„Let The Ocean Take Me“ ist bis dato das einzige Album von The Amity Affliction, welches Platz in meiner Sammlung gefunden hat. Ich bin bisher einfach noch nicht wirklich mit der Musik der Australier warm geworden, erst das noch aktuelle Album „Misery“ weckte etwas mein Interesse. Daher wollte ich dem neuen Album „Everyone loves you… Once you leave them“ eine Chance geben. Zum Glück, so viel kann ich schon mal sagen.
Was mich an vielen Metalcore Bands stört, ist der monotone Aufbau der Nummern. Meist Screams in der Strophe und Cleans im Refrain oder mal umgekehrt. Von diesem Schema schaffen es die Jungs dieses Mal etwas auszubrechen, zumindest werden die Songs so dargeboten, dass einfach Facettenreichtum und viel Abwechslung geboten ist. Viele dynamische Tempowechsel und eine ausgewogene Mischung aus Cleans und Screams erzeugen einen flüssigen Hörgenuss.
Bereits der Opener Coffin, der wohl eher als überlanges Intro bezeichnet werden kann, haut mich bereits ziemlich aus den Socken. Langsam steigern sich Dynamik und Power. Im Hintergrund kann man den Schreier Joel Birch hören. Mit seinem Durchbrechen in den Vordergrund werden auch einige starke Blastbeats vom Stapel gelassen – für mich so nicht zu erwarten, was heiß auf mehr macht.
Mit All My Friends Are Dead haben es wir an zweiter Stelle bereits mit dem großen Hit des Albums zu tun. Es startet hart und chaotisch, genau so wie auch Coffin geendet hat. Die unclean Vocals, inklusive böser Growls, sind absolut Zucker für meine Ohren. Ordentlich in die Fresse, ohne übertrieben zu klingen. Hier passt wirklich alles wunderbar zusammen, auch der melodische cleane Part von Ahren Stringer fügt sich wunderbar ein und zerstört nicht die Stimmung der Nummer, sondern gibt dem Ganzen sogar noch etwas mehr Düsternis. On top haben sie im Pre-Chorus ein paar richtig starke Samples eingebaut, die mich an die „Sempiternal“-Ära von Bring Me The Horizon erinnern.
„When the dreamer dies so dies the dream“ singt Ahren einleitend im knapp zweitstärksten Track des Albums, Soak Me In Bleach. Hier teilen sich die beiden Sprachrohre der Truppe den Ruhm und zeigen ein absolut harmonisches parallel Existieren von Cleans und Uncleans. Vor allem der gemeinsam gesungene/geschriene Refrain sticht hier heraus und frisst sich extrem schnell in die Gehörgänge.
Das folgende All I Do Is Sink geht nochmal ordentlich nach vorne, bevor mit Baltimore Rain etwas experimentiert wird. Hier finden auch die elektronischen Komponenten von „Misery“ wieder mehr Beachtung und wir bekommen es mit krassen Kontrasten zu tun. Pianobegleitung für Joels Schreie und satte Riffs, während Ahren seine Vocals rausknallt.
Mit Aloneliness gehen die Experimente weiter. So hätte die Nummer auch von The 1975 kommen können: mehrstimmiger Gesang, dazu Fingerschnipsen und ein anfangs nur auf Drums und Piano minimiertes Soundgewand. Im Refrain werden dann die Vocals auch noch acapella-like rausgehauen. Super Ballade, die sich immer weiter steigert und mit dem sehr interessanten Riffing gegen Ende dann den dynamischen Höhepunkt in der Nummer erreicht. Einziges Manko: mit nicht einmal drei Minuten ist Aloneliness leider der kürzeste Track auf dem Album.
Fazit:
Mit Album Nummer No. 7 haben es The Amity Affliction nun geschafft, mich als Fan zu gewinnen. Kein einziger Hänger, alles wirklich gut auf den Punkt. Es würde mich nicht wundern, wenn es sich am Jahresende in meiner Top 10 befindet.
Wenn ihr eine Metalcore Band wollt, die sich mal etwas traut ohne den Corepfad zu sehr zu verlassen, dann hört rein und holt euch das Teil. Das werdet ihr nicht bereuen.
Ich vergebe 9 von 10 Bängs.
„Everyone loves you… Once you leave them“ erscheint am 21. Februar via Pure Noise Records und wird als CD, Vinyl, Digitales Album und Stream erhältlich sein.