Hart, härter, CELESTE. Oder: Berlin, Du erlebtest einen Abend, der wirklich alles weggeknallt hat!
Schwül ist’s, eigentlich zu bullig, um ein Konzert zu besuchen. Im Schlüppi aufm Sofa lümmeln und hoffen, dass breitbeinig zu fläzen dafür sorgt, dass der Sumpfarsch wieder verdunstet. Das wär’s! Aber nix da. Berlin hat am heutigen Mittwochabend Besuch aus Lyon. Da muss man hin. Also mit schmatzendem Hintern zur Bahn gewatschelt und ab zur Warschauer Straße, nach Friedrichshain. Das Ziel: Astra.
Dort angekommen, muss man erstmal mit dem gut gekühlten gleichnamigen Bier der Trockenheit im Rachen entgegenwirken. So, erledigt. Nun heißt es kurz warten, bis ca. 20min später als geplant Monosphere aus Mainz die Bühne betreten. Ok, kenn‘ ich nicht. Mal gucken, was die können. Und siehe da: Der Auftritt knallt von Anfang bis Ende! Echt richtig guter Post Metal. Derbe, hart, tolle Melodien. Gefällt! Ich denke, heute haben Monosphere nicht nur ihre Bekanntheit gesteigert, sondern auch ein paar Fans dazugewonnen. Jungs, beide Daumen hoch!!!
Nach einer kurzen Pause, die man nutzt, um ein Bier weg zu bringen und sich ein neues zu holen (ist halt echt lecker), stehen sie dann auf der Bühne: CELESTE. Im Hintergrund läuft, als der erste Ton angespielt wird, auf einer großen Leinwand ein Musikvideo. Man startet das Konzert mit einem rein instrumentalen Intro namens „(A)“. Eine dunkle Atmosphäre baut sich auf. Eine Lightshow gibt’s nicht. Nur weißes Lichtspiel. Hartes Schlagzeug, wunderschön klagend gespielte Gitarrenriffs lassen uns die Augen schließen. Und tiefster Bass lässt den Brustkorb beben. Es wirkt echt bedrückend. Spannung ist es, die einen jeden im Saal fesselt. Spannung, die man fast greifen kann. Nach diesem gelungenen Auftakt drehen die Franzosen dem Publikum den Rücken zu, fummeln sich kurz im Gesicht rum und drehen sich wieder um. Dann ist es da, CELESTE’s Markenzeichen: Rote Stirnlampen. Es klingt banal, aber man muss es gesehen haben! Ein surreales Schauspiel beginnt, als Johan, Guillaume, Sébastien und Royer „De tes yeux bleus perlés“ runter reißen. Das Quartett, das nun wie vier finstere Monstren daher kommt, wird nur von hinten angeleuchtet. Stroboskoplicht, ein Blitzgewitter aus Weiß und Rot. Hypnotierend. Und mitten in all dem Lichtspiel stehen sie, die vier Zyklopen, erhaben und der Dunkelheit entstiegen. Es werden brachial harte Klänge gespielt. Weiter geht es mit „Des torrents de coups“, anschließend kommt „Il a tant rêvé d’elles“. Tiefer und immer tiefer in schwärzeste Abgründe geht unsere Reise. Wir befinden uns wie in Trance. Nicht einen einzigen Titel gibt es, der die Finsternis hinwegbläst. Nicht ein Lied gibt es, dass gute Laune verströmt. Einzig Energie und Dunkelheit und flackerndes, blendend helles Licht. Der Bass wird dröhnend tief gespielt, so wie es eigentlich für Doom typisch wäre. Nur sind CELESTE bombastischer und energiegeladener. Die Hosenbeine schlackern. Man fragt sich, wie viel tiefer es eigentlich noch gehen kann. Ein ganz großes Lob geht hier auch an die Tontechniker: Die Akustik ist super! Wir stehen mal ganz vorne, mal ganz hinten. In den hinteren Reihen kommt der Gesang von Johan ein bisschen besser zur Geltung, das ist aber auch schon alles.
Als das Konzert nach einer kurzen Zugabe letztlich beendet ist, lässt uns die Band mit offenen Mündern zurück. War das geil!!! Sowas erlebt man nur extrem selten. Was für eine Musik! Was für eine Atmosphäre! Was für eine minimalistische und höchst überzeugende Show!
Auf dem Weg nachhause macht man kurz halt am Späti des Vertrauens und gönnt sich einen letzten Hopfenblütentee für den Weg. Ziemlich viele schwarz gekleidete Leute heute unterwegs. Hmmm, war da was? Kurz man Google fragen. Tatsache: Um die Ecke, in so ’nem kleinen Club Namens Mercedes-Benz-Arena, hat heute eine Band, die sich selbst Schlüpferknoten oder so nennen, ihre Musik vorgetragen. Ist uns egal. Wir hatten mehr Spaß!
So, und nun heim! Ich muss duschen. Die Arschbacken kleben immer noch.
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Fotos von Laura Spadafora