Genre: Emo, Alternative, Indie, Hardcore

Land: Deutschland

Shoreline ist so eine Band die schon gelegentlich bei mir läuft, doch vollends überzeugen konnte mich die Gruppe um Sänger Hansol bisher noch nicht. „Eat My Soul“ war solide, aber lief eben nie auf Dauerschleife. Anders ist das aber mit „Growth“. Zu erst ist der Name mal Programm. Die Jungs legen ein so enormes Wachstum seit ihrem Debut Album an den Tag, das man fast denken könnt wir haben es mit einer ganz anderen Band zu tun.

Shoreline stehen für Emo. Emo, der sich nicht scheut sanft ins Ohr zu hauchen. Jedoch immer mit dem nötigen Nachdruck. Das zeigt schon der Opener I Grew Up On Easy Street. Sanftes Riffing, dezente Drums und dazu die zerbrechlich wirkenden Vocals. Langsam steigert sich der Song und im Refrain bekommen wir nicht nur Screams sondern auch ein Gitarrenspiel zu hören das man eher im Rock verorten würde. Schon der Opener zeigt das sie das Spiel mit Tempowechsel perfekt beherrschen und selbst ein nicht einmal drei Minuten langer Track kann voller Überraschungen stecken.

Ich liebe die Art und Weise in der Shoreline ihre Songs zusammenstellen. Mal klingt es nach Indie, mal nach Hardcore, aber immer nach Shoreline. Ein gutes Beispiel ist hier auch gleich Distant, das den Spagat zwischen Indie und Hardcore wunderbar beherrscht und durch den Gastbeitrag von Philipp Müller (Smile & Burn) noch einen gewissen Punkrotz dazu bekommt.

Auch das folgende Madre spielt gekonnt mit den verschiedenen Seiten der Band und bringt auch wieder die sehr speziellen Screams ein. Hier brennt sich vor allem der Refrain beinhart ins Hirn, auch wenn ich tatsächlich eine Durchgänge brauchte um auch den richtigen Text heraus zuhören. Nach knapp zwei Minuten scheint der Track zu enden bevor er überhaupt wirklich angefangen hat und leitet auf Meat Free Youth über. Die bekennenden Veganer kritisieren hier, wie der Titel schon erahnen lässt, Leute die nach Begründungen suchen warum sie noch Fleisch essen. Ich bin selbst weder Vegetarier noch Veganer, dennoch finde ich es gut wie direkt und schonungslos die Band hier gemeinsam mit Em Foster (Nervus) auf das Thema aufmerksam macht und das Ganze dann noch in einen fiesen Indie-Ohrwurm verwandelt.

Mit Western Dream halten erstmals etwas mehr Screams Einzug und zum wiederholten mal habe ich beim Hören die österreichische Band Stupe-iT im Kopf. Western Dream ist wohl der bisher härteste Track und auch der einzige der keine Sekunde Tempo rausnimmt, sondern die abgefahrenen Indie-Riffs stimmig einbaut.

Selbst nach unzähligen Durchgängen steht für mich aber das absolute Highlight von „Growth“ fest. Konichiwa, das Rassimus gegenüber asiatischen Menschen thematisiert, zeigt für mich erstmals einen Hansol der sauer und angepisst von einigen Menschen aus seiner Umgebung ist.

Shout „Konichiwa and I swear one more time I will lose my shit and fuck you up

Gerade in dieser Zeile steckt so viel Wut und das transportiert die Musik einfach wunderbar. Gerade die immer wieder eingeworfenen Screams und die Gastvocals von Koji fügen sich wunderbar ein. Dazu eine sehr basslastige Instrumentalisierung mit wieder herrlichen Indie-Riffs.

Kurz und knapp auf die Fresse geht es dann in Sanctuary zu, für das sie sich Brian McTernan (Be Well) mit ins Boot geholt haben. Nicht schlecht, fügt sich meiner Meinung nach aber nicht sehr gut ins Album ein, auch wenn er richtig starke Momente hat.

Für mich macht der Reiz von Shoreline eben die häufigen aber nicht so wilden Tempowechsel aus, genau so wie das jonglieren zwischen Indie und Hardcore. Das schaffen sie meiner Meinung nach auf der ersten Hälfte des Albums deutlich besser. Bedeutet dass das es ab Sanctuary Berg ab geht? Ganz und gar nicht, doch Songs wie White Boys Club, Disconnected und Holy Communion können eher mit Groove überzeugen und nicht so sehr mit der Emo-Atmo.

Der vorletzte Track trägt den bedrohlichen Namen Raccoon City. Ein Name der den Zockern unter uns wohl bekannt sein sollte. Hier hat in der Videospiel-Reihe Resident Evil der verheerende Zombie Virus seinen Ursprung, der Menschen und Tiere dahin gerafft hatte. Spannend ist aber welches Thema hier tatsächlich aufgegriffen, so handelt Raccoon City in erster Linie von Umweltschutz und dem Gegenstück der Gier. Verpackt in einen dystopisch angehauchten Track rütteln Shoreline hier auf ohne zu plakativ zu wirken.

Ganz anders und äußerst speziell mit einer sehr spirituellen Instrumentalen Darbietung endet das Album mit dem Titeltrack Growth. Hier fehlt so ziemlich alles was man von Shoreline kennt und tatsächlich ist das auch gut so. Die Jungs zeigen eine Seite die man so nicht erwartet hätte und klingen für mich hie wie eine abstruse Mischung aus Enter Shikari und den Beatles zu ihren ruhigen und verträumten Zeiten.

Fazit:

„Growth“ ist in allen Belangen eine massive Steigerung zu „Eat My Soul“. Sowohl textlich als auch musikalisch kam es zu einem enormen Wachstum und wir bekommen eine total gereifte Formation geboten die ordentlich was zu sagen haben.

Ich vergebe 8,5 von 10 Bängs.

„Growth“ erscheint am 4. Februar via End Hits Records und wird als CD, Vinyl, Digitales Album und Stream erhältlich sein.


Tracklist:

1. I Grew Up On Easy Street

2. Distant feat. Philipp Müller (Smile & Burn)

3. Madre

4. Meat Free Youth feat. Em Foster (Nervus)

5. Western Dream

6. Konichiwa feat. Andrew Koji Shiraki (Koji)

7. Sanctuary feat. Brian McTernan (Be Well)

8. White Boys Club

9. Disconnected

10. Holy Communion

11. Raccoon City

12. Growth  


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By Patrick

geb. 1993, Musik-Fan seit 2010, Verheiratet, Ein Sohn, Bevorzugte Genres: Metalcore, Post-Hardcore, Progressive Metal, Pop-Punk, Alternative Rock. Neben seiner sozialen Ader ist Patrick auch für feinste Recherche und Tiefe in seinen Reviews und Berichten bekannt.

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