Land: USA
Genre: Alternative Rock/Djent Pop
Eigentlich lassen sich doch alle Neujahrsvorsätze auf ein Kernmerkmal reduzieren: „Was Neues ausprobieren!“ Mit Dead Poet Society und ihrem neuen Album „Fission“ habe ich das auch versucht. Die Jungs aus den USA mischen die poppigen Anteile von Måneskin mit den rotzig-rockigen Gitarrenausbrüchen und dem Garage Rock-Sound von Don Broco. In den Kommentare unter den YouTube-Videos der Band werden Vergleiche zu einer härteren Version von Muse gezogen. All das klingt doch sehr interessant und auch ich war nach der Single I Hope You Hate Me schon fast überzeugt. Doch durch „Fission“ durfte ich erkennen inwiefern dieser Sound in einem Album voller Songs funktioniert…oder ob er das überhaupt tut!
In meinen ersten zwei Durchgängen war ich tatsächlich positiv überrascht. Das Album schien mir zu gefallen und hätte ich es bei diesen zwei Plattenspins belassen, wäre auch die Bewertung dementsprechend großzügig ausgefallen. Problem war, dass das Anhören der Scheibe (während der ersten zwei Durchgänge) nur nebenbei passierte. So konnte ich leicht an interessanten Stellen des Albums mal kurz meine Aufmerksamkeit von meiner Arbeit weg und auf die Musik lenken und zu mir selbst sagen: „Das klingt cool“. Doch einem, voll auf die Songs fokussierten Elias konnte „Fission“ nicht standhalten und die Risse in der vorher perfekten Fassade zeigten sich recht schnell.
Viele Tracks sind nach Schema F geschrieben. Ein poppiger Anfang mit einem Riff im Hintergrund des Mixes, der sich dann im rockigeren Mitsing-Refrain vollends entfalten kann. Tracks wie Running In Circles, UTO oder How Could I Love You sind Musterbeispiele für diese Struktur. So ein Schema ist erstmal nichts Positiv oder Negatives, aber sobald sich das Gefühl der Langeweile beim Hörer einschleicht, schwingt das Pendel geschwind in letztere Richtung – und wer sich dieses Album nicht nur nebenbei anhört wird erfahren was ich damit meine.
Zusätzlich sind die Songs alle sehr kurz (ein wenig über vier Minuten ist das höchste der Gefühle) und riskieren oftmals wenig. Selbst wenn sich Lieder vom oben beschriebenen Schema entfernen, passiert trotzdem nicht viel Unerwartetes. Tipping Point beispielsweise ist als „Ballade“ des Albums zwar anders als andere Songs, aber ist trotzdem nicht viel mehr als ein härterer Indie-Song im Stil von Of Monsters and Men. My Condition geht auch stark in diese Spielrichtung des Indie Rock, gefällt mir aber deutlich besser als die Ballade.
Wenn wir schon beim Thema „gefällt mir“ sind: Single I Hope You Hate Me bleibt ein genialer Song und repräsentiert in meinen Augen die ansonsten nicht voll ausgeschöpften Möglichkeiten der Band. Der harte Riff am Ende gepaart mit den fantastischen Drums und einem klasse Refrain sind die Crème de la Crème von „Fission“. Aber hört doch selbst:
Auch wenn Sänger Jack Underkofler mit seinen schwindelerregenden Vocal-Ausflügen ganz klar der Star der Truppe sein soll, so ist mein Favorit tatsächlich eher Schlagzeuger Will Goodroad. Er wertet die oftmals sehr generischen, rockigen Breakdowns mit seinen Skills auf (wie beispielsweise bei Hurt oder der oben verlinkten Single) oder gibt Songs insgesamt mehr Pep (wie beim Upbeat-Hit LA Queen).
Weitere Lichtblicke gibt es in Form des anfangs Work-Song-ähnlichen, gegen Ende an Sleep Tokens The Summoning erinnernde Black And Gold oder des punkigen Hard To Be God. Jedoch bleibt „Fission“ am Ende die hohe Anzahl an Schema F-Fillertracks und der fehlende Mut zum Risiko im Halse stecken. Außerdem hätte man dem insgesamt 13 Songs starken Album sicher noch etwas Fett wegnehmen können.
Fazit: „Fission“ ist wahrscheinlich die Definition von einem „mixed bag“. Neben einigen Standouts enthält das Album viele Songs die einfach nur ok sind. Und diese Masse an Durchschnittshits wird leider schnell langweilig. Während ich heute noch einen Ohrwurm von I Hope You Hate Me habe, sind andere Songs trotz unzähliger Hördurchgänge schon Sekunden nach Abspielende aus meinem Gehirn verschwunden. Der Sound von Dead Poet Society hat Potential und ich hoffe die Jungs können das auf der nächsten Platte weiter entfalten. Aber „Fission“ war leider mehr Reinfall als Erfolg.
Dafür gibt es von mir 5 von 10 Bängs.
„Fission“ erscheint am 26. Januar 2024 via Spinefarm Records und ist als CD, LP und als digitaler Download erhältlich.
Die Band:
Jack Underkofler – Vocals, Guitar
Jack Collins – Guitar
Dylan Brenner – Bass
Will Goodroad – Drums
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