Welche Band durfte neben My Chemical Romance wohl Mitte der 2000er auf keiner selbst gebrannten Mix-CD fehlen? Natürlich The Used. Nun stehen wir am Anfang der 2020er Jahre und die Mannen um Frontmann Bert McCracken werfen ein neues Album in die Runde. Es soll an die alten Zeiten anschließen. Dieses Vorhaben zeigt auch schon das Albumcover, das so manche Symbole der anderen Alben in sich mit aufnimmt. Aber reichen gute Absichten, um ein wirklich gutes Album ab zu liefern? Leider kann man hier nicht oft genug Nein sagen.
Was erwartet man denn, bevor man „Heartwork“ hört? Eine Mischung aus dem Emo Zeug und den „erwachseneren“ Sachen von zum Beispiel „THE canyon“, völlig klar. Wir bekommen aber einen scheinbar auf Airplay getrimmten, langweiligen Stilmix, der kaum eine Referenz an die Emo-Days darstellt. Dabei war ich nach der erste Single, welche auch gleichzeitig der Opener ist, durchaus positiv eingestellt. Paradise Lost, a poem by John Milton startet rotzig und mit einer großen Prise Garage Rock ins Album. Hier bekommt man als Fan der ersten Stunde auch das, was versprochen wurde. Emo transportiert in die heutige Zeit.
Das folgende Blow Me kann auch noch gut überzeugen und ist für mich die geistige Fortsetzung zu Blood On My Hands, der sogar mit einem feinen Breakdown daher kommt und endlich auch wieder einmal fette Screams beinhaltet. Als Gast konnte man hier Jason Aalon Butler gewinnen (ex-letlive., FEVER333), der sowieso jede Nummer veredelt. Seine wunderschöne Stimme und dazu seine wahrlich kranken Screams. Einfach immer ein Genuss.
Fraglich ist, was sie sich mit Cathedral Bell gedacht haben. Hat mehr von Dream Pop oder der Musik von 5 Seconds Of Summer, als was wir von The Used erwarten würden und fügt sich absolut schlecht in das Album. Ganz schlimm sind für mich diese Windspiel Spielereien. Schnell weiter.
Eine Vielzahl der Tracks sind sicherlich noch OK, mit Clean Cut Heals kommt aber der absolute Tiefpunkt des Albums. Ich habe sicherlich nichts dagegen, wenn Bands experimentieren, nicht umsonst stehen Bands wie Enter Shikari und Bring Me The Horizon sehr hoch in meiner Gunst. Wichtig ist für mich aber ein gewisser künstlerischer Roter Faden. Waren The Used mit den Songs davor auf einem zumindest akzeptablen Weg, so setzen sie hiermit alles in den Sand. Selten einen so extrem deplatzierten Song gehört, aber auch alleine funktioniert er für mich nicht. Eine Disco Nummer. Ja richtig gelesen, The Used wagen sich hiermit in das Disco Genre. Kann auch funktionieren, tut es aber nicht. Es klingt nicht echt und nicht authentisch, was uns hier geboten wird. Und er fällt einfach im Vergleich zum Rest zu sehr aus dem Konzept.
Wenn wir schon bei gescheiterten Ideen sind, müssen wir auch noch The Lighthouse erwähnen. Bei weitem zwar nicht so kläglich gescheitert wie Clean Cut Heals, aber auch zu elektronisch, zu tanzbar, zu anders. Da können auch ein paar funky Riffs und der Gastpart von Mark Hoppus (blink-182, Simple Creatures) nicht drüber hinweg täuschen.
Zwischen einem Haufen eher belanglosen Nummern haben es die Jungs aber auch geschafft, richtig interessante Sachen zu packen. Zum Beispiel die beiden sehr kurzen Interludes My Cocoon und Heartwork. Beide bauen eine wunderbare Atmosphäre auf, die aber leider nicht weiter aufgegriffen wird.
Wie auch Jason gibt Caleb Shomo (ex-Attack Attack!, BEARTOOTH) mit seinen markanten Vocals jeder Nummer einen besonderen Touch. So zu hören im wirklich starken The Lottery. Wohl mit einer der härtesten Tracks, der Live sicherlich extrem zünden wird. Wenn auch Bert selbst hier wieder etwas untergeht.
Das sie es aber doch noch können zeigen sie dann mit dem abschließenden Duo Darkness Bleeds, FOTF, welches für mich einen wirklich gelungenen Hybrid aus alt und neu darstellt und die schöne Ballade To Feel Something. Diese schafft, was sie soll und berührt mich. Sie endet Schluss endlich mit einem großen Knall.
Fazit:
Sie haben versucht, alle zufrieden zu stellen, haben es aber leider nicht geschafft. Bei 16 Tracks kann sich natürlich auch viel einschleichen, was nicht die gewünschte Qualität bietet. Hier wären ein paar Songs weniger sicherlich nicht verkehrt gewesen.
Am Ende bleibt es ein zu sehr bemühtes Album, dem der Rote Faden und eben leider auch die Qualität fehlt. Einige Nummer können einen Totalausfall verhindern, für mehr als 6 von 10 Bängs reicht es für mich aber leider nicht.
„Heartwork“ erscheint am heutigen 24. April via Hassle Records und ist als CD, Vinyl, Digitales Album und Stream erhältlich.
Line-Up:
Bert McCracken – Vocals
Jeph Howard – Bass
Dan Whitesides – Drums
Joey Bradford – Guitar