Udo und Sven Dirkschneider im Gespräch zu Balls To The Wall Reloaded, die Gegenwart und die Zukunft!

Fotograf, Photographer, Los Angeles, Hollywood, Heidelberg

Die Neuaufnahme des Klassikers Balls To The Wall war für uns ein willkommener Anlass um mit den Dirkschneiders darüber zu sprechen. Die Beiden haben sich gut gelaunt, und sichtlich entspannt, unseren Fragen gestellt.

Christian B. (RM): Vor ein paar Jahren hat es ja mal kurzzeitig geheißen das ihr keine Accept Songs mehr spielen wollt und jetzt habt ihr das ganze Balls To The Wall Album neu aufgenommen, wie kommt es zu dem Sinneswandel?

Udo Dirkschneider: Richtig, aber auch aus verständlichen Gründen! Wir waren ja damals drei Jahre unterwegs unter den Namen Dirkschneider mit den Accept Songs. Wenn man dann aber 16 oder 17 Platten mit U.D.O. im Rücken hat, ist irgendwann der Punkt bei mir gekommen wo ich gesagt habe: „Jetzt ist aber Schluß mit Accept Songs, jetzt machen wir wieder U.D.O.!“. ABER wie soll ich sagen, ich komme nicht drumherum. Die Leute wollen die Sachen einfach hören. Und so haben wir angefangen mal hier, mal da wieder welche zu spielen. Bei dieser Balls To The Wall Reloaded Geschichte kam halt viel von außen, es geheißen das Album wird jetzt 40 Jahre und da müsste man doch irgendwas machen. Wir haben dann gedacht wir könnten ja erstmal mit dem kompletten Album dazu touren, so der erste Plan. Der Zweite kam aber gleich hinterher, denn viele Sänger mit denen wir zu tun haben, meinten sie würden gern mal einen Song von dem Balls Album singen,  und so kam eins zum anderen. Wir haben dann gesagt „ok, da könnte man sich tatsächlich etwas überlegen“ und da muss ich ganz ehrlich sagen war ich etwas unsicher. Dieses Album anzupacken ist nicht ganz ohne Gefahr. Wir haben dann noch mit Leuten der Plattenfirma gesprochen was die davon halten würden, dann überlegt wer könnte als Gastsänger*in interessant sein und eine Liste gemacht. Da hat mir der Sven die Arbeit abgenommen und koordiniert.

Sven: Im Prinzip war es ja so das schonmal viele Wegbegleiter meines Vaters dabei sind. Da war die Absprache dann schnell und einfach zu koordinieren. Dann gab es noch ein paar Leute mit denen wir jetzt nicht freundschaftlich in Kontakt stehen, aber da war es dann auch relativ schnell klar das die Leute sich total geehrt gefühlt haben, für dieses Projekt gefragt worden zu sein. Dann ging es noch um die Koordination, wie wir das zeitlich hinbekommen. Dazu kommt noch das der eine die Möglichkeit hat sich selber zuhause aufzunehmen, der andere braucht ein Studio, und so weiter und so fort. Das war eigentlich die größte Arbeit an der ganzen Geschichte. Es ist gar nicht so einfach die ganzen Leute zeitlich unter einen Hut zu bringen, und die Files rechtzeitig zurück zu haben um die Sache überhaupt auch realisieren zu können. Und ich sag mal, es war bei manchem auch in der letzten Sekunde, weil die Leute auch sehr beschäftigt sind. Dee Snider zum Beispiel ist zu dem Zeitpunkt umgezogen und hat gesagt er würde es ja super gerne machen, aber ich hab einfach kein Studio in der Gegend. Wir haben uns dann ausgetauscht und schlussendlich eine Möglichkeit aufgetan, doch noch etwas zu finden wo er aufnehmen konnte. Er hat dann Loosers and Winners in zwei Stunden aufgenommen, und dazu in einer Version die mich total weggeblassen hat, der absolute Hammer. Eine der stärksten Vocal Performances von Dee, die ich seit langer langer Zeit die gehört habe. Wir sind sehr sehr glücklich mit dem Ergebnis und hier gleich noch mal eine großen Dank an unser Produktionsteam, denn die Arbeit dass alles so zusammenzuschustern war auch nicht ohne. Da kommen unterschiedlichste Qualitäten angeflogen was die Aufnahmen betrifft, und das muss man erstmal so hinbekommen das es auch so schön harmonisch klingt wie auf dem Album.

Udo: Ein wichtiger Punkt dazu, denn man noch erwähnen muss, war natürlich das wir nicht nicht gesagt haben ihr müsst den Song so singen oder nur einen bestimmten Teil davon, sondern es wäre toll wenn ihr den ganzen Song singen könntet. Und das haben die natürlich auch alle gemacht ohne zu murren, auch hier nochmal vielen Dank im Nachhinein, und dann war es für das Produktionsteam nicht einfach den Gesang der Gastsänger*innen mit mir zusammenzubringen das es auch harmonisiert. Für uns persönlich war es auch interessant, dass wir den ganzen Song anhören konnten, und z.B. bei Biff dachten London Leatherboys könnte auch ein Saxon Song sein. Oder auch wenn du die Nummer mit Michael Kiske hörst könnte diese auch ein Helloween Song sein. Uns war es auch wichtig das die einzelnen Künstler*innen ihren eigenen Charakter mir rein packen. Das ist jetzt nicht ein einfaches Tribut Album das wir schnell mal aufgenommen haben und alles ist gut, sondern es ist schon anders. Wir haben zwar jetzt nicht groß die Arrangements umgeschmissen, die sind soweit schon noch Original. Aber das ganze Album hat durch die ganzen Gastsänger*innen nochmal einen ganz anderen Touch bekommen. Und ich muss sagen ich bin sehr zufrieden.

Christian B. (RM): Sehr gelungen finde ich auch die Nummer mit Danko Jones, der je nicht für klassischen Heavy Metal bekannt ist!

Sven: Definitiv, für den Song hatten wir ursprünglich Lizzy Hale angedacht. Die haben wir bei einer Show im Whisky a GoGo in West Hollywood gesehen und die ist total ausgerastet, die war der absolute Wahnsinn. Danach hatten wir ihm Rainbow noch ein paar Getränke, haben noch ein wenig gequatscht und haben so rausgefunden das sie ein Riesen Udo und Accept Fan ist. Und sie war so eine dieser Künstlerinnen die gesagt hat, sie würde so gern einen Song von dem Balls Album singen. Und so waren wir eigentlich im regen Austausch mit ihr, ich war dann auch bei einer Show von Halestorm in Köln und eigentlich hatten wir es soweit besiegelt. Aber wie das aber so im Musikgeschäft ist kommen das Management und Plattenfirma dazu. Leider Gottes hat dann das Management von ihr gesagt das geht nicht, wir haben den Focus auf unsere eigenen Produkte, da kommt anscheinend ein neues Album oder so, und so war das mit ihr leider hinfällig. Und dann standen wir erstmal da an einem Punkt mit dem Gedanken was machen wir denn jetzt?

Ich hab mir den Song dann nochmal angehört und dachte, „Moment, ich weiß das Danko auch ein großer Udo Fan ist, lass den doch mal fragen“. der hat ja auch eine total eigene Art zu singen und phrasiert ganz eigen. Der Song passt halt auch textlich zu ihm, seine eigenen Nummern gehen ja auch gern mal in diese „chicky“ Richtung und da passt Turn Me On wie die Faust aufs Auge. Gesagt, getan, wir haben ihn gefragt und er hat sofort ja gesagt. Er hatte tierischen Spaß daran und als ich hier sein „Demo“ bekommen habe, hatte ich vorher gehofft, hoffentlich hat er was typisch Danko mäßiges mit dem Intro gemacht. Und siehe da, ein paar Sekunden gehört, und dann ist genau das gekommen und ich dachte „Joa, das ist Danko“ und mit Sicherheit jemand mit dem bestimmt keiner gerechnet hat, wie du eben gerade gesagt hast!

Christian B. (RM): Ihr habt es ja gerade ein wenig angesprochen, und da möchte ich gleich noch etwas nachhaken. Wieviel Freiheiten hatte Deine Band, bzw. die Gastsänger/innen bei den Neuaufnahmen zu Balls To The Wall?

Udo: Ich würde sagen, die hatten auf jeden Fall gewisse Freiheiten. Zum Beispiel bei den ganzen Solos natürlich, bis auf die prägnanten Melodien, das haben sie auch von sich auch gemacht denn die kann man nicht weglassen. Aber ansonsten waren sie schon frei. Rhythmusgitarren mäßig  war Stefan Kaufmann sehr involviert, und hat den beiden auch gezeigt wie man die dann richtig spielt, das die auch Accept mäßig rüber kommen. Und auch die Anschlagtechnik u.s.w., da war er sehr involviert. Und er war ja auch der Originalschlagzeuger. Bei den Aufnahmen zu  Reloaded saß er am Pult und Sven an den Drums, aber da kann er auch bestimmt was dazu erzählen.

Sven: Das war auch so ein besonderer Moment für mich. Stefan kennt mich seit ich ein kleines Baby bin und wer hätte sich da erträumen lassen das wir mal zusammen im Studio sind und Balls To The Wall neu einspielen. Und klar, ich war nervös wie sonst was, obwohl ich die Songs quasi seit zehn Jahren live spielen darf, und ich schon viel von dem Album auf der Bühne gespielt habe, war es doch noch mal was anders in der Studiosituation. Man weiß jetzt gilt es halt irgendwie, was ich jetzt trommele kommt dann nachher auf die Platte. Stefan war da super hilfreich, und total produktiv. Wir hatten eine super Zeit im Studio und hat mir auch an vielen Stellen gewisse Freiheiten gelassen. Mir ist es selber auch unglaublich wichtig, dass das Original das Original bleibt, und das man so nah wie möglich dran bleibt. Ich kann mir selber ganz schlecht Versionen anschauen von z.B. Midnight Mover wo grundsätzlich der Groove geändert wurde. Das was man halt so auf YouTube sehen kann, da nenn ich jetzt mal keine Namen, das finde ich grauselig und darf man nicht machen. Ich bleib da lieber nah am Original, aber nehme mir trotzdem hier und da kleine Feinheiten die dann auch meinen Charakter am Schlagzeug wiederspiegeln. Die hat Stefan mir auch gelassen und dennoch gesagt, das ist eine starke Performance. Dazu kommt j auch der  Live Aspekt, gerade bei Balls To The Wall, ich spiel die Nummer jetzt ja auch schon seit 10 Jahren, und hab halt da auch so meine eigenen Sachen die ich mache.

Udo: Stefan hat die Songs ja auch dreißig Jahre lang live gespielt, zwar nicht alle, aber größtenteils. Und auch er hat gesagt das er die Songs live teilweise ein bisschen anders spielt, zwar nicht grundlegend, aber in kleinen Nuancen. Bei mir selber, so glaub ich, hat der Gesang zu 95% wieder so stattgefunden, und obwohl ich nervös war ob ich die ganzen Töne überhaupt noch treffe, aber es hat funktioniert. Ich hab halt da auch kleine Nuancen die ich mir über die ganzen Jahre angewöhnt habe, aber auch eine riesigen Veränderungen. Das hat jetzt nicht stattgefunden, sondern ich denke wir sind ziemlich nah am Original geblieben, interessant ist es trotzdem. Warum das Ganze überhaupt Sinn gemacht hat sind die ganzen Gastsänger*innen und das gibt dem Album halt einen anderen Touch.

Christian B. (RM): Auf jeden Fall kommt so viel frischer Wind mit rein. Wir hatten das Thema live ja gerade auch, deshalb gleich die Frage hinterher, ob es den auch Gastauftritte zur Balls To The Wall Tour geben?

Udo: Wie versuchen unser Bestes! In Deutschland könnte ich mir vorstellen das wir die Doro mit auf die Bühne bekommen. Dann hätten wir ja auch noch Wacken, da weiß ich nicht genau wer da so aller spielt, aber auf jeden Fall schon mal Saxon. Da könnte ich mir ganz gut vorstellen das wir Biff auf die Bühne bekommen. Vielleicht ist ja auch der eine oder andere Gast da, ohne das er mit seiner Band dort auftritt. Wir werden da schauen was machbar ist. Und es wäre auch für uns eine große Freude, so viel wie möglich auf unsere Bühne zu bekommen. Wie werden das jetzt erstmal beobachten, viel können wir noch nicht versprechen. Das müssen wir so auf uns zukommen lassen, wie man so schön sagt.

Christian B. (RM): Udo, wie emotional war die Aufnahmesession für Dich bezüglich Erinnerungen an die Zeit damals? Hattest Du da sowas wie „Flashbacks“?

Udo: Klar ist da die ein oder andere Erinnerung hochgekommen. Als man 1983 in dem Studio gestanden ist und dieses Album aufgenommen wurde, war das natürlich eine ganz andere Zeit. Wir waren da ja wesentlich jünger, und eigentlich ziemlich unsicher. Aber wir hatten vom Gefühl her schon das Wissen das auf dem Album kein Füller drauf ist, wie man so schön sagt. Die Songs da drauf sind einfach gut. Das war das Gefühl das wir damals hatten, wir mussten uns nur noch von unserem Produzenten leiten lassen. Damals war es für uns erstmal wichtig Musik zu machen. Wenn man jetzt im Studio steht, hat man sich zwar daran erinnert, aber man hat ja jetzt ein ganz anderes Wissen. Man ist wesentlich unaufgeregter, man sieht alles ein wenig gelassener. Aber da sind schon so einige Sachen hochgekommen, Momente die da stattgefunden haben, wir waren eigentlich immer alle gut drauf. Aber im Großen und Ganzen war man schon hochkonzentriert, man wollte ja auch keine Fehler begehen, und die haben wir auch nicht gemacht!

Christian B. (RM): Würdest du, was die Aufnahmen damals angehen, etwas anders machen mit dem Wissen von heute?

Udo: Das ist eine Frage die man sich häufiger selber stellt. Ich glaube, jedes Album was man heutzutage macht, und nach zwei Wochen oder sechs Monaten nochmal richtig anhört, das man dann sagt „Au, das hätte man anders machen können“, das ist der normale Fall. Und wenn du dann sagst es ist perfekt, weiß ich nicht ob man unbedingt nochmal ein Album machen sollte, denn es ist ja alles perfekt. Bei jedem Album, selbst jetzt beim letzten U.D.O  waren wir schon nach ein paar Wochen so dass wir sagten „Ey, da hätten wir einige Sachen anders machen können“, und ich glaube auch das es wichtig ist sich selbst zu hinterfragen und beim nächsten Mal besser zu machen.

Christian B. (RM): Lohnt sich so eine Albumproduktion in der heuten Zeit überhaupt noch? Viele jüngere Band wenden sich ja inzwischen eher davon ab und bringen lieber alle paar Wochen/Monate einen neuen Song auf YouTube, Spotify und Co. einen neuen Song auf den Markt.

Sven: Das kommt jetzt darauf an auf wie Du als Band ausgelegt bist. Ich meine, jüngere Bands sind logischerweise komplett darauf angewiesen das dieses Streaming funktioniert. Und das Streaming geht halt wieder darauf zurück das man eher mal Singles rausbringt, weil das einfach viel mehr in die Playlisten rutscht als wenn Du mit einem kompletten Album kommst. Wir haben das große Glück, und das ist alles zurückzuführen auf den Erfolg meines Vaters, das wir noch eine gute Käuferschaft haben was physischen Tonträgern betrifft. Bei uns ist das Streaming eher zweitrangig, auch wenn wir natürlich großes Augenmerk darauf legen, das wir da auch stärker nach vorne kommen. Aber viele unserer Fans kaufen sich die Platte, die steht halt dann im Regal und wird dann mal aufgelegt und gehört. Das macht einen großen Unterschied. Amaranthe z.B. haben Streamingzahlen da kommen wir nicht ansatzweise ran, da ist aber auch das komplette Marketing anders ausgelegt. Gut, in dem Fall machen sie zwar immer noch ganze Alben, aber die haben auch nen vernünftigen Plattendeal und auch einiges an Ansehen, in der Metalszene. Aber im Endeffekt kommt es ganz darauf an wo man strategisch hinwill, und hat mit Sicherheit auch viel damit zu tun, wann du auf den Markt gekommen bist, bei welchem Label man ist, und so weiter und so fort.

Udo: Ich glaube auch das die heutigen jungen Bands heutzutage nicht mehr endlos lange ins Studio gehen, sondern meist alles zuhause gemacht wird. Die gehen ja nicht mehr ins Studio weil so viel Geld die Plattenfirma nicht mehr zahlt. Es ist für viele junge Bands auch gar nicht mehr so einfach in der heutigen Zeit, in dem ganzen Wust an Bands der heutzutage da ist, irgendwie zu überleben. Finanziell war das damals für uns alles etwas leichter, so dass wir professionell arbeiten konnten, das geht heute ja nicht mehr so einfach. Was auch ein Thema ist warum machen wir überhaupt noch neue Alben? Wir könnten ja auch einfach nur die Set List für die Tour ändern. Nein, ich glaube es ist wichtig immer noch kreativ zu sein. Man kann sich zwar nicht mehr neu erfinden, aber kreativ sein und neue Songs schreiben, macht nach wir vor Spaß. Und wird auch weiterhin so sein.

Christian B. (RM): Dann hast Du, zum Glück, noch lange vor das Du in Rente gehst, oder etwas kürzer trittst?

Udo: Was Rente? Ich bekomme zwar mittlerweile Rente, aber in Rente gehen werde ich mit Sicherheit nicht so schnell! Dafür haben wir viel zu viel zu tun, mit der Balls Reloaded Anniversery Tour werden wir bis 2026 unterwegs sein. Und danach werden wir mit Sicherheit mit U.D.O unterwegs sein. Also wir reden da noch lange lange lange nicht von Rente. Dafür macht mir das Ganze noch viel zu viel Spaß. Und solange wir die Möglichkeit haben zu touren, neue Alben aufzunehmen, das macht mir viel zu viel Spaß und solange ich gesund bin und die Stimme noch funktioniert, mein Gott, warum soll ich zuhause rumsitzen und Wände anstarren. Das muss nicht sein, und die Sache hält ja auch jung.

Christian B. (RM): Als Fan freut mich das zu hören! Und das letzte U.D.O. Album Touchdown läuft nach wie vor in meiner Playlist.

Udo: Interessant für mich ist ja auch das wir drei junge Leute in der Band haben und dann kommen die zwei älteren Heeren dazu: Peter Baltes und ich. Wir sind ja die Methusalems in der Band! Die jungen kommen dann auch mit ganz anderen Ideen, weil sie halt aus einer anderen Generation kommen und andere Musik hören als Peter und ich. Das macht schon einen gewissen Reiz aus, der bei Peter und mir der beim nächsten Album auch beim Komponieren dabei sein wird. Da ist dann schon Reibung dabei und es werden neue Sachen probiert. Wir werden zwar jetzt nicht hypermodern sein, aber auch auf Touchdown waren schon sehr moderne Einflüsse, die von unseren jüngeren Herrschaften ausgegangen sind. Wie gesagt, das ist natürlich interessant, und immer noch ein Lernprozess. Das ist auch ganz gut so, denn man hat noch lange nicht ausgelernt. Wichtig ist das der Sache immer offen gegenüber steht. Ich könnte natürlich auch sagen „Nein, mach ich nicht, das machen wir so wie immer und das bleibt auch so!“.  Aber zurück zum Thema, jetzt kommt erstmal die Balls Reloaded Tour in Europa, da fangen wir an morgen zu proben. Da sind wir dann zwei Monate unterwegs, dazu kommen die ganzen Festivalshows. Zwischendrin wird am neuen U.D.O. Album gearbeitet, und dann geht es im November mit Saxon, nach England und Irland. Die machen Wheels Of Steel, wir machen die Balls, da dürfen die Engländer und Irländer sich jetzt schon freuen, das wird garantiert richtig gut. Dann haben wir schon ein paar Sachen für Dezember eingeplant. Nächstes Jahr dann noch Amerika, Kanada, Australien, Südamerika, Japan, also über zu wenig Arbeit können wir wohl nicht klagen.

Christian B (RM): Auf das Package mit Saxon bin ich den Engländern schon ein wenig neidig, muss ich jetzt zugeben.

Udo: (lacht) Das haben jetzt schon viele gesagt, „warum kommt ihr damit nicht auch zu uns?“, aber sorry! Aber als kleiner Trost, Saxon wären dieses Jahr auch auf Wacken und wir würden sogar am selben Tag spielen.

Sven: Das weiß ich noch nicht, die Running Order ist da noch nicht draußen. Aber es könnte passieren, was schon schön wäre, denn dann könnte Biff direkt auf die Bühne kommen und London Leatherboys mit uns performen. 

Christian B. (RM): Du hast in Deiner langen Karriere schon so manche Bühne gesehen, gibt es aber noch eine Location auf der Ihr unbedingt noch spielen wollen würdet?

Udo: Oh ja, ich würde gern man in Japan in Budokan spielen, da war ich noch nicht. Ich hab vieles schon gemacht, aber dort war ich noch nicht. Die großen Hallen in Europa hab ich alle schon gemacht, in Amerika hab ich im Madison Square Garden gespielt, ich hab in der Radio City Music Hall gespielt. Aber Budokan, Japan, das wäre etwas das ich gerne nochmal mitnehmen würde in meiner Karriere.

Sven: Boah, da gibt es viele. Ich meine, hallo, ich hab zwar auch schon viel gespielt und viele Vanues in Europa und auch weltweit gesehen, aber eine bestimmter Ort ist für mich jetzt schwer zu sagen. Da gibt es etliche Sachen, Wenn man über den Madison Square Garden reden kann, dann ist das natürlich ein Wahnsinn wenn man so eine Möglichkeit mal hätte. Aber ich freu mich tatsächlich, und das würde ich sagen ist so ein Bucket List Thing,  auf das Hammersmith Apollo im November. Das wird wahr und ist eine phantastische Venue bei der wir tatsächlich die Möglichkeit haben mit Saxon dort zu spielen. Ich habe in England zwar schon mit Saxon 2015 gespielt und da hatten wir auch schon schöne Venues, da war z.B. Shepherd’s Bush.  Aber jetzt machen wir Hammersmith Apollo und das würd ich sagen bietet sich gut an als Bucket List Thing zum abhaken.

Udo: Und für mich ist das ein Daja Vu (lacht laut)

Sven: Ja, das glaub ich!

Udo: Aber diese Tour in England wird Toll. England ist es sowieso so ein Fall, denn da ist es nicht mehr so wie früher mit Accept. Wir waren da richtig erfolgreich, aber späterr mit U.D.O. war es immer schwierig. Wir waren zwar öfter mal da, aber so richtig hat es nie funktioniert. Und natürlich haben wir durch die Saxon Geschichte mal wieder die Chance in „vernünftigen“ Venues zu spielen, und nicht in irgendwelchen Clubs wo du denkst „muss ich hier unbedingt spielen?“. Das ist jetzt schon eine Chance wo wir dort vielleicht wieder Fuß fassen können. Und da bin ich mir eigentlich ziemlich sicher und dass obwohl die Tour noch nicht stattgefunden hat, dass schon so ein paar Offerten um die Ecke gekommen sind. Ich bin mir sicher, das es sich lohnt diese Tour mit Saxon zu machen und dafür bin ich den Jungs auch dankbar. Wir kennen uns schon so lange, seit Ende der Siebziger, das ist wohl schon ein paar Tage her. Und ja, auf die Tour freu ich mich schon sehr.

Christian (RM): Dann kommen wir auch schon langsam zum Ende, und da habe ich noch zwei Punkte die ich jeden Künstler stelle. Das eine wäre, welche Frage sollte man Euch in zehn Jahren stellen?

Udo: Ob ich immer noch bei Gesundheit bin und wie lange ich noch mache! (wie aus der Pistole geschossen)

Sven: (überlegt ein bisschen länger) Boah, das ist eine gute Frage! Ob ich mich musikalisch so weiterentwickelt habe wie ich mir das vorgestellt und gewünscht habe.

Christian (RM):  Da drängt sich mir jetzt doch noch die Frage auf wie die Weiterentwicklung aussehen würde? Welche Pläne hast Du?

Sven: Die Wege sind natürlich weit offen, das kann in verschiedenste Richtungen gehen. Erstmal möchte ich mich weiterentwickeln mit U.D.O., und das so lange wie möglich. Wir sehen da gerade eine positive Entwicklung und das macht unglaublichen Spaß. Aber ich hätte auch Interesse mich auch mal in der Musik woanders zu finden. Aber in welcher Richtung das dann stattfindet kann ich Dir jetzt auch noch nicht beantworten, dafür hab ich gerade zu wenig Zeit um mich mit sowas zu beschäftigen. Aber der Ansporn bzw. der Wunsch mich mal in andere Richtungen zu bewegen ist natürlich da, keine Frage.

Christian (RM): Hast Du eigentlich schon mal an eine Art Soloprojekt gedacht?

Sven: Aktuell nicht, um ehrlich zu sein, dafür bin ich zu eingespannt in die ganze U.D.O. und Dirkschneider Nummer. Denn am Ende des Tages bin ich ja nicht nur Schlagzeuger, sondern ich kümmere mich auch sehr sehr viel im Hintergrund, und ich hab eine Familie mit der ich die verbleibende Zeit verbringen möchte. Ich glaube, da würde ich mich aktuell in eine Sache stürzen die ich gar nicht richtig wahrnehmen kann, oder besser nicht so verfolgen könnte, wie ich es gerne würde. Bevor ich das mache, möchte ich lieber erstmal eine Sache vernünftig nach vorne bringen und das machen wir hier gerade. Wenn die Zeit da ist, fokussiere ich mich lieber zu 100% auf eine Sache, das ist so mein Credo. Ich will einfach nichts Halbes machen, sondern nur Sachen die ich voll und ganz unterstützen kann.

Christian (RM): Kommen wir jetzt zum Ende, und da habt ihr bestimmt ein Schlußwort an die Fans?

Udo: Ticketmäßig wird es langsam eng, es ist schon wahnsinnig viel ausverkauft. Und falls noch jemand zur Show kommen will sollte er jetzt schauen das er noch Tickets bekommt. Ich weiß gar nicht wo überhaupt noch welche zu haben sind.

Sven: In Frankfurt ist noch was da und auch in Oberhausen, in Leipzig sind noch unter hundert Tickets verfügbar, da muss man schnell sein. Und Berlin ginge auch noch ein bisschen was, also wenn ihr Bock auf eine Hauptstattreise habt, kommt da vorbei. Und wir spielen noch eine Zusatzshow in Geiselwind, ganz zum Schluss, weil die Nachfrage so immens war. Also lasst Euch das auf keinen Fall entgehen denn die Chance kommt so schnell nicht wieder, es wird auf jeden Fall eine grandiose Party, das versprechen wir Euch.

Christian: Dann bedanke ich mich für Eure Zeit und wünsche Euch noch viel Erfolg und viele Jahre mit U.D.O. und Dirkschneider!

By Christian B

Ich höre alles von traditionellem Heavy Metal, Black, Death, T(h)rash, Folk. Power über Punkrock und was es sonst noch so alles gibt, gut muss es halt sein. Wobei es mir allerdings die Zehennägel aufstellt, ist langweiliger Prog wie in Dream Theater, Queensrÿche, Opeth und Co. zelebrieren. Da schlafe ich schlichtweg ein.

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