„Wine, Women and Song“ – Geoff Tate und Elvis rockten beim Herbstfest des Weinguts Rinklin in Eichstetten

So in etwas könnte man das Motto des Abends beschreiben, beinahe wie in David Coverdales gleichnamigem Song aus dem Jahre 1981 – wie die Zeit vergeht, 40 Jahre hat der Song der weißen Schlange inzwischen auf dem Buckel – und auch schon wieder zwei Jahre ist her, das ich das erste Mal das Vergnügen hatte, bei der HerbstNachtParty des ökologischen Weinguts Rinklin in Eichstetten am Kaiserstuhl dabei zu sein. Im letzten Jahr machte die Pandemie dem musikbegeisterten Winzer und seiner Mannschaft einen Strich durch die Rechnung und das alljährlich stattfindende Herbstfest musste 2020 leider ausfallen. Umso erfreuter war ich, als bekannt wurde, dass in diesem Jahr die kleine, aber sehr feine Veranstaltung tatsächlich stattfinden konnte.

Da musste ich nicht lange überlegen, kurzerhand eine Ferienwohnung fürs Wochenende in der Nähe von Freiburg gebucht und mit meiner Frau drei richtig tolle Spätsommertage verbracht. Anscheinend hat Winzer Friedhelm Rinklin einen guten Draht zu Petrus, denn auch in diesem Jahr zeigte sich das Wetter wie auch schon vor zwei Jahren von seiner absoluten Schokoladenseite.  

Nach einer tollen Wanderung am Vormittag ging es gegen 17 Uhr nach Eichstetten zum Herbstfest beim Weingut Rinklin. Dort standen bereits die ersten Besucher und warteten auf den Einlass. Aufgrund der angekündigten begrenzten Zuschauerkapazitäten war frühzeitiges Erscheinen angesagt. Nach dem obligatorischen Einchecken mit der Luca-App oder wie bei mir mal wieder aufgrund des dort anscheinend herrschenden Funklochs (armes Mobilfunknetz-Entwicklungsland Deutschland) per Kontaktdatenzettel, ging es dann ganz entspannt in den gemütlich eingerichteten Innenhof des Weinguts, wo die Veranstaltung immer stattfindet.

Neben gutem Wein und leckerem Essen liegt das Hauptaugenmerk des Events aber auf guter Musik, weshalb diese Veranstaltung auch in unserem Magazin zu Ehren kommt. Niemand geringeres als Ex‑Queensryche Frontmann und Ausnahmesänger Geoff Tate spielt hier im beschaulichen Eichstetten mit seiner Band Operation Mindcrime  jedes Jahr einen Auftritt. Geoff Tate, 1959 in Stuttgart geboren, Sohn eines in Deutschland stationierten US-Soldaten, hat aufgrund familiärer Wurzeln seiner Frau Susan nach Eichstetten sehr gute Beziehungen zum Weingut Rinklin. So bot es sich an, das Weinliebhaber Tate auch seit einigen Jahres im Weingut Rinklin einen ganz spezieller Geoff Tate-Wein produzieren läßt, der natürlich an dem Abend auch getestet werden konnte. Ich als Nicht-Weintrinker kann leider nicht so viel über die Weinqualität sagen. Wie später noch zu lesen sein wird, soll es sich aber um einen ausgesprochen edlen Tropfen handeln – ich muss wohl doch mal zu einem entsprechenden Anlass meinen Geoff Tate – Insania-Weißwein „killen“, den ich mir mal bei einem Konzert von Geoff gekauft hatte, damit ich im Backstagebereich meine CD-Sammlung signieren lassen konnte.

Da das musikalische Programm des Abends erst um 20 Uhr starten sollte, blieb genügend Zeit um sich bei Flammkuchen und Burger zu stärken und das ein oder andere Viertel des guten Traubensafts zu schlürfen. Für alle Weinabstinezler gab`s natürlich auch Bier und Nichtalkoholisches. Auf den überall aufgestellten Paletten mit Kissen konnte man gemütlich chillen und mit anderen Gästen oder auch mal mit dem ein oder anderen prominenten Gast einen Plausch halten. So hatten wir es wohl Geoff`s inzwischen schon legendären Auftritten zusammen mit Avantasia zu verdanken, dass u.a. Oliver Hartmann und Sascha Paeth an diesem Abend zu Gast im Weingut waren. Außer den beiden Gitarristen war auch noch Edguy und Avantasia –Drummer Felix Bonke anwesend, der ja schon auf den letzten Touren zur Band von Geoff Tate gehörte und dort die Felle bearbeitete. Er sollte später auch zur Begleitband des Hauptakteurs gehören, weswegen wohl die meisten Gäste gekommen waren. Avantasia– und Edguy-Bandleader Tobias Sammet war leider nicht zu sehen, aber vielleicht besucht Tobi Sammet ja im nächsten Jahr mal mit seinen Bandkollegen den Kaiserstuhl, wenn sich die gelungene Veranstaltung auch bis nach Fulda rumgesprochen hat.

Musikalisch begann das Programm mit dem kurzen Auftritt von Elvis – Double Sam Skull (Löffler), der kurzerhand auf Wunsch von Geoff Tate den Abend eröffnen durfte. Wie mir Sam später erzählte, hatte er Geoff erst vor einigen Tagen nach einem Facebook-Aufruf kennengelernt und ihm dann von seiner Vorliebe zu King of Rock ’n‘ Roll erzählt. Eine kurze persönliche Kostprobe und „die Beer war geschält“. Sam sollte den Abend eröffnen. Wie Sam später zugab, war er schon etwas nervös, trat er bislang höchstens mal bei Geburtstagsfeiern auf. Nun die richtige Bühnenpremiere im Vorprogramm von einem der besten Metalsänger Geoff Tate.

„Elvis“ Sam Skull

Trotz etwas Lampenfieber konnte Sam mit souveräner Stimme das Publikum sofort begeistern und schmetterte Elvis `In the Ghetto` gefolgt von Johnny Cash`s `Get Rhythm` von der kleinen Bühne in einer Ecke des Innenhofs. Soundtechnisch perfekt und auch lichttechnisch war vom Team Rinklin alles bestens organisiert, auch wenn die Platzverhältnisse recht beengt waren. Der Auftritt gefiel den Gästen, konnte ich doch später bei meinem Plausch mit Sam viele Beglückwünschungen für den gelungenen Auftritt aus den Reihen der Besucher vernehmen. Der erste Schritt ist gemacht und die Connections zu einem Weltstar sind sicherlich kein schlechtes Omen. Tennessee liegt doch auch fast um die Ecke zu Seattle. 😉

Nach Memphis war dann die irische Fraktion an der Reihe. Als zweiter Gast durfte Mark Anthony Daly auf die Bühne, der auch schon vor zwei Jahren im Vorprogramm dabei war und gerade mit Sascha Paeth in dessen Gate Studios in Wolfsburg war, um seine neue Scheibe fertig zu stellen. Mit seiner teils rauchigen Stimme präsentierte der irische Sänger und Songwriter Songs aus seinen bisherigen Veröffentlichungen, die ihn in Irland sogar bis auf Platz 2 der Download Charts führten. Eine tolle Stimme hatte Mark, mit seinen emotional angehauchten Songs, die er alleine mit seiner Gitarre akustisch präsentierte. Sicherlich konnte er einige neue Fans für sich gewinnen. Mir als Metal-Fan waren die Songs etwas zu schnulzig und so konnte er mich nicht vollends begeistern. Ausnahme war ein Alter Bridge-Cover und der neue, recht rockige Song `Don`t look back`, den Mark für den Bikerclub seines Vaters geschrieben hatte.

Ohne große Umbaupause folgte dann im Anschluss das Trio Fire and Water aus Irland, die mit Akustikgitarre, Mundharmonika, Saxophon sowie einer teils zum Cajon umgenutzten weiteren Akustikgitarre für ordentlich Stimmung sorgten. Mit Songs ihrer 2015er EP `Cocoon` und dem Klassiker ´Another Brick in the Wall` von Pink Floyd konnten die Iren begeistern. Besonders Saxophonistin Clódagh Kearney machte eine gute Figur, rockte sie doch trotz der kleinen Bühne richtig ab und gab den Songs von ihrem Verlobten und Sänger Tomás McCarthy die gewisse Würze. Immer wieder schlürfte Clódagh dabei auf der Bühne ein Schlückchen des hauseigenen Rose-Weins, der immer wieder während des gesamten Abends auf die Bühne gereicht wurde. „Ein phantastischer Tropfen“, so die Aussage der sympathischen Irin auf der Bühne.

Fire and Water

Höhepunkt ihres Auftritts war sicherlich `Thunderstruck` von AC/DC in akustischem Gewand, bei dem das Publikum dankend mitgröhlte. Hätte nie gedacht, dass AC/DC akustisch so gut funktioniert – Fire and Water schafften es aber, diesem Klassiker mit Saxophon ihren eigenen Sound zu verpassen ohne den Song zu verunstalten, eine geile Performance.

Dann kam gegen 23 Uhr endlich der lang ersehnte Hauptprotagonist des Abends, Geoff Tate, mit seiner irisch- italienisch-deutschen Band Operation Mindcrime auf die Bühne. Dick eingemummelt mit Wintermantel – es war zwischenzeitlich ganz schön frisch geworden – begrüßte er das Publikum und bedankte sich gleich mal beim Gastgeberpaar Friedhelm und Anne für die tolle Gastfreundschaft. Geoff war die Woche vor dem Gig bereits in Eichstetten in der Ferienwohnung der Rinklins stationiert, um im Rahmen seiner Back Stage Pass Travel-Veranstaltungsreihe mit Fans die Gegend um Freiburg zu bereisen. Urlaub mit dem Rockstar sozusagen, immer in engem Kontakt mit ausgewählten Fans, die sich den ganzen Spaß auch einiges kosten ließen.

Auf der Bühne wurde es nun eng. Neben den beiden Gitarristen Walter Cianciusi und Dario Parente, Basser Jack Ross sorgte Avantasia/Edguy-Drummer Felix Bonke auf dem Cajon für den nötigen Rhythmus und Beat im Hintergrund, wurden doch alle Songs in akustischer Version präsentiert. Dass Queensryche akustisch problemlos funktioniert, hatte Geoff ja schon 2016 im Rahmen einer kleinen Akustik-Tour beeindruckend bewiesen.

Den Anfang des Abends machte `Walk in the Shadows` aus einem meiner Lieblingsalben `Rage for Order`, was glücklicherweise nicht der letzte Song aus diesem Meilenstein-Album an diesem Abend werden sollte. Geoff Tate ist auch heute noch immer einer der besten (Metal-)Sänger weltweit, was er an diesem Abend mal wieder eindrucksvoll beweisen konnte. Wie zu besten Queensryche-Zeiten sang er einen Auszug aus den größten Hits seiner Ex-Band. Auf Songs von seiner jetzigen Band OMC verzichtete er vollständig. Neben den musikalischen Qualitäten sind auch seine unterhalterischen Fähigkeiten nicht von schlechten Eltern. Immer wieder hielt Geoff zwischen den Songs ein kleines Pläuschchen, um das Publikum mit Anekdoten zu unterhalten. Für Lacher im Publikum sorgte besonders die amüsant vorgetragene Geschichte seiner Begegnung mit einem Fan im Supermarkt, der ihn beim Einkaufen erkannte und um ein Autogramm gebeten hatte. Dieser war großer Fan von Queensryche. Dessen Lieblingssong war ein gewisses `Silence in Tennessee`, der perfekte Übergang zum größten Hit seiner Ex-Band `Silent Lucidity`. Hier wurde selbstverständlich lauthals mitgesungen und der Song avancierte mit seinem gewissen Schmuseimage sicherlich zu einem der Höhepunkte des Abends.

Nach knapp 55 Minuten war dann leider schon Schluss und die Musiker verließen vorläufig die Bühne. Doch die Anwesenden ca. 200 Leute hatten noch nicht genug und forderten lautstart nach einem Nachschlag. Dieser folgte prompt in Form des Rolling Stones – Klassikers `You can’t always get what you want`, bei dem dann auch noch die anderen Musiker von Fire and Water mit auf die Bühne kamen. Zusammen mit dem Publikum wurde dann ein phantastischer Abend zumindest musikalisch beschlossen.

Auch wenn viele der Zuschauer nach dem Ende des Auftritts den Nachhauseweg antraten, war im Weingut Rinklin noch lange nicht Schicht im Schacht, denn der Weinkeller war sicherlich gut gefüllt. Und so dürfte wohl noch so manche Flasche Wein zu früher Morgenstunde ihren Korken verloren haben.

Fazit:

Wie auch schon 2019 war die diesjährige HerbstNachtParty des Weinguts Rinklin ein absolut gelungenes Event. Ein phantastisches Feeling in außergewöhlicher Location, ein toller sympathischer Gastgeber, gute Stimmung nach endlosen und trostlosen Monaten ohne Livemusik und erstklassige Musiker, die alle sehr gut gelaunt und geduldig jeden Autogrammwunsch der Fans erfüllten. Dieses Gesamtpaket machen das Herbstfest zu einem jährlichen Pflichttermin für jeden Queensryche/Geoff  Tate-Fan. Hier bezahlt man nicht für Autogramme oder Backstagetreffen, hier gehören Fans, Musiker sowie der Veranstalter und auch das Team im Hintergrund inzwischen zu einer kleinen Familie.

Schade war nur, dass Oliver Hartmann und Sascha Paeth nicht zu einem Gastspiel auf der Bühne zu sehen und hören waren. Vielleicht nächstes Mal.

Und zu guter Letzt noch was ganz Besonderes an der HerbstNachtParty: Die ganze Veranstaltung gab`s tatsächlich für umme!

Ein großes Danke an das gesamte Rinklin-Team für das tolle Event. Ihr habt wieder einen tollen Abend organisiert, bitte weiter so, auf ein Neues im Jahr 2022. Der 22.10. ist bereits im Kalender dick markiert.

Für die HerbstNachtParty kann`s nur 10 Viertele , äh ich meine dicke Bängs geben

zehn von zehn

Geoff Tate– Setlist:

Walk in the Shadows

Another Rainy Night (Without You)

Until There Was You

Killing Words

I will rember

Silent Lucidity

I Don’t Believe in Love

Jet City Woman

Eyes of a Stranger

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You can’t always get what you want  (Rolling Stones Cover)

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Noch ein kleiner Tipp, denn Weihnachten steht schon wieder vor der Tür:

Wer jetzt noch ein passendes Weihnachtsgeschenk für einen Weinliebhaber sucht, kann sich ein gutes Fläschchen Geoff Tate-Wein zulegen, den ihr direkt beim Weingut Rinklin bestellen könnt.

https://rinklin-wein.de/produkt-schlagwort/geoff-tate

Alternativ können alle Fans von Geoff oder Queensryche über Geoff`s Backstagepasstravel-Seite unter https://www.backstagepasstravel.com einen exklusiven Urlaub mit Ihrem Idol für 2022 buchen.

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Infos zu den Bands:

Geoff Tate /Operation Mindcrime:

Geoff Tate – Vocals

Walter Cianciusi – Gitarre

Dario Parente – Gitarre

Jack Ross – Bass

Felix Bonke – Cajon

www.geofftate.com                
https://www.facebook.com/GeoffTateOfficial
https://www.instagram.com/geofftateomc/
https://www.instagram.com/backstagepasstravel/

Fire and Water:

Tomás McCarthy – Lead Vocals, Gitarre,

Clódagh Kearney – Lead Vocals, Saxophone,

Fionn O‘ Neill – Bass

https://www.facebook.com/clodagh.kearney.9
https://www.facebook.com/tomas.mccarthy.9
https://www.instagram.com/fireandwatermusic

Mark Daly:
https://www.facebook.com/markdalymusic
https://www.instagram.com/markdalymusic
https://www.youtube.com/channel/UCMGt6NUhkTP80yyxae-Uj_g

Sam Skull:
https://www.instagram.com/_greasy_skull_/
https://www.youtube.com/channel/UCRaCBtFHQ4hEuiHYYcuIx6g

By Thomas

Musikalisch bin ich seit den 80er vor allem im melodischen Hard& Heavy-Dschungel unterwegs und immer auf der Suche nach neuen und alten Perlen. Meine absoluten Faves sind Queenaryche, Y&T, Die Toten Hosen... u.v.a.....inzwischen kann ich mich aber auch für Mittelalterrockband wie Feuerschwanz oder Saltataio Mortis absolut begeistern. Ab und an geht mein Blick aber auch mal über den Tellerrand in Richtung Speed/Trash/Death...solange Melodien erkennbar sind. Auch wenn ich schon zu der Ü50-Fraktion gehöre, findet man mich bei Konzerten und Festivals fast immer Front of Stage, denn Sitzplatz beim Rockkonzerten, das passt bei mir einfach nicht zusammen. Erst wenn es ohne Rollator mal nicht mehr gehen sollte, ist die Tribüne vielleicht ne Alternative.

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