Corona drängte 2020 viele Künstler an den Rand des Existenzminimums. Tourneen mussten abgesagt werden, Studioaufenthalte waren teilweise nicht erlaubt. Auch „Modern Age“, das neue Album der amerikanischen Singer-Songwriterin Vanessa Peters, fiel der Pandemie zum Opfer. Die Aufnahmen sollten im März in Texas stattfinden. Alles war bereits über eine Kickstarter-Kampagne in nur drei Tagen finanziert worden. Unglücklicherweise befanden sich Peters und ihre Band zu diesem Zeitpunkt in Italien, das durch die hohe Infektionsrate kurz vor dem Lockdown stand. Da zudem auch einzelne Bandmitglieder aus Italien stammen, stand man vor einer schwierigen Entscheidung: bleiben oder gehen? Schließlich blieb man, ließ sich in einem Bauernhaus nieder und nahm das komplette Album innerhalb von 10 Tagen auf.

Das Endergebnis ist nun seit dem 23. April 2021 zu bestaunen. „Modern Age“ ist ein klasse Alternative Rock-Album geworden und eine Abkehr von Peters früheren Alben, die eher im Folk-Bereich anzusiedeln sind. Die Texte nehmen bei der 40jährigen eine wichtige Rolle ein. Neben der Anprangerung gesellschaftlicher Missstände (wie im Titelstück), sind einige Texte auch persönlicher Natur.

Credit: Rip Rowan

Die auf 40 Minuten verteilten elf Songs kommen teilweise durchaus poppig daher, es wird das ein oder andere Mal die Akustikklampfe gezückt. Das mag manchem, der das hier liest, vielleicht abschrecken. Fehlende Abwechslung ist jedoch etwas, was man dem Album gewiss nicht vorwerfen kann, zumal es durchaus den ein oder anderen Song gibt, der auch Hörern von härteren Klängen durchaus gefallen könnte.

Der Titelsong und Make Up My Mind, die das Album einleiten, fangen hervorragend den Geist der Neunziger ein. Man merkt, wie hier die ein oder andere Grunge-Band als Inspirationsquelle diente. Das Gleiche gilt später noch einmal für Yes, das mit seiner bedrückenden Atmosphäre an ältere Pearl Jam-Songs erinnert. Immer wieder stellt Peters auch ihr Gespür für gute Melodien unter Beweis. Never Really Gone und das melancholische The Weight of This sind einfach wunderschöne Songperlen. Sicher gibt es auch die ein oder andere Schwachstelle. The Band Played On etwa ist zu Beginn ein wenig schnulzig, ehe die Streicher im Refrain und später ihre Begleitband wieder etwas Boden gutmachen. Der Großteil des dargebotenen Materials aber weiß zu überzeugen. Ein weiteres Highlight ist die bereits zuvor veröffentlichte Blues-Ballade Valley of Ashes. Yes ist auf textlicher Ebene der vielleicht ausdrucksstärkste Song des Albums. Hier wehrt sich die Sängerin vehement dagegen, als „Chick Singer“ abgeschrieben zu werden und man hört sie später noch im Hintergrund, wie sie ihren Zorn hinausschreit. Mit Still Got Time endet „Modern Age“ dann doch noch mit einer positiven Botschaft. ‚cause you’ve still got time/ to shake off your loneliness / you’ve still got time / to make your own happiness singt Peters hier und hält uns an noch ein bisschen durchzuhalten, bis die Pandemie vorbei ist.

Fazit: „Modern Age“ von Vanessa Peters ist – bis auf ein paar einzelne Schwachstellen – ein gelungenes Album geworden. Zwar werden hier eher sanftere Töne angeschlagen, doch auch der gemeine Hard-Rock-Fan findet die ein oder andere hörenswerte Nummer. Ein weinerliches Pop-Rock-Album ist dieses Machwerk hingegen sicher nicht. Von mir gibt es acht von zehn Bängs.

acht von zehn

„Modern Age“ kann hier als MP3, CD, oder Vinyl gekauft werden. Alternativ gibt es das Album auch auf den gängigen Streaming-Plattformen.

Tracklist:
1. Modern Age
2. Make Up My Mind
3. Crazymaker
4. Valley of Ashes
5. Hood Ornament
6. The Band Played On
7. Never Really Gone
8. The Weight of This
9. Yes
10. The Try
11. Still Got Time

Bandmitglieder:
Vanessa Peters: Gesang, Akustikgitarre
Federico Ciancabilla: E-Gitarre
Matteo Patrone: Keyboards
Andrea Colicchia: Bass
Rip Rowan: Schlagzeug, Keyboards

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By Dennis

95er Jahrgang. Hört so ziemlich alles über Metal, Rock, Post-Punk und New Wave. Dennis ist vorwiegend für die News zuständig, schreibt aber auch mal die ein oder andere Review.

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