Genre: Pop-Rock, Indie

Land: Deutschland

Recht unscheinbar und sicherlich auch für die Band selbst gingen KAFFKIEZ schon mit ihren ersten Songs 2020 richtig steil. Ganz klar gibt es so einige Parallelen zu AnnenMayKantereit, mit Reibeisen-Stimme und einem ähnlichen stilistischen Rahmen ist das aber natürlich naheliegend. Was machen KAFFKIEZ nun also anders? Grob gesehen tatsächlich nichts. Sie entstammen aber keinem Hype, sondern haben sich suxessive ihren Platz in der deutschen Musiklandschaft erarbeitet und arbeiten seit 2020 unnachgiebig daran in dieser nachhaltig Fuß zu fassen.

Schaut man sich die Aufrufe einzelner Songs auf Streamingplattformen an so kann man sicherlich schon sagen das sie das geschafft haben, alleine die letzte Single Mitte 20 liegt bei über 600k Streams. Wie krass?

Die Musik macht Bock, das muss man den Jungs neidlos anerkennen. Lediglich textlich geh ich Großteils nicht konform, die Mehrheit der Fans aber sicherlich. Es werden die bekannten Probleme von Leuten in der Mitte der Zwanziger angesprochen, bisweilen tatsächlich auch mit einem gewissen Barflair.

Schon der Opener Alles Nur Gelogen (nein, kein Cover der Prinzen) legt da den ersten Schritt in diese lyrische Richtung, auch wenn die Nummer sicherlich den doch sehr schnellen Erfolg der Band thematisiert. Musikalisch solider, in die Ohren gehender Pop-Rock, mit überraschend groovigen Basslines und einem angenehmen Drumming.

Mitte 20 schraubt den Rockregler nach oben und spricht mit seinem Text sicherlich vielen jungen Leuten aus der Seele. Die Sonne Scheint geht textlich wieder eine etwas andere Richtung, klingt musikalisch total nach Oft Gefragt (AnnenMayKantereit) in angepisster und kratziger. Gerade die schnelle Instrumentalisierung täuscht aber sehr über den wirklich nicht positiven Text hinweg. Vielleicht hat man hier eine berührende Ballade verschenkt, oder man will diesem Text mit der Musik rausballern ohne zu betrauern.

Viel Spaß und Spielfreude prägen über weite Strecken „Ekstase“. Ein erster sehr ernster Moment steckt in dem bitterschönen Sommer Mit Dir. Wenn man den Lyrics glauben kann, und das tue ich hier auf jeden Fall, geht es um den Verlust eines Freundes. Dazu nehmen KAFFKIEZ das Tempo raus, verpacken Sommer Mit Dir in eine sehr andersförmige musikalische Hülle. Sehr atmosphärisch, sehr ruhig. Nicht nur der untypischste Song, sondern auch der Berührendste den die Band in ihrer Historie geschrieben hat. Ehrlich, direkt und zu tiefst persönlich. Danke für diese Worte, Jungs.

Generell muss ich schon sagen mit den nachdenklicheren und ruhigeren Songs holen mich KAFFKIEZ einfach viel mehr ab als mit ihren rockigen Nummern. So geht auch Wie Du Lachst viel mehr ins Ohr. Akustikgitarre im Fokus, Country-Vibes obendrauf und sehr melancholisch. Verdammt, diese Melancholie geht so dermaßen ans Herz. Genau in solchen Momenten merkt man auch das KAFFKIEZ nicht einfach nur eine Band ist die wie AnnenMayKantereit klingt sondern einen eigene stabile Identität haben.

Mit einem großen und durchaus verspielten Knall endet „Ekstase“ mit Galaxis. Sehr rockig tönt der durchaus ernste Song gehörig abwechslungsreich. Gewisse Parallelen zu Planet B (Killerpilze) werden in meinem Hirn verortet. Die rockigen Parts können wieder einmal sehr gut überzeugen und lassen das Album so noch einmal mit einem Hit enden.

Fazit:

KAFFKIEZ gehen mit „Ekstase“ ihren Weg weiter und hauen einige sehr gute und einige gute Songs in den Ring.

Auch wenn mich die Musik nicht vollends überzeugen kann ist „Ekstase“ ein sehr starkes Album geworden, welches zeigt das man nicht immer den bekannten und großen Bands Geld in den Rachen werfen sollte, sondern auch seinen Blick etwas in die Indie-Szene werfen sollte.

Ich vergebe 8,5 von 10 Bängs.

„Ekstase“ erschien via superpolrecords am 26. Jänner und könnt ihr überall streamen wo es Musik gibt, oder euch auch gern physisch als CD oder Vinyl ins Regal stellen.


Tracklist:

1. Alles Nur Gelogen

2. Mitte 20

3. Die Sonne Scheint

4. Zum Ersten Mal Nice

5. Mut

6. Sommer Mit Dir

7. Scooter

8. Ihr Seid Zuhaus

9. Wie Du Lachst

10. Schrei Es Raus

11. Zeit

12. Ich Lüge

13. Galaxis


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By Patrick

geb. 1993, Musik-Fan seit 2010, Verheiratet, Ein Sohn, Bevorzugte Genres: Metalcore, Post-Hardcore, Progressive Metal, Pop-Punk, Alternative Rock. Neben seiner sozialen Ader ist Patrick auch für feinste Recherche und Tiefe in seinen Reviews und Berichten bekannt.

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