Genre: Metalcore, Post-Hardcore, Alternative

Land: Dänemark

Das Warten hat ein Ende: die dänischen Metalcore-Superstars veröffentlichen mit „Home“ ihr sechstes Album und der Titel ist hier Programm. Siamese haben ihren Sound endgültig gefunden und werden ohne Frage die Welt des Metalcore auf den Kopf stellen. Die echten Aushängeschilder des Core kommen aus Skandinavien! Neben Siamese erobern auch die Schweden Imminence die Szene.

Was erwartet uns aber nun auf „Home“? Während „Super Human“ über weite Strecken doch schon beinahe poppig und kommerzieller klang geht Home einen anderen Weg. Gekonnt wird der Sound der alten Siamese Fighting Fish (der alte Name der Band) -Alben und der Siamese-Alben vermengt und bietet so aus beiden Welten etwas: Poppige Parts und harte Parts. Einen durchgehend harten oder durchgehend kommerziell klingenden Track wird man auf „Home“ nicht finden.

What are we fighting for

Das eröffnende Heights Above ist hier auch gleich ein gutes Beispiel. Atmosphärisches Intro mit Piano und Drums. Eher ruhig doch mit den Einsetzen der Vocals bewegen wir uns in Richtung Djent und Frontmann Mirza lässt das Biest von der Leine. Er schreit sich die Seele aus dem Leib und zeigt im Refrain wieder seine begnadete Stimme, die so manchen Pop-Act vor Neid erblassen lassen sollte. Ein verdammtes Feuerwerk als Opener mit dem einen oder anderen Wink in Richtung Enter Shikari.

Der Titeltrack war auch zugleich die erste Single, für welche sie sich Unterstützung von Drew York (Stray From The Path) holten. Nach der „Super Human“ Ära eine absolut unerwarteter Track. Ich kann mich noch genau daran erinnern als ich Home zum ersten Mal gehört habe. Die Kinnlade fiel mir nach unten und Home lief ewig auf Heavy Rotation bei mir, denn auch nach gefühlt 1000 Hördurchgängen verliert die Nummer nichts an Intensität. Metalcore wie er anno 2021 klingen sollte.

Am ehesten an „Super Human“ erinnert mich Holy, das um einiges melodischer als Heights Above und Home klingt aber dennoch mit einem angenehmen Druck daher kommt. Auch wenn Holy ohne Screams daher kommt, hievt die Instrumentalfraktion den Härtegrad in eine höhere Ebene als zum Beispiel bei Home.

Mit Honest folgt einer meiner absoluten Favoriten des Albums. Eine Ballade die die unfassbar wunderbaren Vocals ins Zentrum stellt und nicht nur einmal für Gänsehaut sorgt. Neben Piano kann man hier auch endlich wieder eine Violine hören. Eines der Markenzeichen von Siamese, welches für „Home“ deutlich nach hinten gestellt wurde und lässt den djentigen Riffs Platz, welche auch in Honest in Form eines gelungen Outros, zu hören sind.

Passend folgt auf das ruhige Honest mit Can´t Force The Love ein Song der ordentlich Tempo aufnimmt. Hier zeigen Siamese, was es bedeutet einen Ohrwurm über die gesamte Laufzeit eines Songs zu zelebrieren. Instrumental wieder näher an „Super Human“, verlieren sie trotzdem die prägnanten Riffs nicht aus den Augen und hämmern uns so den Song förmlich durchs Trommelfell.

Bei Erase My Mind muss ich nicht nur einmal an Breathe Atlantis denken. Zumindest gesanglich, denn instrumental erinnert Erase My Mind sehr stark an die oben bereits erwähnten Imminence. Dominiert von treibenden Drumming, das Härte und Tempo vorgibt und ganz klar im Zentrum des Sounds steht.

Das die Band aber auch weiterhin radiotauglich klingen kann zeigt Enough Ain´t Enough, bei dem Rory Rodriguez (Dayseeker) Vocals beisteuerte. Die Samples im Intro lassen so manchen Pop-Act wohl staunend zurück. Auch der Beat auf dem aufgebaut wird, so wie die Art auf die Mirza singt, klingt nach modernem Pop. Auch Rory schlägt mit seinen Vocals in die gleiche Kerbe, sticht aber dennoch mit seinem kernigen Gesang deutlich heraus. Massives Airplay sollte hier also klar drin sein (oder war es sogar schon, da Enough Ain´t Enough einer der Vorabsongs war).

I don´t feel a thing

Das folgende Numb hat mit dem gleichnamigen Song von Linkin Park nichts gemeinsam, denn Siamese hauen hier wieder mehr auf die Kacke und so bekommen wir auch endlich wieder ein paar Screams um die Ohren geworfen. Zwar deutlich weniger als von den Cleans, doch für die Dramaturgie fügen sich die Screams wirklich wunderbar ein und im letzten Drittel bekommen sie im The Prodigy mehr Raum.

Die folgenden Rather Be Lonely und Past the End baden im Stil der Band, zeigen aber nichts wirklich neues. Dafür warten beide mit einem wieder sehr einprägsamen Refrain auf.

Im vorletzten Song Joga wird endlich auch wieder die Violine zelebriert. Mit ordentlich epochalem Sound schlägt Joga eine Richtung ein, an die man sich erst mal gewöhnen muss. Hat man dies aber, steckt hier eine wahrliche Perle drin. Ich finde auch das die öfter auf klassische Instrumente setzen sollten oder zumindest die Violine wieder präsenter nutzen sollten. Streicher geben gerade dem Core immer eine feine Note.

Wir haben das Ende erreicht. Das Ende und der wichtigste Track für Mirza, in dem er die Vocals zum Teil in seiner Muttersprache serbisch darbietet. Schon im Intro singt sich Mirza seine Seele aus dem Leib. Thematisch handelt der vielleicht wichtigste Song der Band schlicht weg von Frieden oder der Suche danach. Musikalisch bietet Sloboda alles was wir Fans an der Band lieben und die wohl herzzerreißendesten Vocals die wir jemals von Mirza zuhören bekommen haben. Sloboda ist die Quintessenz von Siamese. Sloboda ist Siamese. Abschließen möchte ich mit den Worten die Mirza zum bewegenden Song sagt:  

„Ich bin ein muslimischer Flüchtling aus dem Balkankrieg der 90er Jahre, und eines der ersten sehr dramatischen Dinge, an die ich mich erinnere, ist, dass mein ganzes Dorf uns sah, als wir nach Schweden gehen sollten, aber in Dänemark landeten. Ich sah meine Tanten und meine Großmutter weinen, und ich fragte meine Mutter, warum wir gehen mussten. Ich erinnere mich, dass sie etwas in der Art von: Freiheit, Sohn (sloboda, sine) sagte. Ich wusste nicht, dass diese Freiheit später so bittersüß sein würde, als ich in Dänemark lebte und versuchte, mich anzupassen, aber während meiner ganzen Jugend sah, wie anders ich angesehen wurde, obwohl ich mich bemühte, genauso zu sein. Alles hat wirklich seinen Preis.“

Fazit:

„Home“ ist in allen Belangen eine massive Steigerung zu „Super Human“ und zeigt eine Band, die endlich angekommen ist. „Home“ bietet besonders Fans aber auch Sympathisanten des Core so ziemlich alles was man sich wünscht.

Ich vergebe 9,5 von 10 Bängs.

„Home“ erscheint am 10. Dezember via Long Branch Records und wird als CD, Vinyl, Digitales Album und Stream erhältlich sein.


Siamese sind:

Mirza Radonjica – Vocals
Andreas Kruger – Guitar
Christian Lauritzen – Guitar, Violin
Marc Nommesen – Bass
Joakim Stilling – Drums


Tracklist:

1. Heights Above

2. Home (feat. Drew York (Stray From The Path))

3. Holy

4. Honest

5. Can´t Force The Love

6. Erase My Mind

7. Enough Ain´t Enough (feat. Rory Rodriguez (Dayseeker))

8. Numb

9. Rather Be Lonely

10. Past the End

11. Joga

12. Sloboda


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By Patrick

geb. 1993, Musik-Fan seit 2010, Verheiratet, Ein Sohn, Bevorzugte Genres: Metalcore, Post-Hardcore, Progressive Metal, Pop-Punk, Alternative Rock. Neben seiner sozialen Ader ist Patrick auch für feinste Recherche und Tiefe in seinen Reviews und Berichten bekannt.

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