GEOFF TATE – „Operation Mindcrime“ over Bensheim – Konzertbericht aus dem Musiktheater Rex zum 35. Geburtstag des Erfolgsalbums!

Am letzten Dienstag feierte der ex-Queensryche-Frontmann GEOFF TATE während des zweiten Teils der 35-Anniversary-Tour seines musikalischen Meilensteins „Operation Mindcrime (OM)“ im Bensheimer Musiktheater Rex mit zahlreichen begeisterten Fans einen unvergesslichen Abend.
Überraschender Weise ist das Rex dem Anlass nicht ganz würdig nur zur etwas mehr als der Hälfte gefüllt. Der Dienstag als Veranstaltungstag dürfte nicht der Grund gewesen sein, dass nur ca. 350 Fans mitfeiern. Eher schon der Umstand, dass Geoff bereits im Mai mit seiner OM-Geburtstagsshow im nahegelegenen Mannheimer Capitol zur Party geladen hatte (den Bericht findet ihr hier).
Doch soll dieser Umstand der guten Stimmung im Rex keinen Abbruch tun. Neben dem Hauptprotagonisten aus den USA mit seiner jungen Begleitband sind als Support die Australier von Darker Half dabei.
Da ich Darker Half bislang nicht kannte, war ich natürlich sehr gespannt, was die Aussies aus Sydney für eine Mucke spielen würden. Als kurz nach 20 Uhr das Intro und der erste Song „Falling“ startet, bin ich gleich mal positiv überrascht. Der melodische Metal mit leicht rauem 80er-Touch ist gleich der richtige Opener. Mit eingängiger Melodie und chorartigem Backroundgesang ist das Eis recht schnell gebrochen. Im Mittelpunkt steht Frontmann Vo Simpson, der neben Gesang ganz nebenbei auch die 2. Gitarre spielt. Seine beiden Mitstreiter Danny Ritz (g) und Jimmy Wynen (b) sind während des gesamten Gigs wie elektrisiert und ständig wild unterwegs. Vom David-Lee Roth-Spagatsprung über kreiselnde und fliegende Bass-Gitarre ist reichlich Action auf der Bühne zu sehen. Die beiden haben richtig Spaß an der Action und nutzen den großen Platz auf der Bühne. Sänger Vo im Gegensatz dazu ist eher der ruhende Pol der Band, was natürlich auch dem Micro geschuldet ist. Doch bei manchen Soli posiert er mit den beiden anderen in vorderster Reihe um die Wette.

Auch wenn er das ein oder andere Mal stimmlich fast an King Diamond erinnert, ist mir persönlich die Tonlage doch etwas zu hoch, doch kann er mich insgesamt trotzdem überzeugen. Die Songauswahl beschränkt sich hautsächlich auf das aktuelle Album „If You Only Knew“. Meist haben die Songs der Australier ein recht flottes Tempo, die auch mal nahezu „trashig“ rüberkommen. Mit „Disaster“ gibt es bereits einen Song vom kommenden Album. Der Mitsing-Refrain bleibt schnell im Ohr hängen und stellt für mich den Höhepunkt des Auftritts dar. Auch das Publikum quittiert den Song mit entsprechend lautstarkem Beifall.
Mit „Heaven’s Falling“ vom Debutalbum endet nach circa 50 Minuten ein guter Gig einer sehr motivierten Truppe, bei dem Darker Half sicherlich ein paar neue Fans gewinnen konnten. Auch am Merch-Stand wird das ein oder andere Album oder Shirt eingekauft, was sich die gut gelaunten Musiker mehr als verdient haben. Außerdem kann so auch die schwer gebeutelte Reisekasse nach drei Wochen Europatrip etwas entlastet werden.
Nach einer halbstündigen Umbaupause ertönt um 21:30 das bekannte Intro von Dr. Baker, nach und nach erscheinen die Musiker von Geoff auf die Bühne. Sofort fällt der neue Mann an der Gitarre auf: Amaury Altmayer – der Franzose hat den freigewordenen Posten des erst kürzlich zu Faster Pussycat abgewanderten Kieran Robertson übernommen. Wenn auch optisch nicht halb so imposant wie der tätowierte Kieran, überzeugt Amaury mit seinen musikalischen Fähigkeiten auf ganzer Linie. Wie ein junger Chris de Garmo sitzt jeder Ton und jedes seiner Soli, als ob er schon immer zur Band gehören würde. Ein guter Griff von Geoff!

Zum Hammeralbum „Operation Mindcrime“ noch viele Worte zu schreiben, wäre wie Wasser in den Rhein zu kippen. Das Album in seiner Gesamtheit von der ersten bis zur letzten Sekunde live zu hören, das kann man sich als großer Fan von Queensryche mit großem Genuss ein zweites Mal im selben Jahr gönnen. Noch dazu, wenn Geoff mal wieder in Topform ist. Das hat schon was, wenn er leidenschaftlich den Charakter von Nikki aus dem Konzeptalbum mimt. Die Mimik von Geoff ist während des gesamten Auftritts grandios, er lebt quasi den Hauptcharakter und hat die Person inzwischen regelrecht verinnerlicht.
Ein Hit jagt den nächsten, denn eine Schwachstelle gibt es bekanntlich nicht auf diesem meisterhaften Album des progressiven Metals. Höhepunkt der Operation Mindcrime-Performance ist der Auftritt von Angel Tate bei„Sister Mary“ (Geoffs Tochter Emily Tate – sie hat ihren Vornamen offiziell ändern lassen, Anm. d. Red.). In braunem Nonnenkostüm gekleidet, hat sie neben der Arbeit am Merch-Stand bei diesem Song Highlight ihren kurzen Bühnenauftritt. Vater und Tochter gemeinsam singen zu sehen, erzeugt schon beim Betrachten Gänsehaut. Als nach einer Stunde Spielzeit nach dem phänomenalen „I don’t believe in Love“ mit „Eyes of a Stranger“ das Finale von OM eingeleitet wird, gibt es im Anschluss kein Halten mehr und das Rex geht richtig ab.

Tosender Applaus von begeisterten OM-Fans als Dank für die Darbietung nehmen die Musiker dankend an und auch Geoff ist sichtlich angetan von der heutigen Begeisterung. Nach dem Dank an seine Musiker und der kurzen Vorstellung verlässt die Band für eine kurzen Pause die Bühne.
Doch natürlich soll es das noch nicht an diesem Abend gewesen sein…, schließlich hat Geoff noch etliche Hochkaräter im Köcher. Mit „Empire“ startet fulminant der Zugabenteil, aber bei „One Foot in Hell“ vom OM2-Album gibt es einen kurzen Durchhänger und merklichen Stimmungsabfall zu verzeichnen. Doch Geoff überspielt das gekonnt und reißt im Anschluss mit „Jet City Woman“ und der Ballade „Silent Lucidity“ schnell wieder das Ruder herum. Einfach Grandios dieser „Über“-Song, da stellen sich auch nach Jahren immer noch die Haare bei mir.
Nach den Songs vom 1990er-Album „Empire“ gibt es zum Finale mit „Take Hold The Flame“ und „Queen of the Reich“ zwei Klassiker aus den Anfangstagen, bei denen Geoff auch wieder in ganz hohen Tonlagen brilliert. Diese zwei absoluten Hammersongs beschließen den gelungenen Abend.
Mit der Bestätigung, dass Geoff immer noch einer der Top-Sänger im Metal ist, dürfte keiner der Fans unzufrieden nach Hause gegangen sein.
Schade, dass nicht wie bei der letzten Tour – als „Rage for Order“ plus „Empire“ gespielt wurden – nun zusammen mit „Operation Mindcrime“ auch das „Warning“-Album in seiner Gesamtheit gewürdigt wird. Nun, das wird wohl aus rechtlichen Gründen Queensryche vorbehalten bleiben, denn diese haben in dieser Woche gerade eine US-Tour angekündigt, bei der sowohl die Mini-EP als auch das Debütalbum „Warning“ in Gänze live gespielt werden soll.
Kritikpunkte von meiner Seite an diesem tollen Auftritt sind zum einen das fehlende Backdrop, was der Bühne doch noch etwas mehr Operation Mindcrime-Atmosphäre verliehen hätte. Zum anderen kann mich das Elektroschlagzeug von Drummer Daniel Laverde nicht begeistern. Warum er mit den Kunststoffbecken und E-Drums spielt, erschließt sich mir nicht ganz, kann der E-Sound doch bei weitem nicht den würdigen Klang produzieren, den das OM-Album verdient hätte, auch wenn die Akustik und der Sound im Rex mal wieder sehr gut war. Hier fehlte einfach die Wucht eines richtigen Schlagzeugs, das „Zischen“ der Becken und der Wumms der Double-Bass. Schade!
Trotz dieser beiden Haare in der gut gekochten Suppe ein toller Gig, der hauptsächlich von einem erstklassigen Geoff geprägt wurde. Man merkt auch der Begleitband an, dass sie inzwischen schon einige Jahre gemeinsam unterwegs sind und alle ihr Handwerk verstehen.
Setlist Darker Half:
- Falling.
- Thousand Mile Stare
- Into the Shadows
- If You Only Knew
- Glass Coloured Rose
- Disaster
- The Bittersweet Caress
- Heaven’s Falling
Lineup Darker Half:
Vo Simpson – Vocals, Guitar
Dom Simpson – Drums
Danny Ritz– Guitar
Jimmy Wynen – Bass
Setlist Geoff Tate:
Part I:
- Anarchy X
- Revolution Calling
- Operation: Mind crime
- Speak
- Spreading the Disease
- The Mission
- Suite Sister Mary
- The Needle Lies
- Electric Requiem
- Breaking the Silence
- I Don’t Believe in Love
- Waiting for 22
- My Empty Room
- Eyes of a Stranger
Part II:
- Empire
- One Foot in Hell
- Jet City Woman
- Silent Lucidity
- Take hold of the Flame
- Queen of the Ryche
Lineup Geoff Tate:
Geoff Tate – Vocals
James Brown – Gitarre
Amaury Altmayer – Gitarre
Jack Ross – Bass
Daniel Laverde – Drums
Angel Tate – Vocals (als „Sister Mary“)
Social Media Kanäle:
Geoff Tate: Webseite | Facebook | Instagram
Darker Half: Webseite | Facebook | Instagram
Text: Thomas Jenne
Bilder: Emeraldpics by Oliver Haremsa

Thomas
Musikalisch bin ich seit den 80er vor allem im melodischen Hard& Heavy-Dschungel unterwegs und immer auf der Suche nach neuen und alten Perlen. Meine absoluten Faves sind Queenaryche, Y&T, Die Toten Hosen... u.v.a......teilweise geht mein Blick aber auch mal über den Tellerrand in Richtung Speed/Trash/Death...solange Melodien erkennbar sind. Auch wenn ich schon zu der Ü50-Fraktion gehöre, findet man mich bei Konzerten und Festivals fast immer Front of Stage, denn Sitzplatz bei Rockkonzerten, das geht gar nicht. Erst wenn es ohne Rollator mal nicht mehr gehen sollte, ist die Tribüne vielleicht ne Alternative.