Lonely Spring war für mich die Band Neuentdeckung des letzten Jahres. Es verging selten ein Tag, an dem ich nicht die handvoll Singles, die sie bis dato released hatten, rauf und runter hörte. Mit Spannung erwartete ich also den ersten offiziellen Release der Band: die EP „Lovers & Strangers“. Leider wurde aus der angepeilten Veröffentlichung im letzten Jahr dann aber nichts mehr. Umso mehr freute ich mich, als vor knapp zwei Wochen der Release bekannt gemacht wurde. Natürlich lasse ich es mir nicht nehmen, euch von meinen Gedanken zur EP zu berichten.
Mit den Worten „Once a Misfit. Forever a Misfit“ beginnt der Opener Closure, der schon gut zeigt, was wir von dem fünf Tracker erwarten können: Abwechslung und zig verschiedene Genres, aus denen sich die Jungs bedienen. Was gleich ins Ohr fällt, sind die richtig heftig starken Riffs und das kraftvolle Drumming, dazu starke Basslines und die Stimme von Frontmann Jules, der gekonnt zwischen leicht zum Rap tendierenden Vocals und seinen unvergleichbaren Clean Vocals wechselt. Zum Ende hin werden dann noch Screams ausgepackt und lassen mich in Kombination mit der Instrumentalarbeit von Madsn, Manu und Simon an Rage Against The Machine denken.
2019 haben Lonely Spring bereits zwei Songs der EP als Singles ausgekoppelt, sowie das folgende For The Sake Of Your Heart. Eine Nummer, die ich nach gefüllt 10000mal hören immer noch verdammt gern höre und mich vom ersten Ton weg nicht mehr ruhig sitzen lässt. Im Gegensatz zu Closure wird hier nicht so durch die Genres gepflügt, sondern sich auf die Spielwiese Alternative mit klarem Emo – Einschlag konzentriert. Geht schnell ins Ohr und bleibt mit seinen grandiosen Singalong Parts und Handclap Einsatz dort auch lange stecken. Instrumental kommt For The Sake Of Your Heart extrem pompös und stadiontauglich daher. Ein Punkt der hier ganz wichtig zu erwähnen ist, sind die Vocals, die Simon beisteuert. Zwar nur in eher geringem Umfang, dafür verleiht er dem Gesang so aber noch einmal ordentlich Nachdruck.
Wir haben also Rap, Emo, Alternative und auch ein paar Fetzen Core. Was fehlt nun also noch? Genau, Synths und diese bietet uns das Highlight auf der EP Who Am I und beschreibt für mich den Sound der Band mit Abstand am Besten. Ein Song voller Emotionen, Abwechslung und einem endgeilen Feature: Gastmusiker Christoph von Freydorf, seines Zeichens bekannt als Sänger der Alternative Metalgröße Emil Bulls, war nicht nur als Produzent an der Entstehung von „Lovers & Strangers“ beteiligt, sondern steuerte umfangreiche Gastvocals bei. Hier zeigt er natürlich, was er kann und fügt sich wunderbar in die Nummer ein. Gerade wenn Christoph Jules im Refrain durch Backing Vocals unterstützt, kommt noch mehr Gänsehaut auf. Und die oben erwähnten Synths geben dem Ganzen dann noch das I-Tüpfelchen.
In einem Interview mit unbequem, das unlängst auf Youtube veröffentlicht wurde, gestanden die vier Passauer das Strangers in der Produktion noch auf den Namen Der Billy Talent-Song hörte und kennt man die Musik der Kanadier, vor allem von ihren Anfangstagen, so hört man die Nähe auch ganz klar heraus. Speziell geht es hier um den Refrain, der so auch eins zu eins auf „Billy Talent“ oder „Billy Talent II“ hätte sein können. Das wir hier aber nicht einen Billy Talent-Klon haben, beweisen die Jungs mit dem Rest des Songs. Jeder leistet spitzen Arbeit, gerade der Bass drängt sich während den Strophen extrem ins Ohr. Genau so, wie sich auch der Text ins Ohr reinfrisst.
Leider erreichen wir mit Never bereits das Ende der EP. Nach dem doch sehr zurückhaltenden Anfang, der mich an My Chemical Romance zur „The Black Parade“-Ära erinnert. Je länger der Song läuft, umso weiter steigert er sich und findet nach etwas mehr als zwei Minuten seinen emotionalen Höhepunkt. Hier schreit sich Jules seine Seele aus dem Leib, bevor uns ein hymnenhafter Gruppengesang versöhnlich aus der EP scheiden lässt.
Fazit:
Lange mussten wir auf „Lovers & Strangers“ warten, doch es hat sich gelohnt. Uns wird hier Emo der neuen Generation kredenzt, trotzdem finden sicherlich auch Leute an der Musik gefallen, die eher nichts mit dieser Art anfangen können. So schön abwechslungsreich ist es.
Ich vergebe 9 von 10 Bängs und freue mich schon tierisch auf alles, was noch von den Youngstars kommen wird.
„Lovers & Strangers“ erscheint am 27. März via Columbia/Sony Music und wird als CD, Digitales Album und Stream erhältlich sein.
Line-Up:
Jules Fuchs – Vocals/Guitar
Simon Fuchs – Vocals/Bass
Manu Schrottenbaum – Guitar
Madsn Angerer – Drums