HOG MEETS FROG –  humANIMALization“ – die XXL Reportage

Artwork: Attla Zsolt Tornyi (lamanana.net)

Bandvorstellung/Album- Review/Interview/Reportage

  • Herkunft: Österreich
  • Genre: Metal/Funk
  • VÖ: 24.02.2023

So wie die Menschheit sich seit Gedenken über die Evolutionswissenschaft den Kopf zerbricht ob das Huhn oder das Ei zuerst da war, stellen sich HOG MEETS FROG die Frage– lebt das Tier im Menschen oder lebt der Mensch im Tier? Während sich bigotte Affen in Selbstüberschätzung suhlen, dümmliche Voyeur-Bären vergnüglich die Menschheit bespitzeln und abgewrackte Börsianer-Bullen Geld über Freundschaft stellen, bekommt ein unsicheres Schweinchen von der Werbung eingeredet, als Einhorn glücklicher zu sein, um dann im Zuge einer missglückten Schönheitsoperation zum unansehnlichen Schweinhorn zu werden. Dazu tänzelt HOG MEETS FROGs schwer einzuordnender, progressiver Metal-Funk lasziv und slapsound-fröhlich vor den Hörenden hin und her, bis er unerwartet und kompromisslos aggressiv in deren Gesicht springt, sich dort festsaugt und slapt und thrasht und slapt und funkt und slapt und groovt, um dann kurz darauf durch die Ohren in den Schädel zu kriechen und dort von innen mit einem New-Metal-Hammer gegen die Schädeldecke zu schlagen bis sich das Kronenchakra öffnet. Diese Bewusstseinserweiterung lässt einen dann erkennen, worum es auf der neuen EP von HOG MEETS FROG geht: „humANIMALization“

Review: Die Sau trifft auf einen Frosch…, klingt in etwa wie der Beginn eines Witzes, jedoch ist das Projekt HOG MEETS FROG alles andere als ein Witz, da die Funk- Metaller aus Österreich Vollblutmusiker sind. Mitte Februar erscheint ihr neues Werk unter dem Titel „humANIMALization“, wobei die Wiener aktuelle politische und gesellschaftliche Themen in einer fabulösen Tiererzählung behandeln – aber dazu mehr im Interview.

Sind die Songtitel wie Apes don`t smoke cigars, just pipes zwar sehr spaßig aufgebaut,  sind die musikalischen Aspekte sehr hochwertig und definitiv nicht „headbandtauglich“. Klar, Funk ist kein Nullachtfünfzig- Genre zum Mitgröhlen, sondern anspruchsvolle Musik auf höchstem Niveau. Sozusagen Jazzmusik der Metal- Spezies. Sichtlich kann man die Inspiration von Red Hot Chilli Peppers, Primus und Co. dieser Platte registrieren, wobei die Songs positive Energie transportieren.

Fazit: Mitreißende und spannende Songs, die Fans der oben genannten Gattung Freude bereiten werden. 7 von 10 Bängs gibt es von mir.

sieben von zehn

Tracklist:

  1. Ziggy the unpigcorn
  2. Stuff(ed), cage(d) & enslave(d)
  3. Peeping – Bears exegesis of non peeping
  4. Of snakes`n moles`n bulls`n dough
  5. Apes don`t smoke cigars – just pipe

Interview:

Wie ist HOG MEETS FROG entstanden?

HOG MEETS FROG wurde nach ein paar Jahren musikalischer Abstinenz eines werbetextenden Schlagzeugers – Markus Seiwald – und ebensolchen Bassisten – Peter „Petz“ Schwabl gegründet. Petz war schwanger mit einem Riff und einigen Fragmenten einer Geschichte von einem Schwein und einem Frosch, die Sex… ähm… Spaß miteinander hatten… und der Rest… nun, der passierte einfach.

Wie würdet ihr euren Sound in fünf Worten beschreiben?

freaky, fuckin‘ SQUEAQUACKmusic… fünf (progressiv-rock-metal-punk-funk)

Welche Art von Hörerlebnis wollt ihr den Fans mit dieser EP und den Singles bieten?

Jeder Mensch hat seine eigene Erfahrungswelt, die wir nicht in einen Rahmen pressen wollen. Jeder soll in „humANIMALization“ das sehen, was er oder sie darin sieht. Es ist immer ein schönes Kompliment, wenn Leute uns sagen, dass sie Spaß an unserer Musik haben, denn wir wollen ja auch Spaß vermitteln. Aber, ja, wir freuen uns auch, wenn die Leute nicht nur die Musik oder die offensichtlichen Seiten der Geschichten sehen, sondern auch hinter die Masken schauen, um den tieferen Sinn dahinter zu suchen, der in fast jeder Nummer zu finden ist. In jedem Fall sind Interpretationen nicht nur erlaubt, sondern erwünscht. Wer wissen will, was wir uns dabei gedacht haben, kann gerne auch mit uns darüber reden.

Wie läuft der Schreibprozess in der Band ab?

Es gibt verschiedene Ansätze, wie Songs auf die Welt kommen. Die beiden häufigsten sind die folgenden: zum einen gibt es manchmal zuerst ein Riff, eine melodische oder rhythmische Idee, vielleicht eine zweite. Dann kommen die ersten textlichen Elemente dazu – das kann sofort passieren oder erst nach zwei Monaten. Aber die Texte fallen mir nicht immer ein, wenn ich das Riff spiele, sondern ab und zu irgendwo, wo ich gar nicht spielen kann, zum Beispiel in der U-Bahn oder beim Spazierengehen…besonders oft aber unter der Dusche oder auf dem Klo. Wahrscheinlich, weil es dort so schön ruhig ist. Zum anderen gibt es auch den Weg, wo mir eine Textzeile oder eine ganze Strophe in den Sinn kommt. Das passiert wie schon vorher erwähnt. Der Text kann einen Rhythmus haben. Und dann bin ich meist so positiv stimuliert, dass ich vor lauter Aufregung sofort wieder alles vergesse. Damit das nicht passiert, habe ich ein Diktiergerät, das ich viel zu selten benutze. Naja. Aber wenn ich Zeit habe, setze ich mich hin und spiele ein bisschen auf dem Bass, summe den Text und schaue, ob etwas dabei herauskommt. Auf diese Art und Weise wurde zum Beispiel dem „peeping-bear“ also dem Voyeurbären der Lebensatem eingehaucht.

Wie habt ihr die Titel für diese EP ausgewählt?

Wir hatten zwei der Songs schon etwas früher aufgenommen (Peeping Bear’s Exegese of not peeping || Affen rauchen keine Zigarren – nur Pfeifen), sie aber nur digital veröffentlicht. Und uns hat es einfach in den Fingern gejuckt, mal wieder eine physische Platte – zumindest eine EP – zu veröffentlichen. Nun, es gab zwei Nummern, die sich gut dafür eigneten: ‚of snakes ’n‘ moles ’n‘ bulls ’n’dough‘ und ‚ZIGGY the unpigcorn‘. Und dann hatte ich noch ’stuff(ed), cage(d) & enslave(d)’im Kopf… das haben wir gleich hinzugefügt. Thematisch ergab sich der Titel „humANIMALization“ aus dem Inhalt dieser fünf Songs.

Was können die Leute live von eurer Band im Vergleich zu anderen Bands erwarten?

HOG MEETS FROG erzählt seine Geschichten auf der Bühne nicht nur musikalisch. Wir haben auch eine kleine Performance – wir nennen es FREAK- Show – die man in dieser Form sicher selten sieht. Je nach den Möglichkeiten des Moments arbeiten wir dann mit Masken oder anderen Hilfsmitteln und Erzählungen zwischen den Songs. Das ist auch der Grund, warum die FREAK- Show von HOG MEETS FROG als Musiktheater oder Metal-Kabarett bezeichnet wurde. Wir würden es nicht so sagen, aber… das ist es, was man aus der Sicht des Publikums zu erwarten scheint.

In einem Bericht über eines unserer Konzerte schrieb ein Journalist einmal: „Obwohl sie Masken tragen, haben sie ihre Instrumente im Griff“.

Woher kommen eure Texte? Was inspiriert euch beim Schreiben?

Ich beobachte gerne, wie Menschen handeln oder interagieren. Man kann eine Menge lernen, wenn man versucht zu verstehen, was und warum Menschen tun, was sie tun –denke ich. Dann mische ich diesen Input mit meinen Gedanken über die aktuelle Politik, soziale Bewegungen, wirtschaftlichen Wahnsinn und so weiter, aber auch mit der Vorliebemeines inneren Kindes für eine bestimmte Art von Geschichten, und das Ergebnis sind Erzählungen, meist fabulös erzählt von Tieren.

Sind die Songs eine Gemeinschaftsarbeit?

Letzten Endes, ja. Denn ich bin ein Fan von organischer Entwicklung – nicht nur in der Musik. Die Band als soziales Konstrukt ist das Lebenselixier eines guten Songs, selbst sollte er nur von einer Person geschrieben worden sein. Die Persönlichkeit eines jeden Mitglieds trägt zur Dynamik des Songs bei. Wenn zum Beispiel ein anderer Schlagzeuger den Song spielt, ist es natürlich derselbe Song, aber in der magischen Welt des Unterbewusstseins fühlt er sich anders an, groovt anders und lebt anders.

Wie wirkt sich die Musik auf den Text aus und andersherum?

Musik und Text/Geschichte bilden eine Einheit, wobei die Musik sehr oft die Stimmung des Textes wiedergibt oder unterstützt. Wie bereits erwähnt, ergeben sich sowohl Texte aus Riffs, als auch Riffs aus Teilen der Texte. Es gibt Bands, die das Songwriting komplett von den Texten abkoppeln. Das kann ich überhaupt nicht. Für mich gehören die beiden zusammen, wie ein altes Ehepaar: sie mögen sich nicht immer, aber mit ein bisschen Arbeit und Gefühl leben sie glücklich bis ans Ende ihrer Tage.

Wie würdest du die Entwicklung des Sounds der Band beschreiben?

Nun, der Sound wuchs mit jeder neuen Persönlichkeit, die der Band…. beitrat, und HOG MEETS FROG war in der glücklichen Lage, ein progressives Wachstum zu erleben. Okay…Wachstum sollte „progressiv“ sein, aber in den Worten der Physiker ist Bremsen einfachnegative Beschleunigung. Und soweit ich das beurteilen kann, hat HOG MEETS FROG keine negative Progression (Degression) erlebt. Am Anfang war die Musik von HOG MEETS FROG viel einfacher, dennoch ein bisschen verspielt und mehr auf Bass und Schlagzeug ausgerichtet, als heute. Mit der Zeit und den Fähigkeiten von Emmerich Haimer (Angizia, Prof und Kontra) Gitarristen bekam die 6-saitige eine andere Aufgabe. Heutzutage spielt Ariyan nicht nur eine funkige oder druckvolle ‚rightin your face‘ Gitarre, sondern er schafft auch eine freakige Atmosphäre für unsere Geschichten.

Nenne die Top 5 Bandeinflüsse der Band/ Top 5 Bands, nach denen deine Band klingt und die Fans mögen.

Es wird uns gerne die Nähe zu Primus attestiert, das passiert schon mal, wenn ein Trio Slap-Bass-Musik in dieser Richtung macht und der Bassist auch noch am Mikrophon steht. Und natürlich würde ich lügen, wenn ich diesen Einfluss leugnete. Allerdings gibt es so viele andere Einflüsse. Dazu kommt, dass jeder von uns von allem beeinflusst ist, was man höre –auch wenn man es nicht mag. Wenn ich die 5 wichtigsten Rock/Metal-Bands (ohne Jazz, Weltmusik oder Klassik) nennen soll, die ich gehört habe (oder immer noch höre), seit ich selbst Musik mache (chronologisch): Guns N Roses, Metallica, RHCP, Primus, Frank Zappa… und viele, viele mehr. Der Sound von HOG MEETS FROG ist definitiv kein Mainstream-Sound und ist nicht so oft zu finden (zumindest wurde uns das immer wieder gesagt). Ein paar Bands, mit denen HOG MEETS FROG von Fans verglichen wurden, sind: Primus, RHCP, System of a Down, TOOL, Danko Jones (was?)… und andere

HOG MEETS FROGs humANIMALization spielten

Peter ’PETZ‘ Schwabl – bass, storytelling

ARIYAN Rezaei Jahromi – guitar

Christoph ‘FIZL’ Hehn – drums

IVO Matuš – drums

HOG MEETS FROG, Band (Rock, Metal) from wien – Backstage PRO

By Olli C

Passionierter Motorradfahrer sowie "Möchtegern"- Schlagzeuger und Fotograf aus Österreich. Bevorzugt Powermetal, traditionellen Heavy Metal, NWOBHM, Thrash, Melodic Death,Sleeze, Gothic, Symphonic Metal, Glam aber auch Hard Rock. Ist mit seiner Kamera in Wien, Niederösterreich, der Steiermark dem Burgenland, Slowenien, Ungarn und in Tschechien unterwegs für Konzert und Festivalreportagen. Macht jedoch auch Albumreviews und wirft ein Auge auf Undergroundbands. Moderierte früher Metalshows auf diversen Internetplattformen.

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