ich noch nicht viel verraten kann, glaube ich, dass es massig Konzerte geben wird.
Elias (Rockmagazine): Hoffentlich auch ein paar in Deutschland…
Manuel: Mal sehen!
Elias: Gibt es Bands bei denen ihr gerne als Vorband auftreten würdet oder Bands, die ihr gerne als Vorband hättet?
Manuel: Ja klar! Ich fände es cool die Foo Fighters als Vorband zu haben (*alle lachen*). Spaß beiseite es gibt viele Künstler und Band die wir cool finden, privat gerne hören oder die unsere Musik beeinflussen. Wie schon erwähnt bin ich großer Foo Fighters Fan und Korn höre ich auch sehr gerne. Mit denen haben wir sogar schon gespielt. Da wären noch Soulfly mit denen wir auch schon gespielt haben und ja…
Elias (Rockmagazine): Noch eine persönlichere Frage an Manuel: Du bist Percussionist in einer Rock-/Metalband, was ich persönlich sehr cool finde. So eine Position gibt es nicht in vielen Bands. Provokativ gefragt: Wieso reicht für den Kontrust-Sound ein „normaler“ Drummer nicht aus?
Julia: Weil das nicht verrückt genug wäre (*lacht*).
Manuel: Das ist eben unser Stil. Unsere Musik ist oftmals auf Beats und Rhythmen gebaut, sie ist sehr „percussive“. Ein Schlagzeuger alleine könnte das nicht spielen was wir (Manuel und Schlagzeuger Joey) gemeinsam spielen. Ich könnte auch nicht Drums und Percussions gleichzeitig spielen, das geht einfach nicht.
Julia: So viele Bands haben nur einen Drummer, wir haben eben Drummer und Percussionist. Ich könnte mir Kontrusts Musik nicht ohne Percussion vorstellen. Die Songs brauchen das!
Manuel: Ich haben auch ganz andere Möglichkeiten als ein Drummer, der nur das Standard(drum)set spielt. Dadurch wird der Sound bunter und fülliger. Diese vielen Möglichkeiten definieren den Kontrust-Sound.
Elias (Rockmagazine): Eine weitere interessante Sache an „madworld“ die nicht musikalischer Natur ist, ist das Album-Cover. Was kannst du mir darüber erzählen?
Manuel: Das Artwork hat hauptsächlich unser männlicher Sänger Stefan erstellt. Er ist sehr talentiert und kreativ in Sachen Grafiken. Meiner Meinung nach spiegelt es den Titel des Albums sehr gut wider. Die Dämonen und die Engel an den Seiten zeigen unsere gespaltene, bizarre Welt nochmal visuell auf. Besonders auf den großen Vinyl-Editionen des Albums sieht das sehr gut aus.
Julia: Und das Auge in der Mitte!
Elias (Rockmagazine): „Big Brother“-Style!
Manuel: Auf jeden Fall. Überwachung hat auch eine große Rolle in der Entwicklung der Welt in den letzten zehn Jahren gespielt. Besonders im Zeitalter des Internets und A.I. ist das ein heikles Thema. Und all diese Aspekte sind auch auf dem Album-Cover zu sehen.
Elias (Rockmagazine): Letzte Frage: Was sind im Moment deine Top 5 Lieblingssongs?
Manuel: Von unserem neuen Album oder generell?
Elias (Rockmagazine): Generell. Aber die können natürlich auch von eurem neuen Albums sein.
Manuel: Die sind jetzt nicht geordnet, aber einmal wäre da Freak On A Leash von Korn – ein Klassiker den ich immer mal wieder höre. Human von Rag’n’Bone Man hat auch einen großen Eindruck bei mir hinterlassen. Zwei Songs von Shaka Ponk: My name is stain und I’m Picky. Der fünfte wäre Back to The Primitive von Soulfly.
Julia: Für mich ist es sehr schwer, denn in letzter Zeit höre ich fast ausschließlich das neue Album, aber ich werde es versuchen: ich nehm auch einmal Shaka Ponks I’m Picky und auch noch Hell’o von Shaka Ponk. Die anderen Songs sind alle von madworld. Das wären dann lederhosen overkill, i can’t control it und pulling.
Elias (Rockmagazine): Dann danke für das Interview und ich hoffe ich sehe euch bald bei einem Konzert in der Nähe!