Genre: Hard Rock
Land: Österreich
Wenn man sechs Jahre keine neue Musik veröffentlicht ist man in der heutigen Zeit eigentlich schon weg vom Fenster, sofern man nicht ein großer Name im Bizz ist. Genau solange dauerte aber die Rückkehr der österreichischen Band Evon Rose, die 2018 mit „New Shores“ ihr Debut veröffentlicht hatten und erste in der vergangenen Woche „Thunder Rumbling“ auf den Markt brachten.
Bevor ich aber auf die Musik selbst eingehe muss ich ein paar Worte zur Vinyl verlieren. Auch wenn dieses kein Gatefold ist, so sind die zwei Platten wirklich sehr gut, schön und wertig im Sleeve verpackt. Beide Scheiben sind in einem gelb, orangen Farbton gehalten, der sich meiner Meinung nach schon sehr konträr zum Album selbst verhält. Angefangen beim Artwork, welches in grau Tönen gehalten nicht unbedingt farblich brilliert, ebenso so auch das Album selbst welches ebenfalls meist die Stimmung des Artworks vermittelt. Und doch passt die Farbwahl für die Platten wunderbar, symbolisiert auf eine gewisse Art Hoffnung und nebenbei sehen sie einfach verdammt schick aus. Die Liebe zum Detail steckt in jedem einzelnen Stück der Platte. Toll zu sehen das sich Bands noch die Mühe machen und etwas anders als der Rest machen.
Die Musik lässt sich eigentlich recht schnell erklären. Kennt ihr Alter Bridge, wisst ihr auch auf was ihr euch hier freuen könnt. Hard Rock der amerikanischen Art. Review Ende. Ne, Spaß beiseite. Klar, man hört die Vorbilder und das ist auch absolut nicht schlimm. Wir leben in einer Zeit in der nun mal das Rad nicht mehr neu erfunden werden kann, aber das ist auch kein Problem. Die Musik muss gefallen und zu überzeugen wissen.
Wer mich kennt weiß das Hard Rock nicht ansatzweise mein Steckenpferd ist, gute Musik aber auf jeden Fall. Gute, in manchen Momenten sehr gute, Musik bieten Evon Rose auch auf ihrem neuen Dreher. Gerade dann wenn der sichere Hafen scheinbar etwas verlassen wird. Ein ganz große Stärke sind auch die beiden instrumentalen Stücke Intro und Interlude. Diese Beweisen das die Zeit von eigenständigen Intros noch nicht vorbei ist und wie toll diese auf Songs hinführen können.
Eine Nummer die dazu sicherlich rausticht ist Fire Vs. Water. Der Song hat enorm melodische Parts und ist eigentlich wie gemacht für die großen Bühnen. Auch die immer wieder verspielten, verträumten Nuancen geben der Nummer einen tollen Charme. Die Vocals, die irgendwo zwischen Andy Biersack (Black Veil Brides) und Corey Taylor (Slipknot, Stone Sour) schwanken, tuen ihr übriges um für einen tollen Moment nach dem anderen zu sorgen.
Das aber anders nicht immer gleich gut ist zeigt anschließend direkt Straight Forward. Elektronische Elemente in den Strophen zünden für mich absolut nicht, so ist das ein klassischer Skipper für mich. Straight Forward ist allerdings die einzige Nummer die mich gar nicht überzeugen kann.
Die großen Highlights haben sich aber ganz, ganz klar in der zweiten Hälfte des Albums versteckt. Allen voran das grandiose und hoch emotionale Always, welches direkt an das Kind von Andreas Schuster gerichtet ist. Vermutlich kickt das genau meine Vatergefühle, oder aber die Nummer ist einfach toll. In meinem Fall ganz klar eine Mischung aus beidem. Die ruhigen Strophen lassen den eindringlichen und wunderschönen Refrain noch einmal gut Platz. Ich würde fast sagen das Evon Rose hier auf Schnickschnack verzichten und den vielleicht geradlinigsten Song des Albums abliefern. So oder so, Always ist wunderschön und spricht wohl allen Eltern aus der Seele. By the way, meine Augen blieben nicht trocken. Danke dafür.
Eingeleitet durch Interlude markiert Silhouttes das Ende von „Thunder Rumbling“. Hätte mir hier jemand gesagt das wir hier Corey Taylor hören, ich würds glauben. Silhouttes passt stilistisch perfekt zur „The House Of Gold And Bones“ Ära von Stone Sour. Eine von Akustikgitarre und den Vocals getragene wunderschöne Nummer, die in einem glorreichen Abschluss mündet. Toll. Einfach toll.
Fazit:
Werde ich nun „Thunder Rumbling“ in Dauerschleife hören? Sicher nicht. Werde ich „Thunder Rumbling“ weiterempfehlen? Auf jeden Fall.
Hard Rock Fans können ohne Bedenken zu greifen, genauso Leute die gern etwas Neues entdecken wollen und gerne kleine Acts supporten.
Ich vergebe 8 von 10 Bängs.
„Thunder Rumbling“ könnt ihr seit 29. November überall hören wo es Musik gibt, die Platte findet ihr im Band eigenen Shop.
Tracklist:
1. Intro
2. Set Your Sails
3. Fire Vs. Water
4. Straight Forward
5. Thunder Rumbling
6. End Of Time
7. Last Leaves
8. Stronger Again
9. Nightingale
10. Always
11. Perfect Wave
12. Soldiers Of Light
13. Good Of Mankind
14. Interlude
15. Silhouttes