Peavy von Rage über das aktuelle Album, Kreativität und zukünftige Tourziele!

Christian (RM): Hallo Peavy, wenn ich Deinen Zeitplan so sehe, hast Du ja schon einen ganz schönen Interviewmarathon hinter Dir. Hast Du überhaupt noch Bock auf Fragen?

Peavy (Rage): Hallo Christian, leg ruhig los!

Christian (RM): Erstmal Respekt, das neue Album ist ja mal wieder richtig cool geworden. Da muss ich gleich mal fragen, woher Du die Inspiration dafür her nimmst? Wings Of Rage ist ja auch noch  keine zwei Jahre alt?

Peavy (Rage): Hmm, eineinhalb, oder so. Die Grundideen zur neuen Platte hatte ich sogar schon bevor die Wings überhaupt veröffentlicht wurde, da hatte ich zumindest die Skelette für die Songs. Das Schreiben von Songs ist halt eines meiner liebsten Beschäftigungen, das brauch ich auch. Das hab ich immer schon gemacht, so seit ich neun bin, und seit ich Gitarre spielen kann. Vom ersten Akkord an hab ich dann auch schon den ersten Song geschrieben und das bis Heute. Ich muss tausende von Sachen geschrieben haben, vieles davon wird wohl auch nicht veröffentlicht. Aber ich habe einen Riesenfluss an Ideen, da bin ich auch sehr froh darüber. Die Jungs in der Band haben dann auch total Spaß daran die Sachen umzusetzen und bereichern mit ihren Ideen das Ganze noch dazu. Da kommt halt viel bei raus, wir hatten ja jetzt auch für das neue Album mehr Songs als wir Schlussendlich brauchten. Da werden wir mit Sicherhaut auch nochmal zurück greifen. Die sind zwar noch nicht ganz fertig, aber bis nächstes Jahr werden wir die wahrscheinlich für eine EP so weit haben. Also an Ideen hat es bei uns noch nie gemangelt, wir sind auch eine der Bands mit den meisten Veröffentlichungen, das ist jetzt das sechsundzwanzigste Album.

Christian (RM): Wie sehr sind deine drei Kollegen bei der Songentstehung eingebunden? Bringen die auch Songideen mit ein?

Peavy (Rage): Dieses Mal haben sich sogar alle mit beteiligt, sogar der Lucky (Vassilios Maniatopoulos) unser Schlagzeuger. Die bringen auch ihre Ideen mit ein, zu den Grundskeletten zu den Songs die ich schon habe, wir arrangieren das Zeug dann zusammen und jeder hat die Möglichkeit sich kreativ auszutoben.

Christian (RM): Hat Corona bei Euch auch eine Rolle gespielt beim Aufnahmeprozess?

Peavy (Rage): Wir hatten ursprünglich ja vor mit der ganzen Band nach Spanien zu fahren, dort ist das Studio von unserem Toningenieur, dem Dani, um gemeinsam zu spielen. Das lies sich im Frühjahr leider nicht so umsetzen, es gab zu viele Reiseauflagen zu dem Zeitpunkt. Von uns war da auch noch keiner geimpft, und ich hatte aufgrund meiner Vorerkrankung auch Bammel mir etwas einzufangen. Und dann haben wir das aufgeteilt, der Lucky ist dann doch nach Spanien gefahren, musste dann dort Quarantäne machen, den ganze Behörden Spießrutenlaufen und so. Wir anderen Drei haben unsere Sachen dann hier im Ruhrgebiet eingespielt.

Das war der eigentliche Unterschied, wir konnten die Songs auch nicht vorher im Proberaum mal einspielen, wie wir es gerne gemacht hätten. Das haben wir alles online machen müssen, so Zoommäßig, hat aber auch geklappt.

Christian (RM): Hast Du eigentlich noch Erwartungen, bei einer neuen Veröffentlichung, was die Reaktion von Fans oder Verkaufszahlen z.B. angeht?

Peavy (Rage): Also Erwartungen sind so nicht angebracht in den heutigen Zeiten, physische Verkäufe sind ja total in den Hintergrund getreten. Ich hoffe halt erstmal das es den Ragefans gefällt, und möglichst darüber hinaus auch vielen anderen Metalfans. Das wir den Geschmack einfach treffen, und das sich das Album dann auch, auf welchen Weg auch immer, möglichst oft verbreitet. Und dadurch auch die Leute in die Konzerte gelockt werden. Aber jetzt ist erstmal wichtig das wir solche auch wieder spielen dürfen, wir haben ja November/Dezember eine Tour angesetzt, bis dahin können wir nur hoffen das es mit den ganzen Restriktionen nicht mehr so wild ist, und wir die Konzerte ganz normal durchführen können. Da wär ich schon sehr zufrieden.

Christian (RM): Ihr seit ja jetzt nach längerer Zeit wieder zu viert unterwegs. Welche Konstellation ist Dir jetzt lieber, zu dritt oder zu viert in der Band?

Peavy (Rage): Ich mag Beide Besetzungen. Wir waren ja jetzt eine ganze Weile ein Trio, aber Beides hat seinen Reiz. Beim Trio hast Du halt als Musiker mehr Raum um sich zu entfalten. Allerdings gerät man da bei der Liveumsetzung an seine Grenzen, weil man meist schon komplexere Sachen auf den Platten hat. Da ist man als Quartett auf der Bühne wendiger, weil es einfacher ist die Stücke live umzusetzen. Rage hatte ja doch in seiner fast 40-jährigen Geschichte Phasen als Trio, sowie auch als Quartett. In den Neunzigern waren wir zu viert unterwegs, und auch in der Anfangsphase, somit bin ich auch mit Beiden Besetzungen vertraut. Vor allem mit dem Blick auf die erhöhte Wichtigkeit der Livekonzerte, man ist ja doch sehr viel mehr unterwegs als früher, ist es wichtig das wir da flexibler sind und die Sachen besser umsetzen können. Deswegen hatten wir auch die Idee einen zweiten Gitarristen in die Band zu holen. Das war auch schon der Fall, bevor der Markus (Rodriguez, Gitarre von 2015–2020) gegangen ist. Dieser musste im letzten April seinen Job leider aufgeben, aus rein privaten Gründen. Da war der Stefan (Weber) schon als zweiter Gitarrist vorgesehen, und als Markus dann die Segel gestrichen hat, haben wir noch Jean (Bormann) dazu geholt. Jetzt stehen wir mit der Besetzung in den Startlöchern und hoffen das es bald wieder los geht, auf den Bühnen.

Christian (RM): Die Hoffnung haben wir Alle, das fehlt schon sehr auf Beiden Seiten, Fans wie auch den Musikern.

Peavy (Rage): Das ist momentan schon ein großer Verlust

Christian (RM): Das bringt mich auch schon zur nächsten Frage. Rage sind ja sehr fleißig was den Release von Alben angeht. Wie sehr steigt die Schwierigkeit von Album zu Album die Songauswahl für die Tour zu treffen?

Peavy (Rage): Bei so vielen Songs die wir mittlerweile haben ist es gar nicht so einfach. Ich weiß gar nicht genau wieviel Stücke wir jetzt schlussendlich im Repertoire hätten, das dürften ja mehrere Hundert sein. Das wird dann immer schwieriger, klar, Du hast da die Must Haves, die Klassiker die die Fans einfach erwarten. Dann sucht man sich von dem neuen Album was raus, weil dieses das Tourmotto darstellt, da kommen davon auch noch ein paar Nummern mit rein. Dazu noch die Position, wo man was reinnimmt was man schon lange nicht mehr gemacht hat, oder wo man denkt das wäre mal interessant zu spielen. Da gibt es dann schon mal lange Diskussionen, weil es viel Material ist, was da in Frage kommen könnte. Man merkt dann oft beim Proben ob das überhaupt funktioniert, oder nicht. Und mit jedem neuen Album wird die Auswahl nicht leichter.

Christian (RM): Hast Du Die ganzen Songs die ihr jemals rausgebracht habt überhaupt alle im Kopf?

Peavy (Rage): Alle kann ich natürlich jetzt nicht runtersagen, und nachspielen könnte ich die auch nicht sofort. Bei Stücken, die wir schon länger nicht mehr gespielt haben, muss ich die natürlich erstmal wieder erlernen. Ich kann die Reihenfolge der Alben wiedergeben, das hab ich im Kopf.

Christian (RM): Mit den ehemaligen Bandmitgliedern wird es auch schwierig könnte ich mir vorstellen?

Peavy (Rage): Ich hab mit allen meinen Frieden gemacht. Da gibt es keine offene Szene mehr, oder irgendwelche offenen Rechnungen. Das war mir wichtig gewesen und hab vor ein paar Jahren versucht mit allen wieder ins Gespräch zu kommen um frühere Dispute zu Grabe zu tragen. Das ist inzwischen alles wieder ganz Ok.

Christian (RM): Schönes Beispiel sind ja da auch Refuge, die sich ja aus ehemaligen Mitgliedern entwickelt hat.

Peavy (Rage): Ja genau, da kannst du mal sehen! Da haben wir alle alten Kriegsbeile begraben und es entstand sofort eine neue Band daraus.

Christian (RM): Du bist ja mit Rage doch schon eine Weile unterwegs und hast an so manchen Orten gespielt. Gäbe es denn eine Location, oder ein Land, wo Du unbedingt nochmal spielen willst?

Peavy (Rage): Was leider nie geklappt hat wäre in Südafrika aufzutreten. Wir hatten mehrmals Angebote, die sich leider immer zerschlagen haben Aufgrund der finanziellen Situation, und es gibt relativ oft Unruhe im Land, so das es leider bis Heute nicht stattgefunden hat. Ich weiß es gibt Metalfans dort, das würd mich schon mal interessieren. Es gibt sicher noch mehr interessante Orte an denen man noch nie war. Bei manchen weiß ich nicht ob ich mich da hin trauen würde, solche Länder wie der Irak zum Beispiel. Da gibt es auch Metalfans und Bands, schon auch eine richtige Szene, da würde ich mich aber wahrscheinlich nicht trauen da hin zu fahren.

Christian (RM): Welche Frage sollte man Dir in zehn Jahren stellen?

Peavy (Rage): Boah, das hat mich noch nie einer gefragt! Frag mich wie ich das auf der Bühne mache ohne Rollstuhl. Nein, im Ernst, ich hoffe das wir in zehn Jahren noch alle da sind, das ist ja doch noch alles weit weg.

Christian (RM): Hast Du dann noch ein Schlusswort an die Fans?

Peavy (Rage): Ich möchte auf jeden Fall alle Fans grüßen, die das hier lesen. Und das wir möglichst bald viele von Euch wieder live vor der Bühne sehen können, wenn wir im November/Dezember hoffentlich wieder Touren können. Also traut Euch, geht wieder in die Konzerte, sobald es wieder los geht. Auf jeden Fall auch Danke für die Unterstützung!

Christian (RM): Danke für das Interview, viel Erfolg mit Eurer neuen Platte und ich drück Rage die Daumen das das mit der Tour hin haut wie geplant.

By Christian B

Ich höre alles von traditionellem Heavy Metal, Black, Death, Trash, Folk. Power über Punkrock und was es sonst noch so alles gibt, gut muss es halt sein. Bei was es mir allerdings die Zehennägel aufstellt ist langweiliger Prog wie in Dream Theater, Queensrÿche, Opeth und co. zelebrieren. Da schlafe ich schlichtweg ein.

Related Post