In dieser neuen Rubrik nehme ich mir monatlich ein paar neue Vinyl-Scheiben vor und gebe meinen mal mehr, mal weniger fachkundigen Senf dazu.
Der September stand im Zeichen der Wiederveröffentlichungen, wie „Dirt“ von Alice in Chains oder dem „2022 Mix“ von „Fresh Fruit For Rotting Vegetables“, dem Punk-Klassiker der Dead Kennedys. Andere Platten, wie die „40th Anniversary Edition“ von Motörheads „Iron Fist“ oder Pink Floyds „Animals“ haben es aus Zeitgründen nicht hier reingeschafft. Ebenso fehlt das neue Slipknot-Album.
Dafür gibt es am Ende aber auch mit „Shine A Light“ eine EP von King Legba And The Loas, einer kleinen Band aus der Schweiz, inklusive Review. Es müssen ja nicht immer die großen Namen sein.

Neu erschienen

Megadeth – The Sick, The Dying… And The Dead! (Thrash Metal, 02.09., Tradecraft/Universal)


Musikalisch hat sich die Wartezeit definitiv gelohnt und ich kann mich daher der Review des lieben Christians nur anschließen. Gehen wir also ans Eingemachte.
Das morbide Cover mit Vic Rattlehead macht sich auf der Gatefold-Vinyl-Ausgabe besonders gut. Auf der Innenseite befinden sich Fotos von allen vier Bandmitgliedern. Den LPs ist außerdem ein Booklet mit Lyrics und Credit-Angaben beigefügt.
Auf der Website von Megadeth gibt es eine Deluxe-Edition, die ein exklusives Lenticular Litho (was immer das ist) und eine 7-Inch-LP mit der Single We’ll Be Back und als B-Side eine Liveversion des von Dave lange verschmähten The Conjurings enthält. Ob das wirklich den doppelten Preis rechtfertigt sei mal dahin gestellt, ich bin mit der Standardversion aber mehr als zufrieden.

Wiederveröffentlichungen

Alice in Chains – Dirt (Grunge, Alternative Metal, 23.09., Sony Music)

Nachdem das Opus Magnum der Grunge-Veteranen schon seit ein paar Jahren auf Vinyl ausverkauft war, ist „Dirt“ nun anlässlich des 30-jährigen Jubiläums wiederveröffentlicht worden. Auf großen Schnickschnack wird hier verzichtet. Die Scheibe kommt in einer einfachen Klapptasche mit einem Lyric-Sheet daher. Das Album wurde, soweit ich das nachvollziehen kann, auch nicht neu abgemischt.
Die einzige Veränderung findet sich in der Tracklist. Die Herzschmerz-Ballade „Down in a Hole“ ist nun an vierter statt an zwölfter Stelle (wenn man den Hidden Track mitrechnet), da das ursprünglich von der Band so vorgesehen war.
Es ist also ein vergleichsweise Stilles Jubiläum ohne Bonustracks, ohne Zitate von Musikern im Booklet, die ihre Lobpreisungen kundtun. Einzig auf der Website gab es eine umfangreiche Deluxe Edition, sowie eine Edition mit Funko Pop!-Figuren der Originalmitglieder, die aber bereits ausverkauft sind (bei der Edition mit den Figuren kann es sein, dass diese noch bei vereinzelten Anbietern erhältlich sind.)
Der Klang ist jedenfalls super. „Dirt“ ist eines der besten Metal-Alben der 90er, das stellt man sich doch gerne ein zweites Mal ins Regal!

Killing Joke – Lord Of Chaos (Post-Punk, Industrial Metal, 23.09., Spinefarm Records)

Die ursprünglich bereits im März veröffentlichte (zum Streamen und auf CD) „Lords of Chaos EP“ ist das erste Lebenszeichen der Band aus Notting Hill seit sieben Jahren. Wer jedoch gehofft hat, man würde ordentlich was geboten bekommen, wird leider enttäuscht. Nur zwei neue Stücke und zwei Remixe älterer Songs sind auf der EP vertreten.
Beim Titeltrack, dessen Riff ein bisschen an I Am The Virus vom letzten Album „Pylon“ erinnert und nach zwei Strophen endet, fragt man sich: waren die vier Herren hier etwas denkfaul?
Trotzdem sind die beiden neuen Kompositionen (die andere ist Total) über alle Zweifel erhaben. Ein cooles Riff hier, ein paar düstere Keyboard-Klänge da, zack hat man einen typischen Killing Joke-Song.
Was die beiden Remixe von Big Buzz und Delete auf der B-Seite anbelangt, sind sie nicht mehr als ein nettes Beiwerk. An der Sinnhaftigkeit solcher Remixes scheiden sich eh seit jeher die Geister. Man hätte sich lieber noch ein, zwei neue Songs gewünscht.
Die Schallplatte erscheint in unterschiedlichen Farb-Varianten, wenn man denn Wert darauf legt. Ich habe die „Black & Green Splatter“-Version ergattert. Daneben gibt es „Ultra Clear“ (ich kann die Scheibe kaum noch erkennen) und die standardmäßige schwarze Vinyl-Ausgabe.
Veredelt wird das Ganze noch von einem wieder einmal skurrilem Cover von Killing Jokes Haus-Designer Mike Coles. Ansonsten gibt es hier nicht viel zu berichten.

Fazit: Diese EP ist wirklich nur was für eingefleischte Fans.

Dead Kennedys – Fresh Fruit For Rotting Vegetables 2022 Mix (Hardcore Punk, Punk Rock, 30.09., Cherry Red Records)

Wahrscheinlich wäre die Neuauflage des Punk Rock-Klassikers „Fresh Fruit For Rotting Vegetables“ bereits pünktlich zum 40jährigen Jubiläum erschienen, doch Corinna und falsch beschriftete Tonspuren machten dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung.
Endlich können die Fans also in den Genuss des neuen Mixes von Toningenieur Chirs Lord-Alge (Green Day, Bruce Springsteen, The Rolling Stones) kommen. Die Restauration hat sich definitiv gelohnt, die Songs dröhnen allgemein klarer aus den Boxen.
Auch das Gatefold-Cover macht einiges her. Im Inneren befindet sich ein aufgeklebtes Heft, in dem sich ein Vorwort des ehemaligen Dead Kennedys-Roadie und der heutigen Journalistin Amy Linden befindet, sowie mehrere Zitate von bekannten Musikern, u. a. von Dave Grohl (natürlich), Duff McKagan (Guns n‘ Roses) und Billie Joe Armstrong (Green Day). Des Weiteren ist der LP ein Poster mit den Lyrics und einer Bilderkollage beigefügt. Schickes Teil!

From The Underground

King Legba And The Loas – Shine A Light (Stoner Rock, 23.09., Czar Records)

Dieses Power-Trio aus der Schweiz, das bereits seit 2011 besteht, hat jetzt mit „Shine A Light“ eine neue EP vorgelegt. Musikalisch liegen King Legba And The Loas irgendwo zwischen frühem 70er-Hardrock, Stoner Rock und Grunge á la Soundgarden.

Diese Mischung funktioniert ganz gut und man merkt den drei Jungs ihre Spielfreude an. Auch die kratzigen Vocals von Gitarrist Tobi Glanzmann fügen sich wunderbar in das Gesamtkonzept ein. Besonders hervorheben möchte ich den Opener Out Of The Ashes, das mit einem grandiosen Chorus aufwartet, sowie das Fleetwood Mac-Cover The Green Manalishi (Manche Leser kennen vielleicht das Judas Priest-Cover), das in einem eigenständig doomigen Gewand daherkommt.
Smithereens startet als Ballade mit leisen Gitarrenklängen, wie man es vielleicht von so mancher Grunge-Band aus den 90ern kennt, ehe einen im Mittelteil ein fettes Stoner-Riff aus allen Träumen reißt. Hellhound wiederum ist ein Hard Rock-Song, der so auch in den frühen 70ern von einer Band wie Led Zeppelin hätte veröffentlicht werden können. Abgeschlossen wir die EP mit The Storm Will Scream Your Name, das ganz klar die Luft der 90er atmet.

Fazit: Musikalisch sollte man jetzt keine großen Wunder erwarten, King Legba And The Loas beschreiten bereits begangene Pfade. Wer jedoch auf Bands wie Soundgarden, Kyuss oder Queens Of The Stone Age steht, sollte die drei Schweizer auf jeden Fall mal abchecken. Von mir gibt es 7,5 von 10 Bängs!

Shine A Light“ gibt es als 10-Inch-LP im Czar Shop für 15 Franken zu erwerben (Plus Versandkosten und Einfuhrabgabe, da Versand aus Nicht-EU-Land). Die EP erscheint in einem matten Klappcover. Das hübsche Artwork stammt von Bassist Marco Grementieri. Ein Kärtchen mit Download-Code ist ebenfalls beigefügt.

Die Band:
Tobi Glanzmann – Gesang, Gitarre
Marco Grementieri – Bass, Hintergrundgesang
Silvio Spadino – Schlagzeug

Links:
https://www.facebook.com/kinglegbaandtheloas


By Dennis

95er Jahrgang. Hört so ziemlich alles über Metal, Rock, Post-Punk und New Wave. Dennis ist vorwiegend für die News zuständig, schreibt aber auch mal die ein oder andere Review.

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