Genre: Alternative Rock, Progressive Rock, Rock, Hard Rock
Land: Deutschland
Vier Jahre sind vergangen seit Raw Sienna mit ihrem ersten Output „[Demos]“ zum ersten Mal von sich hören haben lassen. Nun steht auch die erste offizielle EP an. „Mess in Heaven“ atmet die Energie des heutigen Zeitgeists, bedeutet das die EP eine Sammlung von sechs Songs ist welche mit der Veröffentlichung von Firesky im vergangenen Sommer seinen ersten Teil an die Hörerschaft trug.
Auch wenn es in der heutigen Zeit schon recht normal ist viele oder alle Songs vorab zu releasen (der Algorithmus muss ja gefüttert werden) sind Raw Sienna eine der wenigen Bands die nicht in irgendeiner Reihenfolge Mucke rausbringen. Hört man sich „Mess in Heaven“ an und sieht sich die Release-Historie an so kann man sehen, dass sie die Singles in der Reihenfolge veröffentlicht haben, in der sie dann auch der EP gelandet sind. Gefällt mir so gut, denn gerade der letzte Song verrät oft vieles vom Release und diesen vorab zu veröffentlichen find ich dann immer etwas schade.
Wie schon erwähnt eröffnet die erste Single Firesky auch offiziell die erste EP und die hat es auch gleich ziemlich in sich und kommt auf fast sechs Minuten Laufzeit. Allzu viel vom Sound verrät der Song aber irgendwie noch gar nicht, denn erst, wenn man am Ende der EP angelangt ist erkennt man was es mit dem Sound der Band auf sich hat. Firesky selbst kann man nicht so recht in eine Ecke packen. Die Musik hat oft starke Anleihen progressiver Genres. Gerade die oft sehr verträumten Riffs stechen dann aber wieder aus dem Sound heraus. Im Refrain wird dann schon fast metallisch zu Werke gegangen und vocaltechnisch wird sowieso komplett in die Vollen gegangen. Irgendwo zwischen Incubus, Bloomer und WOODSHIP können sich Raw Sienna mit Firesky ganz klar positionieren. Ach und langweilig wird der Song auch keine Sekunde.
Zum nachfolgenden Soak up Some Lights muss ich dann aber gar nicht so viel sagen. Instrumental alles locker flockig, frisch vom Strand und mit einer ganz großen Portion Maneskin. Würde mir jemand sagen der Song ist auf einem kommenden Album der Italiener würd ich, das glatt glauben. Sonst? Feiner Ohrwurm mit dem einen oder anderen echt spannenden Momente.
Düster und schwer geht es dann auf Come a Little Closer zu. Die Wand aus Drums, Bass und Gitarre ist kaum zu durchdringen, so das sich sogar ein paar Screams in den Song verirrt haben und so eine weitere Facette der Band preisgeben. Der eingängige Refrain, der im Laufe des Songs mit der tragenden Zeile Come a Little Closer einen richtigen Befehlston anschlägt, bleibt lange im Ohr und hallt dort wieder.
Raw Sienna sind eine Wundertüte, bei der man nie so wirklich weiß, was man bekommt. Wie auch Game wieder zu beweisen vermag. Bisher konnte man die Band wohl getrost als Alternative Band bezeichnen, mit Game zeigen sie, das sie auch Hard Rock beherrschen, diesen aber auch ganz unterschwellig mit Pop-Elementen vermengen können. Die Komponenten die tragenden für einen guten Hard Rock Song sind stecken drinnen: Satte Riffs, geradliniges Drumming und dazu Vocals mit so mancher feinen Note. Viele Facetten hat die Band schon gezeigt, eine Ballade fehlt aber noch oder bessere fehlte.
Den schon fast obligatorischen Balladen Platz nimmt auf „Mess in Heaven“ Kill The Noise ein. Schon der Titel lässt uns einfach etwas zur Gänze anderes erwarten. Kill The Noise ist eine sehr melancholische Ballade, die mich anfangs an Avenged Sevenfold und zum Ende hin an Muse denken lässt.
Bei Radio Edits als zusätzlichen Track frag ich mich immer, ob das wirklich nötig ist. Collapse hat als Abschluss neben der regulären Version eben auch einen Radio Edit erhalten. Collapse ist ein Song, der sich mit zwei Minuten als Intro unfassbar viel Zeit lässt, ganz ehrlich eine instrumentale Nummer hätt ich auch genommen. Klingt, super baut den Bogen schön auf und leitet zu einem unfassbar starken Song mit Stadionfeeling ein. Wirklich tolle Nummer, wenn auch etwas langsamer, vielleicht auch eine Spur zu langsam, als die anderen Songs. Nichtsdestotrotz ein gelungener Abschluss.
Collapse (Radio Edit) kann man machen, kürzt das tolle Intro aber auf 30 Sekunden zusammen. Sehr schade. Im Zweifelsfall hört euch die normale Version an. Sonst ist der Song nämlich identisch.
Fazit:
Mit „Mess in Heaven“ haben Raw Sienna gezeigt das es nur wenig im Rockbereich gibt, dass sie nicht bedienen können (oder womöglich einfach noch nicht gemacht haben). So sehr ich EPs auch mag, die Bands haben nur eine handvoll Songs Zeit zu überzeugen.
Raw Sienna haben viel in ihre EP gepackt. Überladen oder zu zusammengewürfelt klingt „Mess in Heaven“ aber in keinem Moment. Raw Sienna haben einen sowas von starken ersten Eindruck bei mir hinterlassen und ich hoffe das wir nicht allzu lange auf das Debut Album der Band warten müssen.
Ich vergebe 9 von 10 Bängs.
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„Mess in Heaven“ kann seit 5. Mai überall gestreamt werden, wo es Musik gibt.
Tracklist:
1. Firesky
2. Soak up Some Lights
3. Come a Little Closer
4. Game
5. Kill The Noise
6. Collapse
7. Collapse (Radio Edit)