Band: Kärbholz
Titel: Kontra.
Label: Metalville
VÖ: 26. März 2021
Genre: Deutsch Rock
2019 erreichten Kärbholz mit ihrem letztes Studioalbum „Herz & Verstand“ Platz 3 der Album-Charts. Nun folgt – im gewohnten Zwei-Jahres-Turnus – das neue Studioalbum „Kontra.“ Das Release musste wegen pandemiebedingten Schwierigkeiten im Presswerk um vier Wochen nach hinten verschoben werden. Ich hatte in der Vergangenheit schon mehrfach das pure Vergnügen, die scheinbar immer gut gelaunten, sympathischen Musiker live erleben zu dürfen. Daher war ich sehr gespannt, was da Neues aus Hinterwald kommt und ob die melancholische Grundstimmung des Vorgängers fortgeführt wird.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Nein! Das Album Kontra. enthält reichlich starke Nummern mit positiver Grundstimmung, die nur darauf warten, live auf einer richtigen Bühne vor richtigem Publikum gespielt zu werden.
Mit dem Opener „Nie wieder“ schlägt die Band auch gleich gewohnt rockige Klänge an und bezieht deutlich Stellung: „Nie wieder Führer, nie wieder Krieg“.
„Ewig Leben“ ist eine absolut live-taugliche Nummer zum Abfeiern. Der Song wurde bereits im Dezember als erste Single veröffentlicht.
Ebenfalls als Single veröffentlicht wurde „Niemals Fallen„. Der extrem eingängige Refrain ist die Geschichte des letzten Blatts am Baum, das allen Widrigkeiten und der Natur der Sache zum Trotz in diesem Herbst noch nicht zu Boden gefallen ist. Eine Geschichte vom Festhalten und Loslassen, von Hoffnung und Übermut und von der Möglichkeit, sich mit festem Willen gegen Naturgesetze zu stellen.
„Laternenlicht“ spendet Mut, weil harte Zeiten kommen, aber auch wieder gehen. Mit „Ein einsamer Ort“ wird es nochmal partytauglich, bevor Adrian Kühn gefühlvoll mit Akustikgitarre, Klavier und Streichern die wundervolle Ballade „Voran“ singt.
Ein Highlight des Albums ist aus meiner Sicht sicher „Roter Wein„, bei dem die Hölzer einen Ausflug in die Folk-Musik unternehmen. Der Song erinnert mich entfernt an Fiddlers Green. Geige und Mundharmonika hat Sascha „Salossi“ Loss als Gastmusiker beigesteuert. Mit „Rückenwind“ folge ich der Einladung, einfach mal aus dem Alltag auszubrechen. Und als wäre das nicht abenteuerlich genug, gibt es das Ganze im Country-Style.
„Der schwarze Schwan“ hat mich extrem berührt – und tut es noch.
„Der Song erzählt davon, was passiert, wenn Trauer zu Wut, Wut zu Zorn, Zorn zu Aggression und Aggression zur Tragödie wird. Was lässt Rassismus, Ausgrenzung und Missachtung in Menschen keimen? Und was erwächst aus diesem Keim? Am Ende wird es nicht gut werden …, dabei hätte es so einfach sein können.“ (Kärbholz)
Die tiefgehenden Lyrics wurden musikalisch perfekt umgesetzt.
Und dann kommt „Easy„. Im ersten Durchlauf irritierte mich diese ohrwumtaugliche Dancefloor-Nummer noch. Inzwischen ist es tatsächlich der Song, den ich am häufigsten gehört und am lautesten auf dem Lenkrad meines Autos mitgetrommelt habe. Die vermeintliche Leichtigkeit der Musik unterstreicht den Inhalt des Songs, denn „Live is easy, wenn man zu faul zum Denken ist.“ Anspieltipp!! !!
Mit Leben und Tod folgt ein Crossover-Brett, bei dem sich die Hölzer von Matthias Tarnath, Frontmann der belgischen Heavy Hardcore Truppe Nasty, unterstützen lassen. Zum Abschluss geht es mit „Vollgas“ schnell und hart aus dem Album raus.
Produziert wurde in Hamburg bei Eike Freese und Alexander Dietz von Heaven Shall Burn. Die beiden haben schon die vorletzte Platte „Überdosis Leben“ aufgenommen. Cover Artwork und Layout stammen von Gitarrist Adrian Kühn.
Fazit: Wer auf deutsche Texte, rauen Gesang und harte Riffs steht, wird mit dem neuen Album nicht enttäuscht. Die Songs sind rifflastiger und lauter als je zuvor. Kärbholz überraschen aber auch mit Einflüssen aus Folk, Country und Pop und liefern ein abwechslungsreiches, vielseitiges und erfrischend coronafreies Album mit Tiefgang und positiver Grundstimmung, das auch im x-ten Durchlauf nicht langweilig wird.
Volle (Kontra.)-Punkte vom Rockmagazine!
TRACKLIST
Nie wieder
Ewig Leben
Niemals Fallen
Laternenlicht
Ein einsamer Ort
Voran
Schlaflos
Roter Wein
Rückenwind
Der schwarze Schwan
Easy
Leben und Tod
Vollgas
LINE UP
Torben Höffgen – Gesang
Adrian Kühn – Gitarre
Stefan Wirths – Bass
Henning Münch – Schlagzeug
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