Ich würde den Artikel eigentlich gerne so beginnen: „2022 war bisher ein so viel besseres Jahr als die zwei Corona-verseuchten 2020 und 2021. Die Menschen sind wieder gesund und haben langsam verstanden, was die wichtigen Probleme der Welt sind. Kriege werden friedlich beendet, Differenzen in Hinblick auf Herkunft, Religion, Hautfarbe oder Geschlecht gehören endlich der Vergangenheit an. Der Welthunger ist gelöst,…“
Leider ist das alles nur Wunschdenken. 2022 folgt dem Vorbild seiner Vorgänger und beschert uns weitere unschöne Geschenke in diversen Formen. Doch glücklicherweise ist nicht alles, was uns das Jahr bisher serviert hat, mit einem großen Haufen Scheiße vergleichbar. Besonders im musikalischen Department gab uns 2022 einige Goldstücke, die wir hier für euch zusammengetragen haben. Hoffentlich geben diese besten Alben des Halbjahres eurem Rest von 2022 ein wenig Auftrieb, sodass ihr im Dezember vielleicht sagen könnt: „2022 war ein so viel besseres Jahr…“
Christian B.:
Wie immer schwierig, schwierig, schwierig, aber da müssen wir durch. Einer meiner Favoriten für das erste Halbjahr 2022 sind Power Paladin aus Reykjavík. Kraftvoller Power Metal, knackige Riffs und einer energiegeladenen Stimme. „With The Magic Of Windfyre Steel“ ist ein Debütalbum, dass nur so strotzt vor Melodien und Riffs zum Niederknien. Bitte mehr davon!
Und auch die Piratenmetaler um Christopher Bowes haben wieder einen bunten Straus launiger Songs geschürt, die einem die Freudentränen in die Augenwinkel zaubern. Vom P.A.R.T.Y tauglichen Material abgesehen sind auch so manchen brachialen Kracher mit an Bord. Auf „Seventh Rum Of A Seventh Rum“ ist alles drauf, was das Fanherz begehrt.
Olli C.:
Mit „Devil Inside“ präsentiert die norwegische Symphonic Metal Combo Confidential ein mega Debut. 53 Minuten purer Hörgenuss in feiner Female Fronted Symphonic Metal Manier. Sozusagen Epica auf Norwegisch, jedoch weniger Sopranvocals. Grundsätzlich gibt es keine Lückenfüller, wobei das Album ein Geheimtipp für alle Symphonic Metal Fans ist. Seit März 2022 ist dieses Prachtstück zu erwerben.
Im Frühling dieses Jahres, veröffentlichte die österreichische Kombo Vinegar Hill ihren neuen Longplayer „Earthbound“. Perfekte Riffs, eine gute Vocal-Mischung aus leicht verdaulichen gutturalem und klarem Gesang und markanten Melodien. Durch die musikalische Vielfalt ist das neue Album der Steirer Vinegar Hill alles Andere als langweilig.
Tolle spannende Songs mit markanter Melodie und fetten Riffs. Ein guter Mix aus 30 Seconds to Mars und In Flames.
Thomas:
Mein absolutes Hammeralbum im ersten Halbjahr hauten die Norweger von Audrey Horne mit „Devil’s Bell“ raus. Ein paar Iron Maiden-Sounds der 80er, einige Riffs à la Thin Lizzy und dazu ganz viel Audrey Horne-Gene, fertig ist dieses überragende Werk, welche das schon sehr gute Vorgängeralbum „Blackout“ nochmals toppen konnte. Wahnsinns Melodien, mit Torkjell Rød ein geiler Frontmann mit Eigenständigkeit und dazu ne hochtalentierte Band. Mehr braucht man nicht zu sagen, unbedingt anhören. Freu mich schon auf die Liveumsetzung des Albums.
Das zweite Überalbum stammt zwar regulär noch aus dem Jahr 2021, da es noch am 31.12. veröffentlicht wurde. Trotzdem kann ich es guten Gewissens eigentlich auch dem Jahr 2022 hinzuzählen. „Memento Mori“ von den Mittelalterrockern Feuerschwanz lief bei mir die ersten Monate rauf und runter und schaffte es wie ich es schon fast vorhergesagt hatte, erstmals auf Platz 1 der deutschen Albumcharts: Die Herren um Hauptmann Feuerschwanz haben mich voll in den Bann gezogen. Gelungene Mischung aus Mittelalterrock, Metal, wobei der früher überschwängliche schlüpfrige Fun Metal etwas zurückgeschraubt wurde. Metalfans sollten sich unbedingt mal die Coversongs der Deluxe-Version des Albums anhören. Manowar werden gefrustet Ihre Schwerter in die Ecke werfen, wenn Sie die Feuerschwanz-Version von Warriors of the World hören werden.
Dennis:
Die britische Rockband Yard Act gehört zweifelsohne zu den Senkrechtstartern des ersten Halbjahres. Das Debütalbum „The Overload“ bietet genau das, was die EP „Dark Days“ ein Jahr zuvor bereits erahnen ließ: Elf mitreißende Post Punk-Perlen mit von Sänger James Smith vorgetragenen Spoken Word-Texten.
Mal tanzbar, mal gesellschaftskritisch, mal völlig abgedreht, die Songs gehen sofort in Fleisch und Blut über. Nach 37 Minuten bleibt einem keine Wahl, als die Vinyl-Scheibe wieder umzudrehen und das wilde Rodeo der vier Jungs aus Leeds erneut zu bestreiten. Völlig verdient Platz zwei der britischen Charts belegt.
Christian G:
Ein halbes Jahr ist rum, zwei Top Alben. Schwierig, schwierig, bei den vielen Veröffentlichungen. Nach langen hin und her hab ich mich für zwei Alben entschieden.
Das Erste ist, „Tons Of Steel / Made For Kill“ von Last Resistance. Feinster Oldschool Death Metal der in Richtung Bolt Thrower geht. Respekt vor Initiative der Band, die alles in Eigenregie durch zeiht. Die Mucke knüppelt schön derb aus den Boxen. Mit jeder Menge tiefen Growls und harten Gitarren. 100% Death Metal. Was will man mehr?
Das Zweite ist „Paid In Full“ von Skull Fist. Skull Fist schaffen es wieder den 80er Metal in die heutige Zeit zu transportieren. Ohne großen Kitsch und Gedöns ist „Paid In Full“ ein starkes Metal Album, das richtig gängig in die Gehörgänge ein zieht und dort bleibt. Durchweg klasse Songs!!!
Patrick:
Lange, im Endeffekt bis zum Ende der Deadline, habe ich überlegt für welche beiden Alben ich mich entscheiden könnte. Während eines eigentlich seit dem ersten Hören gesetzt war wusste ich lange Zeit nicht welches zweite Album ich nehmen werde.
Lange aber nicht zu lange haben uns die Jungs von Machete Dance Club auf ihr Debütalbum „Kill The Vibe“ warten lassen. Rausgekommen ist ein enorm spannendes Album, das sich quer durch eine Vielzahl von Genres durchpflügt und dennoch schaffen sie es einen eigenständigen Sound zu kreieren und hauen mit Cheap Motel zum zweiten Mal ein brutales Brett raus.
Nach dem ersten Durchgang war mir klar, „Winter“ ist ein besonderes Album. Ein wunderbares Alternative Rock Album mit einer Vielzahl von weiteren Einflüssen. Ein Album voller Hits. Ein genialer Song jagt den anderen, noch dazu mit intensiven Lyrics. Ob in diesem Jahr „Winter“ noch mal getoppt werden kann wird das restliche Jahr zeigen, bis dahin tut euch einen Gefallen und gönnt euch die feine Mucke von Waiting For Summer.
Elias:
Die Finnen von Amorphis haben dieses Jahr meine Lautsprecher mit ihrem neusten Album „Halo“ regelrecht beherrscht. Progressiver als Vorgänger „Queen Of Time“, aber auch mit mehr Fokus auf der Band anstatt dem übermäßigen Einsatz von Orchester und Chor, ist „Halo“ die perfekte Mischung aus den Outputs der letzten Jahre. Angereichert mit der Top-Produktion von Jens Bogren, den Songwriting-Künsten der Jungs und den vielen musikalischen Elementen des Amorphis-Repertoires fehlt der Platte nur noch eins: der Platz in der Liste des Jahresendartikels. Mal sehen ob sich das Album halten kann…
Nach langer Wartezeit kamen Septicflesh mit einem herausragenden Symphonic Death Metal-Album zurück. „Modern Primitive“ glänzt durch abwechslungsreich gestaltete Songs, die trotzdem immer nach Septicflesh klingen. Wer auf brachiale, epische Musik steht, aber auch die Härte von richtigem Death Metal nicht missen will, ist bei „Modern Primitive“ an der richtigen Adresse.