Annihilator gibt es seit 1984 und haben seit dem ganze 19 Studioalben auf dem Weg gebracht. Dass die kanadische Formation keine Band sind, sondern eher das alleinige Spielfeld von Jeff Waters beweisen die vielen Besetzungswechsel, bei deren Anzahl sogar Dave Mustaine neidisch werden dürfte. Dementsprechend unterschiedlich fallen seine Alben von der Qualität aus, von „fürn Arsch“ bis zu „sollte man im Plattenschrank stehen haben“ ist da alles dabei.
earMUSIC werden in den kommenden Jahren eine Reihe von CD- und Vinyl-Neuauflagen auf den Markt bringen. Begonnen hat diese Aktion am 6. Juni 2025 und widmet sich Alben Mitte bis zum Ende der 90er-Jahre. Grund genug, uns die Neuauflage des ersten Trios auf Vinyl genauer anzusehen und vor allem anzuhören.

Annihilator – King Of The Kill (1994)
Nun, das vierte Album von Jeff Waters hat nur zwei Musiker auf der Creditsseite stehen, auf der einen Jeff Himself (Bass, Gitarre und Gesang in Personalunion) und Randy Black an den Drums. Das Album ist eingängig, die Lieder sind eher songdienlich gehalten ohne übertriebenes Gefrickel und enthält dennoch ordentlich schnelle Riffs. Mit dem Titeltrack, 21 und dem Song Annihilator sind sogar ein paar Hits vertreten. Und mit Socond To None bzw. Hell is a War wird es sogar etwas melancholisch. An sich ist King Of The Kill ein gelungenes Album und eines der Besten in der Diskografie von Jeff Waters.
Annihilator – Refresh The Demon (1996)
Dieses Album schafft es sogar auf vier Musiker in den Credits. Neben Jeff Waters und Randy Black stehen hier noch Dave Scott Davis mit Gitarrensoli bei den Titeln 4, 6, 7 sowie 8 und Lou Bujdoso (Backing Vocals) zu Buche. Aber das ist nicht der einzige Unterschied, auch die musikalische Ausrichtung ist härter, mehr im Thrash Metal Bereichb zu verorten, als sein Vorgänger. Hier gibt es schnelle Songs (Refresh The Demon), schleppende düstere Nummern (Syn. Kill 1), punkiges (Anything For Money), grooviges (Hunger) und eine langweilige Ballade von der Stange (Innocent Eyes). Kurzum ein solides, abwechslungsreiches Werk, das handwerklich gut gemacht und produziert wurde.


Annhiliator – Remains (1997)
Ich will bei Remains beginnen wie bei den beiden Alben zuvor, nämlich der Anzahl der beteiligenden Musiker, nämlich drei. Da hätten wir Jeff Waters, der in diesem Fall zusätzlich noch das Programmieren des Drum Computers übernommen hat. Dazu kommen noch John Bates der ein bisschen Gitarre (bei No Love) beisteuern durfte, und Dave Steele mit ein paar Gesangseinlagen zu No Love und Wind. Besonders auffallend an diesem Album ist die Annäherung an Industrial mit wiederkehrenden Stakkatoriffs und der Hinzunahme eines Drum Computers und elektronischen Effekten. Ich weiß nicht, wo Herr Waters damit hinwollte, aber teilweise klingt das ganze uninspiriert, chaotisch und mehr gewollt als gekonnt. An manchen Stellen (bei Tricks And Traps und I Want z.B.) und bei den Solos scheint das Können des Hauptsongwriters durch, was für eine LP allerdings dann doch zu wenig ist. Remains erscheint übrigens erstmals überhaupt auf Vinyl.
Ich werde jetzt nicht auf die Alben einzeln eingehen, denn was Ausstattung und Sound angeht sind sie identisch. Alle drei haben ein Gatefold spendiert bekommt, die Cover sind ordentlich bedruckt und in der Innenseite befindet sich ein Vorwort von Jeff Waters der auf die Entstehung eingeht, bezüglich der Aufnahmen der einzelnen Platten und zusätzliche Liner Notes von Alex Milas (u. a. Metal Hammer UK) der für diese Reissue-Reihe ein exklusives Interview mit Jeff Waters geführt hat. Die Innersleeve sind allesamt bedruckt, mit Text und anderen Infos, aber leider nicht gefüttert. Das Vinyl selbst ist in schlichten Schwarz gehalten und ist, dem heutigen Standard entsprechend, 180 Gramm schwer. Wer dieser Rubrik folgt, weiß dass der nächste Punkt keine Selbstverständlichkeit ist, nämlich mit welcher Vorsicht ich die Platte am Rand anzufassen habe. In dem Fall ist der Griff dahin sowas von unbedenklich, fast schon weich kann man darüberstreichen, ohne Angst haben zu müssen, danach blutige Finger zu haben. Auch Pluspunkte gibt es für den Sound der Neuauflagen, der kommt richtig schön druckvoll aus den Boxen und macht, egal ob Zimmerlautstärke oder voll aufgedreht, Freude. Klare Kaufempfehlung von meiner Seite aus.
Bonus: Gleichzeitig zu den drei Veröffentlichungen auf Vinyl erscheint noch die More Noise Vol. 1, die diese zusätzlich auf CD begleitet. Diese beinhaltet größtenteils Demoaufnahmen, aber auch Bonus Tracks aus dieser Zeit. Diese sind zum Teil sehr roh und erinnern oft sehr an Hard Core Punk, was diesen einen gewissen Schwarm verleiht. Am gelungensten ist allerdings hierauf die AC/DC Coverversion von Riff Raff, die in der Version von Jeff Waters gar nicht so übel rüberkommt. Kurz, für Fans und Sammler durchaus eine Anschaffung wert, für Neueinsteiger ins Annihilator Universum nicht unbedingt geeignet.
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