Starset rocken das Backstage-Werk in München – Fotoreview von Olli

It Has Begun! Technologie beeinflusst bereits jetzt die gesamte Menschheit, aber wenn wenige, mächtige Individuen sie für absolute Kontrolle nutzen, dann entsteht die Art von Zukunft, die in den Liedern des neusten Starset-Albums „DIVISIONS“ besungen wird. Auf ihrer Europatour zu jenem, im September letzten Jahres erschie­nenen Album, machte die amerikanische Truppe im Backstage Werk in München Halt. Am 29. Februar präsentierte die Band ihre neuen Songs in der ausverkauften Veran­staltungshalle.

Nachdem um 19 Uhr die Tore geöffnet wurden, legten Starset um 20.05 Uhr auch schon mit der ersten Singleauskopplung „Manifest“ des Neuwerks los. Mit dem Start des Konzerts offenbarte sich eine große Videoleinwand, die – je nach Lied – Texte, Videos oder mit Dopplereffekt belegte Live-Aufnahmen des Konzerts zeigte. Die Band war komplett in lange Kapuzengewänder gekleidet, die mich ein wenig an die post-apokalyptischen Outfits von „Mad Max“ erinnerten. Auch das zugehörige Make-up durfte natürlich nicht fehlen.

Noch nie habe ich eine Metal-/Rockband gesehen, die Streicher auf der Bühne so gut einsetzten wie Starset. Normalerweise sind diese Art von Instrumenten auf Kon­zerten stets zu niedrig im Endmix oder zu sehr in den Hintergrund gedrängt. Bei Starset aber waren die Streicher, in Form einer Violinistin und einer Cellistin, stets gut im Mix und hatten auch ihre Solo-Momente, deren Natur im Verlauf dieses Be­richtes noch näher beschrieben wird.

Nach dem Klassiker „Monster“, bei dem das Publikum wie auch zuvor bei „Mani­fest“ kräftig mitmachte, kamen nun die neuen Songs „Echo“ und „Where The Skies End“ an die Reihe. Und auch sie können mit den Klassikern bereits jetzt mehr als mithalten.

Nach einer kleinen Videobotschaft einer Vertreterin der „Starset Society“, die die Zuschauer begrüßte und ihnen versicherte, dass alle technischen Schwierigkeiten nun unter Kontrolle seien, ging das Konzert mit Rauchsäulen zum Song „Ricochet“ auch schon weiter. „It Has Begun“ endete mit einer großen Instrumentalsektion, bei der auch die Violine und das Cello ihre Momente hatten. Nach dem gitarrenorientier­ten „Telekinetic“ kündigte Sänger Dustin Bates ein Cover von einem Led Zeppelin-Song an. Starsets Version von „Kashmir“ hatte, dank der schwermetallischen Gitar­ren, den Streichern und den teils gescreamten Vocals von Bates, eine recht eigene Note und trotzdem war das Original noch erkennbar, was den Song klar zu einem di­cken Plus für das Konzerterlebnis machte.

Nach dem Lied „Trials“, bei dem Gitarrist, Bassist und Sänger abwechselnd Fahnen mit dem Starset-Logo umherschwangen, wurde das Konzert durch „technische Schwierigkeiten“ unterbrochen. Auf dem Bildschirm spielte sich ein regelrechtes Drama ab: nach einer Botschaft, die stark nach einem Hilferuf klang, wurde eine Werbung für eine Art Virtual Reality-Implantat abgespielt, welches auch in den neus­ten Musikvideos von Starset eine bedeutende Rolle spielt. Danach wurde ein Count­down von sechs Minuten abgebildet, dann kam die Band wieder auf die Bühne, aber mit einem Twist.

Die „Mad Max“-Outfits waren abgelegt, die Gitarristen und der Drummer trugen futu­ristische Raumanzüge, während die Streichersektion zu schwarzen Einteilern und Frontmann Dustin Bates zu Hemd, Brille und Fliege gewechselt hat­ten. Wer Star­set schon länger verfolgt, wird wissen, dass diese Outfits bei früheren Tourneen standardmäßig getragen wurden.

Laute Percussions, gespielt von den Gitarristen, leiteten den Song „Carnivore“ ein und nach diesem durften nochmals Violine und Cello glänzen: das Outro des Song wurde kurzerhand in AC/DCs „Thunderstruck“ verwandelt, wozu auch die vorher benutzten Percussions verwendet wurden.

Die Melodie der Stimme von Brian Johnson übernahm hierbei die Violine. Im An­schluss schaltete die Band mit der Halbballade „Telescope“ einen Gang zurück, be­vor sie dann mit „Frequency“ und ihrem Megahit „My Demons“ das Konzert mit ei­nem Knall beendete. Bates lief zum finalen Refrain des letzten Songs sogar – ganz zur Freude seiner Fans – durch das feurig mitmachende Publikum – was für ein Ab­schluss!

Um 21.30 Uhr ist die Demonstration (wie die Band selbst ihre Konzerte bezeichnet) bereits zu Ende.

Einerseits hat das Konzert den Fans natürlich Spaß bereitet, aber vielleicht hat der ein oder andere auch die Botschaft, welche die Band mit ihrem neuen Album vermit­teln will, verinnerlicht: „Technologie beeinflusst bereits stark unser Leben, zu einer absoluten Kontrolle unseres Lebens durch Technologie dürfen wir es nicht kommen lassen!“

Vielleicht sollten wir einfach mal das Smartphone, den Computer, den Fernseher o­der was auch immer uns gerade ablenkt, ausschalten und die Musik von Starset mit allen Sinnen bei einem Live-Konzert genießen.

(c) 2020 Elias Haremsa

By Oliver

Leidenschaftlicher Musikfotograf für Metal und Hard-Rock. Bands, deren Schriftzug ich nicht lesen kann, gefallen mir nicht. Mag gerne Wortspiele und niedrige ISO.

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