
Titelfoto: ©AK_Ruether – die Fotos in diesem Artikel dürfen aufgrund eines Fotovertrages mit den Hollywood Vampires nicht anderweitig und von Dritten genutzt werden.
Bei hochsommerlichen Temperaturen strömen Rockfans schon früh in die ausverkaufte Rudolf Weber Arena in Oberhausen. Böse Zungen behaupten, dass darunter auch der ein oder andere Johnny Depp Fan ist, der sich eher zweitrangig wegen der Musik auf den Weg nach Oberhausen gemacht hat. Bevor der Hollywood-Star jedoch auf die Bühne kommt, eröffnen Circus Electric den starken Konzertabend als Support. Oskar Pursche (Bass), Leonard Vaessen (Drums) und Frontmann Adrian Dehn (Vocals, Gitarre). Mit ihrem Soul/Blues angehauchten Rock kommen sie sehr gut beim Publikum an. Ihre Songs bleiben schnell im Ohr hängen und sorgen schon nach kurzer Zeit für richtig gute Stimmung.
Während der kurzen Umbaupause steigt die Spannung, die Vorfreude des Publikums ist förmlich greifbar und die Luft scheint wie elektrisiert. Auch bei mir macht sich ein erwartungsvolles Kribbeln bemerkbar. Endlich verlöschen die Lichter, die Menge bricht in ekstatischen Jubel aus und die Fotograf*innen dürfen für die ersten drei Songs in den Bühnengraben. Ich suche mir einen der wenigen freien Plätzchen auf der linken Bühnenseite, wo ich Johnny Depp vermute. Gänsehaut pur! Mit einem Knall startetet das epische Musikvergnügen.
Und da kommt er, der Superstar – ganz in Schwarz, mit viel Schmuck, Sonnenbrille und Wollmütze. Das linke Bein muss er noch schienen, hatte sich Depp doch erst vor wenigen Wochen eine schmerzhafte Verletzung zugezogen:
„Es begann als Haarriss, aber irgendwo zwischen Cannes und der Royal Albert Hall wurde es eher schlimmer als besser (…) Mehrere Mediziner haben mir dringend empfohlen, im Moment alle Aktivitäten zu vermeiden, und so bin ich leider nicht in der Lage zu reisen.“ Johnny Depp
In Cannes besuchte er Mitte Mai das Filmfestival und spielte einige Tage später in London ein Tributkonzert für seinen verstorbenen Freund und geschätzten Musikerkollegen Jeff Beck. Danach musste er auf dringende Empfehlung mehrerer Mediziner Reisen und Konzerte verschieben. In Oberhausen biss er jetzt die Zähne zusammen und lieferte zur Freude seiner Fans ordentlich ab.

Fast hätte ich die anderen Rocklegenden vergessen: Mit Alice Cooper und Joe Perry (Aerosmith) stehen noch zwei weitere, absolute Weltstars auf der großen Bühne und rocken die ausverkaufte Halle! Musikalisch unterstützt werden sie von Tommy Henriksen (Alice Cooper Band), Glen Sobel (Alice Cooper Band), Bruce Witkin (Aerosmith) und Chris Wyse (The Cult).
„Am Anfang ging es uns darum, unsere in den siebziger Jahren verstorbenen, trinkfesten Freunde zu ehren: Jimi Hendrix, John Bonham, Jim Morrison und all die anderen“, offenbarte Alice Cooper in einem Interview. „Deshalb stellten wir 2015 eine Kneipenband zusammen.“ Inzwischen sind eigene Songs dazu gekommen. In ihrer perfekt gemischten Setlist (siehe unten) finden sich neben reichlich Klassikern eigene Nummern und großartige Songs ihrer Bands.
Schon mit der ersten Nummer I Want My Now vom Album Rise starten sie mit einer Knallernummer. Alice Cooper singt mit unverkennbarer Stimme und spielt mit seiner unglaublich charismatischen Präsenz.
Joe Perry zeigt nicht nur auf einer weißen Gitarre von Jeff Beck sein Können. Seine virtuosen Riffs wecken die Ära des wahren Rock wieder zum Leben.
Auf Johnny Depps Interpretation von David Bowies Heroes haben sich (außer mir) offensichtlich viele gefreut – es ist wohl einer von ganz, ganz vielen Höhepunkten des Abends.
Zusammen mit viel Erfahrung, Leidenschaft, einer intensiven Lichtshow und den großen LED-Screens im Hintergrund liefert die Supergroup mit viel Spielfreude eine fantastische Show ab. Einzig der bombastische Sound schwächelt an der einen oder anderen Stelle, was dem Gesamteindruck des unvergesslichen Abends aber keinen Abbruch tut. Das Publikum genießt jeden Moment und verlangt am Ende nach Zugaben, die ihnen mit School’s Out For Summer gern gewährt wird.
Fazit: Die größten, lebenden Rocklegenden nehmen das Publikum auf eine elektrisierende Zeitreise mit – zweifellos eines der unvergesslichsten Highlights im Konzertjahr 2023. 11 von 10 Bängs!


27.06.2023 Hamburg (Stadtpark Freilichtbühne)
28.06.2023 Berlin (Zitadelle Spandau)
30.06.2023 Mainz (Zitadelle)
Setlist in Oberhausen:
I Want My Now
Raise the Dead
I’m Eighteen (Alice Cooper cover)
Five to One / Break On Through (to the Other Side) (The Doors cover)
The Boogieman Surprise
My Dead Drunk Friends
You Can’t Put Your Arms Round a Memory (Johnny Thunders cover)
Baba O’Riley (The Who cover)
Who’s Laughing Now
People Who Died (The Jim Carroll Band cover)
The Jack (AC/DC cover)
As Bad as I Am
„Heroes“ (David Bowie cover)
Jeff Beck Tribute
Bright Light Fright (Aerosmith cover)
The Death and Resurrection Show (Killing Joke cover)
Walk This Way (Aerosmith cover)
The Train Kept A-Rollin‘ (Tiny Bradshaw cover)
Encore:
School’s Out (Alice Cooper cover) (with „Another Brick in the… more )

Karina
Karina ist für uns an Rhein und Ruhr unterwegs. Sie hört neben Metal auch Irish Folk Punk, Deutsch- und Mittelalterrock. Für gute Musik ist ihr kein Weg zu weit.