Die Veranstalter vom beliebten Rock am Stück Festival im hessischen Fritzlar hatten den Mut, eine Corona konforme Variante auf die Beine zu stelllen. Und so standen die Tage vom 15.07.-18.07.21 ganz unter dem Motto „CoRaSNa – Abrocken statt Zuhause hocken.“ Für den Donnerstag waren eigentlich Eisbrecher als Headliner angekündigt. Nach deren kurzfristiger Absage organisierten die Veranstalter mit Annisokay in Windeseile eine gute Alternative. Die langanhaltenden Regenfälle in den Tagen vor dem Open Air hatten den Boden sehr aufgeweicht und sorgten für einen Hauch Wacken-Feeling. Die Veranstalter stellten aber mit unglaublichem Einsatz und reichlich Holzschnitzeln rechtzeitig eine gut begehbare Fläche her.
Das Rockmagazine durfte ab Freitag bei strahlendem Sonnenschein für Euch dabei sein. Den Auftakt an Tag 2 machten Remedy. Die Bayreuther Blues-Rocker überzeugten das Publikum mit Songs wie Something Real, Figaro, You Need To Know, Bitter Sweet Symphony, The Nothing, You Are I Am, High & Low, Everything´s Right und Actually.
Für Live-Fotos war ich leider etwas spät dran, daher hier ein Bandfoto:
Um 20.00 Uhr folgten Terry Hoax. Die Rockband aus Hannover entfachten ein musikalisches Energiegewitter und bewiesen einmal mehr ihre Live-Qualitäten. Die lange Corona-Pause ist aber auch an Frontmann Oliver Perau nicht spurlos vorbei gegangen, zwischendurch ging ihm kurz die Puste aus. Aber wahrscheinlich hätten wir es gar nicht gemerkt, wenn er es nicht erwähnt hätte. Mit Songs wie From Love to Hate and Back, Rubbish Colours, I’m Not Afraid to Die, Gonna Sing A Song For You, Insanity, Inbetween, Personal Tightrope, Live All und natürlich Policy of Truth vergingen die 60 Minuten rasend schnell. Mit Touch the Sky bekam das Publikum die lautstark geforderte Zugabe, bevor die Bühne für Fury in the Slaughterhouse vorbereitet wurde.
Um 21.30 Uhr war es soweit, Fury in the Slaughterhouse betraten die Bühne und das Publikum war vom ersten Ton an da. Won’t forget These days – die Hannoveraner, die den Soundtrack einer ganzen Generation geschrieben haben, sind wieder da. Am 23.04.2021 veröffentlichten sie ihr aktuelles Album Now [9,5 von 10 Bängs] und sind aktuell wieder live zu erleben, unter anderem am 30. und 31.07.21 beim Strandkorb Open Air in Mönchengladbach. Auf der Set Liste standen natürlich viele Songs des neuen Albums, aber auch die Klassiker wurden nicht vergessen. Der Mischung hörte sich an wie aus „einem Guss“. Apropos „hören“ – der live-Sound beim CoRaSNa war ausgezeichnet, ein wahrer Genuss! Die Setliste für beide Tage:
Letter to myself, Milk & Honey, 1995, Radio Orchid, 30, The Beauty, Replay, Then she said, Now, Dead and gone, Sorry, All about us, Cry it out, Every generation, Good luck, Trapped today, Rock’N’Roll, Time to wonder,Stay clean these days, Kick it out, Riding on a dead horse, Won’t forget these days, Seconds to fall
Für Tag 3 konnten die Veranstalter zufrieden „ausverkauft“ melden! Pensen Paletti aka Peer Jensen stand als Erster auf der Bühne. Der Allrounder und Alleinunterhalter ist Erfinder der Boom-Gitarre, die er so gepimpt hat, dass er sich selbst am Schlagzeug begleiten kann. An seine Bass-Gitarre hat er Sensoren für Bassdrum, Snare, Toms und Becken angebracht, die er mit den Fingern anschlagen kann. Mit diesem außergewöhnlichen Instrument ersetzt er locker eine ganze Band. 2019 begeisterte er Wacken Besucher auf der Jungle Stage und an diesem Tag zauberte er auch uns mit viel Witz ein Lächeln ins Gesicht.
Ina Bredehorn ist mit ihrer Band Deine Cousine nicht nur bei bei den Wacken-Fans keine Unbekannte mehr. Der blonde Wirbelwind fegte im neon gelben Shirt über die Bühne und motivierte die Besucher schon beim zweiten Song, auch aufzustehen und in den Logen mitzutanzen. Bei einem kleinen Ausflug ins Publikum musste sie feststellen, dass es gar keinen Schnaps gab – mit dem stattdessen angebotenen Prosecco wurde sie nicht glücklich. In schneller Folge feuerte sie ihre bekannten Songs ab, Partystimmung pur. Das Publikum feierte zu Songs wie Scheiß auf Ironie, Runaway Girl, Männer (Grönemeyer Cover), Freund oder Feind, Ein bisschen mehr Liebe, Kiez oder Kinder, St. Pauli und Attacke. Auch Ina hatte etwas mit der Luft zu kämpfen: „Ich glaube, ich hätte etwas mehr joggen sollen“. Den letzten Song widmete sie ihrer Wahlheimat und dem Ortsteil St. Pauli.
Um 21.30 Uhr standen wieder Fury in the Slaughterhouse auf der Bühne. Wer den grandiosen Auftritt am Vortag miterlebt hat, konnte gespannt sein, ob die Band noch einmal so gut abliefern konnt. Um es vorweg zu nehmen: sie konnte! Vor vollen Logen kam im Publikum vielleicht noch etwas mehr Stimmung auf. Fury präsentierten sich an beiden Tagen in absoluter Top-Form!
Bei sommerlichen Temperaturen ging es auch am finalen Tag 4 Schlag auf Schlag. Die Extreme Melodic Metaler In Sanity, die am ersten Veranstaltungstag bereits einen Auftritt hatten, kamen Naked! Songs wie Watermark und Welcome to the Show wurden in einer ungewohnten Akustik Version und von Frontmann Erik Sollman mit Cleargesang präsentiert. Ein stimmungsvoller Einstieg in den Abend.
Stimmungsvoll ging es auch weiter – aber anders:
The O’Reillys and the Paddyhats stürmten die Bühne und sorgten für ausgelassene Stimmung. Die siebenköpfige Irish Folk Punk Band schafft es immer wieder, die Besucher zum Tanzen und Mitsingen zu animieren. Lebensfreude pur! We all know, Captain without a Ship, Old Gang’s Lullaby, Barrels of Whisky… Die Zeit verging wie im Flug mit Songs wie diesen.
Hämatom kam mit großem Besteck nach Fritzlar: Sie ließen sich von einem zusätzliche Gitarristen, Bläsern und einem Pianisten musikalisch unterstützen. Vor dem Berlin Cover als Backdrop wurden die Franken auch lichttechnisch fantastisch in Szene gesetzt. Im Set hatten die Maskierten eine bunte Mischung aus dem Album Berlin, aber auch alte Klassiker waren dabei. Und wer sich fragt, wie die sich im „Berlin-Style“ anhören: einfach geil! Frontmann Nord machte kleinere Ausflüge ins Publikum – so gut das unter Corona-Bedingungen eben geht.
Die Band spielte Berlin, Ich hasse Dich zu lieben, Eva, Lichterloh, Ein Herz und eine Kehle, Bye bye Auf Wiedersehen, Fick das System, Mörder, Totgesagt und neugeboren Zwischen Gangstern und Ganoven, Beweg Deinen Arsch, Finger an den Kopf, Wirf die Gläser an die Wand, Nichts bleibt für immer, Wir sind Gott, FCKRN, Alte Liebe rostet nicht, Wir sind keine Band; Das ganze ohne Pyro und ChiChi – eines der besten Konzerte, die ich von Hämatom bisher gesehen habe. Ein Hammer-Abschluss dieser Konzert-Reihe.
Danke, dass wir dabei sein durften und danke an Alle, die diese Veranstaltungen möglich gemacht haben. Safe the Date für Rock am Stück 2022!
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