Heretoir sind zurück! So schoss es mir durch den Kopf, als mich vor ein paar Monaten in den sozialen Medien ein entsprechender Post des besagten Quintetts ansprang. Na endlich! So wartet man doch schon seit nunmehr sechs Jahren auf neuen Stoff der Post-Blackgaze-Metaller David, Kevin, Matthias, Max und Nils. Wenn auch nur ein Mini-Album, wird die langersehnte Platte doch hoffentlich den großen Erwartungen gerecht? Für ein kurzes Resümee lest einfach weiter!
Zuallererst fällt die eben genannte Länge des Albums auf. Denn schließlich besteht sie zwar aus sechs Titeln, wovon aber nur die ersten drei tatsächlich neues Material darstellen. Für jedes einzelne der neuen Stücke wurde eigens ein Musikvideo produziert.
Den Opener bildet der Titel „Anima“ (4:29). Ein wahres Brett von Post Black Metal. Sehr roh, schnell, brachial. Der Kopf von Heretoir, David Conrad (aka Eklatanz), zeigt hier, wie sehr er mit seiner Stimme spielen kann. Schroffes Schreien wechselt sich mit einem eher rufenden Klargesang ab. Textlich behandelt der Titel, so interpretiere ich ihn jedenfalls, eine Art Rückkehr zum Ursprung allen Seins. Die Rückkehr zur Natur. Das Abwenden von der Zivilisation. Auch das Video wurde entsprechend gestaltet: Der Drehort ist allem Anschein nach Island. Schroff, kalt, rauh – überaus passend.
Der zweite Titel „At Dusk“ (4:04) ist eine Zusammenarbeit mit der Australieren Emily Highfield, dem Kopf des Ein-Frau-Projektes Suldusk. Hier erwartet den Hörer wunderschöner und verträumter Shoegaze. Man fühlt sich sofort an z.B. Alcest erinnert, was ich als höchste Auszeichnung ansehe. Im Video sieht man das Meer. Wellen, Felsen und wunderschöne Sonnenuntergänge. Wirklich toll umgesetzt.
Den Abschluss des neuen Materials bildet der dritte Titel und Namensgeber des Albums „Wastelands“ (5:17). Sowohl Text als auch Video könnten kaum treffender zum Titel passen, so bedeutet Wastelands doch soviel wie Einöde oder Brachland. Und genau darum geht es: Die Zerstörung der Welt und des Lebens durch den Menschen und darum, was übrig bleibt – die pure Ödnis. Im Song selbst schwingt dementsprechend Traurig- und Hoffnungslosigkeit mit. Getragene Melodien, alle Hoffnung vermissender Klargesang, anklagendes Schreien. Ein Stück, wie es nur von Heretoir kommen kann.
Zusammenfassend kann man die drei Stücke als Mahnung an die Menschheit sehen. Nicht umsonst schließt das Booklet mit dem Satz „These Songs are dedicated to the wilderness.“ (Diese Lieder sind der Wildnis gewidmet) ab. Denn wo wären wir ohne die Natur?
Die zweite Hälfte des Albums bilden die Titel „Golden Dust“, „Exhale“ und „The White“. Allesamt live eingespielt. Also ohne Schnitt, ohne übereinandergelegte Tonspuren. Man kann sagen, dass das „echtes“ Material ist. Sofort spürt man die Energie von früher. Die Energie, die Heretoir in älteren Songs verströmten. Und das ist der springende Punkt: Das neue Material ist gut, sehr gut sogar. Aber wirklich abheben wie seinerzeit das selbst betitelte Album „Heretoir“ tut es mich persönlich nicht. Irgendwie fehlt das i-Tüpfelchen. Es fehlt nicht viel. Nur eine Winzigkeit. Aber doch ein wenig.
So bekommt Wastelands als Album, ungeachtet der Anzahl und Kürze der neuen Stücke, 7,5 von 10 Punkten in meinem persönlichen Ranking.
Sehen wir Wastelands nicht als Mini-Album, sondern als Single, oder eben als EP, dann könnte man auf wirklich Großes gespannt sein. Bleibt es bei den drei Titeln? Man weiß es vorerst nicht. Ich für meinen Teil hoffe weiterhin auf einen neuen Longplayer.
Abschließend kann ich nur jedem empfehlen, sich mit „Anima“, „At Dusk“ und „Wastelands“ auseinanderzusetzen, denn empfehlenswert ist die Platte allemal. Vielleicht bin ich nur zu kritisch? Macht Euch selbst ein Bild!
Hier könnt ihr Wastelands ab dem 19.05.23 bei AOP Records bestellen.
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