Genre: Post-Hardcore, Metalcore, Trancecore, Alternative Rock
Land: Deutschland
Eine Band die einen Kult um sich erzeugen möchte? Gibt es mittlerweile schon einige. Eine Band die im Fahrwasser von Bring Me The Horizon die Menschen erreichen will? Gibt es ebenfalls schon einige, wenn nicht sogar schon wieder zu viele. Was macht also Royalist zu etwas besonderem? Nun, auch wenn man in einigen Momenten ganz klar die Inspiration durch Bring Me The Horizon oder auch Eskimo Callboy („Rehab“-Ära) heraus hören kann, so packen die Jungs einen ordentlichen Batzen Eigenständigkeit drauf und schaffen es auch künstlerisch mit den stark ähnelnden Visuals der einzelnen Singles eine ganz eigene, sehr frische Kohärenz zu erzeugen.
Auch wenn mich speziell gohome nachhaltig weg geblasen hat, war ich dann vom kompletten Album doch etwas verwundert. Ganz ehrlich hätte ich mir dann doch nicht gedacht, dass „VIOLET“ so elektronisch ist wie es schließlich geworden ist, was aber einfach nur noch alles intensiviert und dafür sorgt, dass man sich von anderen Bands des Genres (in welches man Royalist auch stecken möchte) abhebt. Gerade bei „VIOLET“ muss ich sagen, dass mich das innerliche Schubladendenken irgendwie persönlich eingeschränkt hat. Auf „VIOLET“ haben wir es nicht mit einem klar definierten Genre zu tun, sondern mit Musik die so wunderbar Hand in Hand geht und sich selbst definiert wie ich es abgesehen von Konzeptalben selten gehört habe.
Aber jetzt mal von Anfang an. Wir starten mit Twentysomething, das auch schon zeigt wie elektronisch diese Band sein kann und bildet auch gleich die Brücke zu einer Band, die ich auch sehr gern höre. Das Intro wurde nämlich von Kenji, seines Zeichens Gitarrist bei Arktis, eingesprochen und leitet wunderbar in den Wilden Ritt ein. Anfangs wird so krass mit Synths eskaliert, dass ich mich kurz sogar frage, ob das schon das richtige Album ist. Aber das ist es, was Royalist ausmacht. Sie scheuen sich nicht den Rahmen zu sprengen oder besser gesagt den Rahmen selbst zu bauen. Dieser Rahmen besteht aus den elektronischen Beats und wird mit den Instrumenten gefüllt. So wird speziell im Refrain deutlich auf die Drums geprügelt und zum Ende hin bekommt man auch feine Riffs geboten. Eine ohne Frage wichtige Stütze sind aber natürlich auch die Vocals, die schon im Opener sehr abwechslungsreich daher kommen. Mal verzerrt, mal sanft hauchend, mal mit ordentlich Druck.
Der folgende Track No Way Back zeigt schon wunderbar wie gelungen der Einstieg ins Album ist, denn nach der elektronischen Breitseite wird mit No Way Back nach dem elektronischen Intro (das wirklich einen perfekten Übergang zwischen den ersten Songs darstellt) eben eine weiter Seite der Band gezeigt. Power, die vor allem durch das Tempo vorgebende Drumming und den präsenten Basslines aufwartet. Die kleinen Pianoparts, gepaart mit den Beats erinnern stark an die Anfänge von Linkin Park. Abschließend muss ich auch hier wieder ein paar Worte zu den Vocals verlieren. Die Screams holen mich total ab, ebenso wie auch in den ruhigen Momenten. Und kann es sein, höre ich da im letzten Drittel tatsächlich eine Geige aus dem dichten Soundkonstrukt heraus?
Wie eine ruhigere Nummer funktioniert, ohne Verrat am eigenen Sound zu begehen, zeigen sie auch direkt mit dem folgenden Anyway. Elektronische Beats, die mich in den Raster von Tron ziehen und mich in die Blade Runner-Welt zurück werfen, gepaart mit den Drums und den Vocals. Mehr braucht es in der ersten Minute nicht. Anyway erzeugt eine unglaublich bedrückende Atmosphäre und steigert sich über die Laufzeit immer weiter. Nur langsam, aber effektiv.
Seit dem Release auf Heavy Rotation läuft gohome. Für mich die Initialzündung. Auch wenn TBH schon Laune machte, so bin ich geneigt zu sagen, dass gohome die Quintessenz von Royalist ist. Wir haben die bekannten Beats, die Vocals in all ihren Facetten und auch Drums und Gitarre bekommen genug Raum. Wenn ihr Royalist also noch nicht kennt, hört euch gohome an.
Ein klassischer Coresong ist das folgende Voices, bei dem sie sich Unterstützung von Half Me geholt haben. Mit einer Power wie die frühen Enter Shikari ist Voices ein angenehm hörbarer Song, der sich etwas außerhalb vom Royalist-Stil bewegt und eben als klassische Mosh-Nummer verstanden werden kann.
Nach dem kurzen Eskalator Voices bekommen wir mit Call Them Out wieder einen klassischeren Royalist-Track geboten. Eine etwas ruhigere Nummer die bisweilen etwas an Crown The Empire erinnert. Getragen von imposanten Riffs und gerade im Pre-Chorus wird an den Drums ordentlich aufgedreht und leitet den Refrain mit einem Drumsolo ein.
Haben wir es hier etwa mit Imminence zu tun? Dieser Gedanke kam mir bei Covered Up in den Sinn. Ein Streicher-Intro, gefolgt von schon fast gehauchten Vocals und dennoch wieder maßgeblich von den unerhört starken Beats getragen. Ein Refrain der Ohrwurmcharakter hat. Hier sehe ich mich auf zukünftigen Konzerten der Band schon mit voller Kraft mitgrölen. Endend in dem Geräusch eines Beatmungsgeräts gibt das Ende dann auch die Antwort, dass der doch düstere Text auch zur Realität wird.
Mit einer ordentlichen Portion Bring Me The Horizon, konnte sich Unspoken bisher nicht in mein Herz spielen. Keine schlechte Nummer, doch bisher der einzige Song, der es nicht schafft mich mitzureißen. Anders ist das bei der ursprünglichen Debut Single Not Yourself. Gerade der Pre-Chorus und der Refrain brennen sich so dermaßen schnell und intensiv in die Gehörgänge ein, dass ich seit Tagen nur noch die prägnanten Worte im Kopf als Echo habe und mich zusammenreißen muss, um nicht zu eskalieren. Keine Ahnung warum, aber immer wieder kommt mir hier Drown von Bring Me The Horizon in den Sinn.
TBH ist wie auch gohome ein absoluter Grower, auch wenn ich ihn definitiv seltener höre als den darauffolgenden Song. Don´t forget I´m also just a girl standing in front of a boy asking him to love her. Mit diesen ikonischen Worten aus Notting Hill startet der wohl genialste Track der Band. Die gewohnt dominanten Beats verleihen dem Popsong tatsächlich auf der einen Seite einen leichten Pop-Appeal, wohingegen die Instrumentals gerade im Refrain einfach nur Ärsche tritt. Und die Vocals… Diese gottverdammten Vocals irgendwo zwischen Sushi (ex-Eskimo Callboy, Ghostkid) und Oli Sykes (Bring Me The Horizon) bringen mich um den Verstand und halten einzelne Komponenten wie Kleber zusammen.
In Perspective wird mit Stimmverzerrer eine schon fast verträumte Atmosphäre aufgebaut. Dieses Stilmittel wird auch über den ganzen Song immer wieder genutzt und gibt den Vocals so noch einmal um einiges mehr Diversität. Instrumental wird nicht prinzipiell was neues geboten, eher das, was wir schon kennen einfach noch mal mega gut vermischt.
Ein kleinwenig Synthpop bekommen wir mit dem finalen Akt von „VIOLET“ geboten. Zumindest ist dies im Intro des gitarrenlastigen Closers Leave You Behind so der Fall. Der nochmal versucht uns emotional zu erreichen und das auch mit einem wunderschönen Pre-Chorus mehr als großartig schafft. Gerade die letzte Minute ist wieder großes Kino und zeigt eine Band die trotz ihrer Jugend unglaublich stark und gereift klingt.
Fazit:
Was es mit dem Kult auf sich hat, den Royalist erschaffen wollen, versteh ich nach unzähligen Durchläufen leider noch nicht, doch was ich weiß ist, dass diese Band noch eine große Zukunft erwartet.
Mit ihrem ersten Album schaffen sie nicht nur einen wirklich eigenen Stil zu kreieren, sondern auch mit internationalen Acts zu konkurrieren. Natürlich hört man einzelne Versatzstücke aus Sounds anderer Bands, doch schaffen es Royalist dies in ein eigenständiges Konzept zu bringen. Ihr seid ein Fan von Bring Me The Horizon, den „Rehab“ – Eskimo Callboys, Enter Shikari und Crown The Empire? Dann lasst euch einsaugen, aber eigentlich sollten alle ein Ohr riskieren.
Mich haben Royalist relativ unvermittelt mit „VIOLET“ weggeblasen, was in fulminanten 10 von 10 Bängs und einem lauten BRAVO mundet!
„VIOLET“ wird am 17. September das Licht der Musikwelt erblicken.
Royalist sind:
Ricardo – Vocals
Nico – Guitar
Flomo – Bass
Sam – Drums
Tracklist:
1. Twentysomething
2. No Way Back
3. Anyway
4. gohome
5. Voices feat. Half Me
6. Call Them Out
7. Covered Up
8. Unspoken
9. Not Yourself
10. TBH
11. Popsong
12. Perspective
13. Leave You Behind