Metalcore hat so einige, doch nicht leichte Zeiten hinter sich. Nachdem eine Zeit lang das Genre mit neuen Bands förmlich geflutet wurde, ist mittlerweile etwas Ruhe eingekehrt. Ruhe, die dem Genre die Möglichkeit zum Wachsen lässt. Man verlässt etwas den ausgetretenen Pfad und versucht was Neues. Manche gehen den Weg Richtung Kommerz, wie Bring Me The Horizon, andere vermischen das Genre mit Einflüssen, die es vor allem Anfang der 2000er in den Metal geschafft haben und bauen Elemente des Rap ein, sowie wie FEVER333 oder auch Nior, um die es heute geht.
Das elektronische Intro vom Opener Paranoia gibt schon mal den Weg vor: harter Core mit krassen Elektro – Einschlägen. Erinnert mich bisweilen an Vitja zur Zeit mit David Beule als Frontmann. Besonders stark an der Nummer finde ich aber die Clean Vocals, die sehr speziell tönen und so einen krassen Kontrast zu den harten Screams bieten. Während des abschließenden Breakdowns wird dann auch noch, in Form der Samples, eine Referenz an „Meteora“ von Linkin Park gegeben.
Während Paranoia noch recht straight in die Fresse marschiert, zeigt Witness bereits, wie abwechslungsreich Nior die Sache angehen können. Nachdem uns ein fettes Riff in Empfang nimmt, stimmen die Cleans ein, die einen Echoeffekt verpasst bekommen haben. Ebenfalls wird hier nicht so gekünstelt zwischen Screams und Cleans gewechselt. Mein Highlight an der Nummer ist aber ganz klar der Gastpart von David Beule. Ich liebe einfach die Verzweiflung, die man in seinen Vocals so wunderbar heraus hören kann. Zerbrechlich, aber mit einer ungeheuren Kraft.
Gerade durch die elektronischen Elemente wird die Brücke zur Vergangenheit gebaut. Nicht selten muss ich an die Nu Metal-Zeiten denken, dazu kommt die krasse Diversität, die die Vocals bieten und auch instrumental passt da wirklich alles sehr gut zusammen.
Mein Highlight des Albums ist aber ganz klar XOXO. Es bietet das, was schon der Rest des Albums bot. Geile Screams, fettes Drumming, satte Riffs und starke Cleans, doch hier führen sie ihre elektronischen Spielereien so weit, dass uns ein knapp einminütiges Elektro – Outro erwartet. Was ich noch spannender gefunden hätte, wäre ein Einbauen dieses Outros in den folgenden, letzten Song des Albums Deadbeat. Das hätte dem Ganzen gleich noch mehr Tiefe gegeben.
Fazit:
Metalcore erfindet sich dank Bands wie Nior immer wieder neu. Klar, wir haben die bekannte Basis, diese wird aber mit einigen interessanten Elementen vermengt. Natürlich, auch nichts Neues, aber oft vermisst man die Seele. Es reißt einen nicht mit wie es soll, sondern hinterlässt ein gewisses Gefühl der Egalheit. Nior konnten mich mitreißen. So sehr, dass ich für mich sage, die Metalcore Alben, die dieses Jahr noch kommen, müssen sich an „Misfit“ messen.
Wer den Metalcore der alten Vitja mochte und mit den Nu Metal Einflüssen was anfangen kann, macht hier sicherlich nichts falsch.
Ich vergebe 8,5 von 10 Bängs.
„Misfit“ erscheint am heutigen 27. März und ist als CD, Digitales Album und Stream erhältlich.
Line-Up:
Arnold – Vocals
Marius – Guitar
Kai – Bass
Ben – Drums