SchEdelweiss – „Pogo Symphonien“ – die Neue der Deutschrocker aus Osttirol im Review

Aus dem nahen Osttirol hat mich eine CD erreicht, auf die ich schon lange neugierig war. SchEdelweiss haben ja bei mir im Pinzgau schon beinahe hinter jedem Heustadel gespielt, und jetzt endlich den ersten Tonträger veröffentlicht. Selbst geschrieben, komponiert, produziert und mit eigener Artwork. Ein Monsterprojekt.
Und was ist daraus geworden? CD ausgepackt, meinen treuen AKG Kopfhörer aufgesetzt, CD rein, Regler nach rechts, und los gehts:
1. „Auf Euch“
Als ruhige Ballade, bei der Shouter Obsi auch mal seine Sangeskünste zeigt, beginnt „Auf Euch“. Hier sieht man, wie genial deutsche Texte sein können. Ein Song, den man für seine Freunde spielen kann. Die Osttiroler beweisen mit dieser Nummer Musikalität gepaart mit einem tollen Text. Und er poltert ganz gehörig!
2. „SchEdelweiss“
Gleich zu Beginn hört man im Hintergrund ein vielstimmiges Oi,Oi,Oi. Das sagt doch schon alles. Hier kommt die Hymne der Osttiroler Deutschrocker. Da wird gehörig angestossen und sicherlich oft Pogo getanzt ?
3. „Kind von Traurigkeit“
„… etwas später in der Nacht, schon einiges getankt, schon sehr viel gelacht…“ – Bei diesen Zeilen kommt mir ein Schmunzeln, weil ich doch schon 11 oder 12 Bier mit den Jungs getrunken habe. Das sich der Song dann zu einer Holterdipolter-Pogo-Orgie entwickelt, in der es um Raufereien und Pogotanzen geht, ist doch klar. Sind doch böse Buben, die Jungs von SchEdelweiss.
4. „Stern“
Obwohl sich SchEdelweiss selbst als unpolitische Band titulieren, geht es hier um selbsternannte Führer, um Freiheit, um Krise. Ein sehr kritischer Song, der vielleicht von vielen falsch verstanden werden wird. Ich verstehe aber den Sinn hinter diesem Lied. Selbstbestimmtheit, Freiheit und Stolz. Musikalisch ist die Nummer ganz SchEdelweiss. Sauber gespielt, hart und geradlinig.
5. „Adrenalin“
Wieder ein Osttiroler Heimatkracher, der ein wenig Heimathymne ist, ein wenig Geschindigkeitsrausch, ein wenig Bikersong. Auch wenn ich selbst kein Biker bin, kann ich mir durchaus vorstellen, mit dieser Nummer auf einem heissen Ofen die Felbertauernstraße hinaufzubrausen.
6. „Wir sind wir“
Mit einem flotten 1,2,3 startet die nächste Nummer „Wir sind wir“. Eine Hymne auf die Tätowierten, auf das Tätowieren. Die Nummer hat einen eingängigen Refrain, und ist ein wenig „explicit“. Aber der Text ist genial, und die Scheibe geht voll ins Ohr. Absolutes Hitpotential!
7. „Ramba Zamba“
Die Nummer darf natürlich nicht fehlen. Der Partykracher für jeden Kindergeburtstag. Text Nonsen, Musik Pogo, einfach Pogo. Es darf getanzt werden!
8. „Wer bist du?“
Ein Song über Diebstahl unter Freunden, über Vertrauensbruch, über Betrug. Man spürt förmlich die Wut und Enttäuschung. Wie immer punkten SchEdelweiss mit beinharten, klaren Texten. Nichts für schwache Nerven, aber eine geniale Nummer. Musikalisch ganz im Stil der Band. Sauberer HolterDiPolter. Ein absoluter Anspieltip!
9. „Jetzt sind wir da“
Das Video zu dieser Nummer hat auf youTube schon für einige Aufregung gesorgt. Aber ich kann Euch beruhigen. Die Nummer ist sicher nicht rechts, sondern eine Song über die Band, das Leben, und über Deutsch-Rock aus den Bergen. Ganz ehrlich, ich verstehe die Aufregung um diesen Song nicht. Und noch ehrlicher – für mich eigentlich die schwächste Nummer auf einer ansonsten genialen CD.
10. „F*cken“
Nicht fehlen darf natürlich die obligatorische Ballade. Das nett gebrüllte Deutsch-Rock Liebesliedchen mit künstlichen Streichern, mit Synthieklavier. Viel falsch verstandene Liebe, viel Pathos, aber eigentlich eine Nummer, die den bitterbösen Titel nicht verdient hat. Nicht so meines. Aber vielleicht höre ich sie mir um vier Uhr früh wieder mal an, mit ein paar Bier im Kopf. Kann sein, dass sie dann besser kommt.
Fazit?
SchEdelweiss aus Osttirol beweisen mit „Pogo Symphonien„, dass gute Texte nicht nur in Deutschland, sondern auch in den österreichischen Bergen geschrieben werden. Musikalisch sind sie Handwerker, gute Handwerker, aber keine Künstler. Was schade ist? Die beiden letzten Nummern sind etwas schwach. Aber die Songs 1 – 8 sind Hammer. Hart, sauber und geniale Texte. Dann geben wir halt für jede gute Nummer einen Punkt.
8 von 10 Bängs auf der Deutsch-Rock-Skala – Kaufempfehlung!

Uli
Seit den 90er Jahren journalistisch unterwegs. Sehr schlechter Schlagzeuger mit deutlichen Rechtschreibschwächen. Mitbegründer der legendären Punkrockband "The Ketchup Boys", welche 1989 ihren einzigen Auftritt hatte. Spricht mehrere Sprachen, kann einhändig Fahrrad fahren und mag Musik.