Die 1979 in England gegründeten Grim Reaper dürften jedem old school Metalhead ein Begriff sein. Zur Blüte der NWOBHM erschien 1983 ihr Debüt Album „See you in Hell“ und brachte den jungen Briten sogar Aufmerksamkeit in den USA. Leider gelang es der Band danach nicht, mit den beiden Nachfolgealben „Fear No Evil“ (1985) und „Rock You To Hell“ (1987) an diesen Erfolg anzuknüpfen. Grim Reaper erlitten ein ähnliches Schicksal wie viele andere Bands der NWOBHM, zum Beispiel Cloven Hoof, Vardis, Savage oder Angel Witch. Sie konnten weder die hohen Erwartungen der Plattenfirmen erfüllen noch qualitativ mit Saxon, Judas Priest oder Iron Maiden mithalten. 1988 lösten sich Grim Reaper folgerichtig auf, Sänger Steve Grimmett blieb der Metal Comunity mit Onslaught und später Lionheart erhalten, bevor er 2006 unter dem Banner Steve Grimmett’s Grim Reaper beim Keep It True Festival in Lauda-Königshofen wieder auftrat. Es folgten weitere Festivalauftritte und das Interesse der Die-Hard-Fans wuchs weiter an. Mit „Walking In The Shadows“ wurde 2016 nach fast 30 Jahren ein neues Album als Steve Grimmett’s Grim Reaper veröffentlicht. Leider schlug das Schicksal danach erbarmungslos zu, denn im Januar 2017 wurde Grimmett aufgrund einer aggressiven Infektion am rechten Bein in Ecuador ins Krankenhaus eingeliefert. Dabei musste das Bein unterhalb des Knies amputiert werden. Das hielt ihn nicht davon ab, schon im April beim Bang your Head Festival im Rollstuhl sitzend mit der Band aufzutreten.
Der Titeltrack „At The Gates“ eröffnet das Album in bester „See you In Hell“ Manier und man fühlt sich direkt wieder in die 80er katapultiert. Stampfender Heavy Metal mit guter riffbetonter Gitarrenarbeit, pumpenden Bassläufen und einem druckvollen Schlagzeug. Auch der nächste Track „Venom“ ist simpel im Aufbau, aber effektiv und punktet mit einem eingängigen Refrain. Ein spannendes Intro leitet „The Hand That Rocks The Candle“ ein, bevor der Song aber dann an drive verliert und irgendwie so vor sich hinplätschert. Auch „A Knock At The Door“ beginnt vielversprechend, bevor er spätestens im Refrain im Mittelmaß versinkt. Bei den melodischen Strophen werden die Schwächen in Steves Gesang gnadenlos aufgedeckt. Wenig Änderungen zeigen „Rush“ oder „Only When I Sleep“, die weiter mehr auf melodischen Hardrock setzen. „Line Them Up“ zieht das Tempo zwar wieder etwas an, ist aber leider wie auch die nachfolgenden „Breakneck Speed“ und „Under The Hammer „ eine ziemlich 08/15-Nummer. Mit dem abschließenden „Shadow In The Dark“ steigt das Niveau zwar wieder etwas durch die wirklich gute Gitarrenarbeit von Ian Nash, der einige starke Riffs und Leads auf „At The Gates“ zum Besten gibt.
Ansonsten ist nach etwas über 50 Minuten doch Ernüchterung angezeigt. Anders als die wiedererstarkten Diamond Head oder Tygers Of Pan Tang können Steve Grimmett’s Grim Reaper den Spirit der Anfangstage nicht wieder einfangen oder gar neue Akzente setzen. Nach dem vielversprechenden Start ist schnell bei „At The Gates“ die Luft raus. Zu beliebig ist das Songwriting, zu schwach Steve Grimmett’s Gesang. Deshalb kann ich mich auch nur zu mageren 5/10 Bängs durchringen und die Scheibe lediglich den nostalgischen NWOBHM Nerds zum Antesten empfehlen.
„At The Gates“erscheint am 13. Septemper via Dissonance Productions/Soulfood.