Genre: Prog, Hard Rock, Folk, Singer/Songwriter

Land: Deutschland

Nach der sehr ruhigen aber nicht minder interessanten Debut EP „unknown waters“ veröffentlich Tim mit „Frames“ seine zweite EP. Auch wenn schon einige der Songs bekannt sind ist trotzdem der Klang der neuen Tracks interessant. Anstatt akustisch setzt Tim dieses Mal auf Strom, zum Teil ordentlich davon.

Gerade im letzten Jahr ist viel im Leben des sympathischen Regensburgers passiert, doch er geht auch noch weiter zurück. Rollt sein Leben etwas mehr vor uns aus und nimmt uns mit auf eine (leider kurze) Reise in die Gefühlswelt des Tim Bleil.

Im Opener Heart On Fire bekommen wir anstatt einfühlsamen Akustik Rock oder Pop Rock einen Track, der inspiriert vom Hard Rock der 80er einen deutlich anderen Weg aufzeigt. Satte Riffs, speziell im Intro und im Refrain, stützen den Song ähnlich gut wie auch die wohl pointierten Drums. Beide Elemente vermitteln eben dieses gewohnte Retrofeeling und obwohl die Vocals von Tim (schön wie eh und je) sehr zeitlos klingen, macht gerade die wunderbare Produktion und eben der Charme der Vocals ein gut ergänzendes modernes Bild. Die beiden Komponenten stehen so durchaus konträr zu einander, fügen sich aber wieder gewohnt gut zusammen. 

Nach wie vor würde ich zwar sagen das, natürlich, die Stimme von Tim im Fokus steht, welche in Agra´s Curse aber auch schon mit einem ganz feinen Druck daher kommt. Die Riffs sind sehr schwer und schleppend, das Drumming kommt mit einem ähnlich drückendem Sound daher. Und doch sind es so kurze Momente wie die Mini-Solos, die der Nummer wieder etwas Wärme geben und verhindern das die Stimmung zu düster wird. Im Text greift Tim einen Moment aus einer Reise auf, der ihn bis heute im Gedächtnis geblieben ist.

Während Heart On Fire und Agra´s Curse die Rock- beziehungsweise Progseite von Tim abgedeckt haben geht Back In The Days sehr Indie ins Feld. Verträumte Riffs tragen die Nummer, die eine unglaublich angenehme Dynamik entwickeln. Das Drumming ist recht reduziert, zwar immer präsent aber nie aufdringlich. Der Bass der aus dem Hintergrund ertönt bildet so das letzte Glied in einem Teppich auf dem es sich die Vocals bequem machen. Alles ist irgendwie locker und schwerelos. Auch die Vocals klingen so klar und optimistisch wie nur sehr selten bei Tim.

Mit einer ganz kleinen Prise Reggae und viel Groove schlägt Green Into Gray gleich wieder in eine andere Richtung, die Nummer mit dem besondersten Sound der EP. Schwer zu greifen, dadurch sehr abwechslungsreich, für mich aber leider nicht unbedingt stimmig.

Immerhin hat Tim dieses Mal einen Song mehr auf den Dreher gepackt. Don´t Belong ist daher zum Glück noch nicht der Abschluss. Stilistisch passt Don´t Belong am ehesten in den aus „unknown waters“ bekannten Sound. Etwas verrockten Folk mit dieses Mal überraschendem Fokus auf die Gitarre. So schließt der Track mit einem feinen ausufernden Solo, das vom ersten Ton weg angeteasert wurde.

Unlängst hat Tim mit Seize The Day nicht nur die letzte Single vor dem Release seiner EP, sondern auch den abschließenden Song von „Frames“ veröffentlicht. Die Message dahinter ist wohl absolut klar: Den Tag oder besser das Leben genießen. Wir haben nur das Eine und wer will schon sagen er hat etwas verpasst. Eine Emotion nicht so mitgenommen wie man es eigentlich möchte. Musikalisch versucht Tim hier ganz klar noch einmal alle Facetten zu bündeln. Auf über fünf Minuten zollt er gebührend allen seinen Seiten Tribut, mit einem Fokuswink auf ausgefallenes Riffing und dieses Mal auch tragenderes Drumming. Ein Abschluss, der gerade mit seinem sehr ruhigen Ende absolut zu überzeugen weiß.

Fazit:

„Frames“ ist anders als „unknown waters“. Die andere Seite des Tim Bleils. Laut, experimentell und nicht in eine Schublade steckbar. Tim macht was er will und das immer mit äußerst hoher Qualität. Für Fans von Tim gibt es sowieso eine Hörpflicht und auch für Leute die etwas mit einem Querschnitt aus Rock, Prog und Folk anfangen können müssen zumindest ein Ohr riskieren.

Ich vergebe 8,5 von 10 Bängs.

„Frames“ könnt ihr seit 27. Jänner überall streamen wo es Musik gibt.


Tracklist:

1. Heart On Fire

2. Agra´s Curse

3. Back In The Days

4. Green Into Gray

5. Don´t Belong

6. Seize The Day


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By Patrick

geb. 1993, Musik-Fan seit 2010, Verheiratet, Ein Sohn, Bevorzugte Genres: Metalcore, Post-Hardcore, Progressive Metal, Pop-Punk, Alternative Rock. Neben seiner sozialen Ader ist Patrick auch für feinste Recherche und Tiefe in seinen Reviews und Berichten bekannt.

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