Genre: Hardcore, Indie, Indiecore
Land: Deutschland
Im ersten und ganz klar heftigsten Jahr der Pandemie, 2020, haben We Too, Will Fade ihre zweite EP „Everything Falls Apart As It Should“ (folgend als „EFAAIS“ abgekürzt) veröffentlicht. Dann wurde es mit neuer Musik verständlich aber etwas still, ich hoffte aber unentwegt auf die Ankündigung eines Debut Albums. Nun, fast drei Jahre später, ist die Band zurück. Ein Album gibt es zwar leider noch nicht, dafür die inzwischen dritte EP.
Während auf „Enough“ (Debut EP, 2019) noch in erster Linie reiner Hardcore gezockt wurde, entfernte mich schon mit „EFAAIS“ teils deutlich von den eigenen Wurzel und vermengte Hardcore mit Indieelementen. Schon gut, doch erst „s/t“ stellt für mich die künstlerische Spitze des Schaffens der Band dar.
Das beginnt schon mit dem Opener. And It Was Good While It Lasted stimmte mich aufgrund des Namens schon fast auf ein Ende der Band ein, sieht man sich aber an, mit welchem Track „EFAAIS“ damals endete, wird einfach der Satz fortgesetzt. Everything Falls Apart As It Should And It Was Good While It Lasted. Nicht nur dass sich die beiden Tracks vom Titel her wunderbar zusammenfügen, nein, auch musikalisch wird das Ende von „EFAAIS“ auf „s/t“ wunderbar fortgeführt. And It Was Good While It Lasted beginnt so ruhig wie Everything Falls Apart As It Should endete. Ein zweiminütiger Instrumentaltrack. Schön anzuhören, auch wenn er noch nicht wirklich tiefer blicken lässt und alles eher noch in der Schwebe hält, als konkret einen Weg vorzugeben.
Schon auf ihrer Debut EP erinnerten mich We Too, Will Fade immer wieder an La Dispute. Damals fehlte ihnen noch die Experimentierfreudigkeit. Silently, Quietly stellt aber genau diese unter Beweis. Die Drums leiten recht geradlinig ein, darüber, legen sich dann verträumte, aber doch eher düster angehauchte Riffs. Die Vocals kommen in den Strophen unfassbar zerbrechlich und sitzen auch nicht immer zu 100 %. Genau das macht aber We Too, Will Fade aus. Wo andere Bands vermutlich noch einmal den einen oder anderen Part neu aufnehmen würden, wirken die Vocals bei We Too, Will Fade unfassbar echt und natürlich. Im Refrain hört man aus dem Background extrem schön melodisches Gitarrenspiel und wir bekommen auch wieder Screams geboten. Doch das klare Highlight sind eben die Vocals gerade zum Ende hin ist der Song für mich einfach nur pure Gänsehaut. Die Stimme geht unter die Haut und die Instrumente tun ihr Übriges dazu, bekommen sogar ein kleines Outro, damit man noch einmal noch deutlicher sieht, was alle Beteiligten hier leisten.
Mit True Colors gibt es einen ordentlichen Wink Richtung Enough. So bekommen wir einen lupenreinen Hardcore Banger im Stile von Defeater geboten. Zumindest bis zur letzten Minute. Hier kommt der La Dispute Touch noch einmal ordentlich durch. Instrumental habe ich die Band tatsächlich schon lange nicht mehr so hart gehört. Ein stumpfes Geballer darf man aber dennoch auf keinen Fall erwarten. We Too, Will Fade wissen ihr Genre zu bedienen und stellen eindrucksvoll unter Beweis, dass sie immer noch laut und wild können.
Für mich ist ganz klar die Länge oder eher Kürze der EP ein Problem. Ich lasse mich enorm gerne in die Musik der Kombo fallen, aber auch „s/t“ endet nach nicht ganz elf Minuten mit dem Titeltrack der EP und der Band. We Too, Will Fade sind noch einmal 81 Sekunden Herzschmerz. Ein toller Abschluss, wenn auch einfach zu kurz.
Fazit:
We Too, Will Fade haben ihren eingeschlagenen Weg aus „EFAAIS“ fortgesetzt und noch einmal deutlich verfeinern können. Die Mischung aus Hardcore und Indie (nennen wir es doch einfach Indiecore) ist noch stimmiger und ich würde fast sagen, die Übergänge sind um einiges gekonnter umgesetzt.
„s/t“ baut die Brücke zum Vorgänger, macht so aus den beiden EPs zwei Seiten einer Geschichte. Emotional gibt einem die Musik von We Too, Will Fade enorm viel, ob die Band dennoch auf Albumlänge überzeugen kann wird sich erst noch zeigen müssen. Ich hatte nun genug Häppchen, jetzt kann gerne die Hauptmahlzeit auf den musikalischen Tisch kommen.
Ich vergebe 9,5 von 10 Bängs.
„s/t“ wurde via Midsummer Records veröffentlicht und kann seit 19. Mai überall gestreamt werden, wo es Musik gibt.
Tracklist:
1. And It Was Good While It Lasted
2. Silently, Quietly
3. True Colors
4. We Too, Will Fade
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