In unserer „neuen alten“ Rubrik „die Plattenratten“ (vormals Vinylstube) wühlen wir uns durch neue, alte und auch gegenwärtige Veröffentlichungen auf Vinyl. Wir zerlegen diese in sämtliche Einzelteile, und stellen fest, ob der Sound darauf ein Hörgenuss oder ein Rohrkrepierer ist.
Dieses Mal haben wir für Euch ein fettes Paket der Plattenratten geschnürt und nehmen uns ganze fünf Platten auf einmal vor. Darin befindet sich ein Newcomer, alt eingesessene Musiker und ein Sampler, aber der Reihe nach:

Darkness Surrounding – Is There Salvation? (SAOL)
Wer auf Melodic Death steht sollte mal bei Darkness Surrounding vorbeischauen. Die Band aus Wuppertal glänzt mit einprägsamen Melodien und der Spannung zwischen den cleanen und warmen Vocals von Sängerin Kassandra “Kessi” von Bajgar und auf der anderen Seiten mit den frostigen Growls von Tim Dau. Beides zusammen ergibt einen coolen Kontrast. Die Platte dazu kommt im Gatefold, bei dem aufgeklappt die Texte, ein Bandpic und die Infos wer, wie und was zum Vorschein kommen. Sehr lobenswert ist die gefütterte Hülle, in der das Vinyl optimal geschützt ist. Das Corpus Delikti selbst ist rot schwarz marbled und passt optisch gut zur Musik der Band. Ein wichtiges Kriterium dieser Rubrik ist der Rand und dieser ist fast ordentlich entgratet und weich, also gefahrlos anzufassen. Das Wichtigste ist aber eh nun mal der Sound, und wie meistens gibt es da nichts auszusetzten, da kommt ordentliche Metten aus den Boxen. Und das ganze ist für schlappe 25,-€ auf deren Homepage erhältlich. Normal erwähne ich den Preis hier nicht, aber das liebe Plattenfarmen ist ein Seitenhieb an Euch die behaupten man müsse 50,-€ oder mehr verlangen weil die Produktionskosten so hoch sind? Leute, unterstützt da lieber die kleineren Bands mit eurem Geld und fördert so den Nachwuchs.
Warmen – Band Of Brothers (Reaper Entertainment)
Blind zugreifen kann man eigentlich auch immer bei den Produkten von Reaper Entertainment, hier bekommt man eigentlich auch immer Qualität zu einem vernünftigen Preis. So auch das letzte Release von Warmen. Uns liegt die Version in Red Yellow Splatter vor, die schon ausverkauft ist. Gegen den Trend hat die Platte kein Gatefold spendiert bekommen, was ja auch nicht unbedingt notwendig ist. Die Innenhülle ist dicht bedruckt mit Text, Bandphoto und Informationen der Aufnahmen. Dazu noch, im Hintergrund, Bilder des Artwork dem Cover entsprechend. Es geht ja nichts über einen anständigen Schädelhaufen! Punktabzug gibt es wegen der Innenhülle, die ist nämlich leider nicht gefüttert. Dies sollte meiner Meinung nach aber auf jeden Fall Standard sein. Das Vinyl selbst ist ordentlich gepresst, das Splatter ordentlich verlaufen und die Farben schön knallig. Und auch den Rand kann man Gefahrenlos berühren, und das ohne Schnittschutzhandschuhe. Das Beste auch hier wieder zum Schluss: Soundtechnisch geht hier einiges. Wie es sich gehört, beim Heavy Metal, kann man das Ding ordentlich aufdrehen und es kommt nur verzehrt aus den Boxen, was verzehrt sein muss, ansonsten ist das Teil druckvoll und transparent produziert. Ein ausführliches Review dazu findet ihr hier.


Suotana – Ounas II (Reaper Entertainment)
Auch das nächste Produkt kommt aus dem Hause Reaper Entertainment, und hat (wie soll es auch anders sein) ebenfalls mit Melodic Death zu tun. Zwei Punkte, die ich schon gutheiße. Aber was zur Hölle ist das? Das Gatefold, in der die Platte steckt, ist ausgefranst und alles andere als sauber geschnitten. Was war da denn los? Praktikant oder Lehrling? Aber zumindest ist der Druck ordentlich und das Covermotiv, mit dem Elchwaller (oder was immer das darstellen soll) ist schon cool. Klappt man dieses auf, findet man ein Bild der Band, ein Landschaftsgemälde und die Informationen zur Platte, eine Dankesliste und die Social-Media-Accounts von Suotana. Weitere Gemälde und die Texte zu den Songs findet man auf einem separaten vierseitigem Booklet. Das Vinyl selbst findet man hier in einer gefütterten Hülle, geht doch! Sehr stylisch ist die blau marmorierte Version, die sich hier auf meinem Plattenteller dreht. Allerdings musste ich mir beim Auflegen dazu die berüchtigten Schnittschutzhandschuhe anziehen, den der Rand ist hier schon grob und alles andere als ordentlich abgerundet. Zum Glück hab ich am Sound nichts auszusetzen, auf den kommt es ja doch hauptsächlich an. Trotz der kleinen Mängel im Gesamtbild ein gutes Produkt, aber das geht definitiv besser. Ein ausführliches Review zu Ounas II findet ihr übrigens hier.
Amorphis – Borderland (Reigning Phoenix Music)
Zu diesem Album hab ich mir das Earbook gegönnt. Amorphis sind eine dieser Bands, bei der man blind zuschlagen kann, ohne auch nur einen Ton gehört zu haben vom neuen/kommenden Album. Und die Band achtete auch schon immer das Artwork, Musik und Qualität der Aufnahmen stimmig zueinander passen. So auch das Earbook bei Borderland, das in einem hochwertigen Hardcover erschienen ist. Das Artwork von Marald van Haasteren passt perfekt und erstreckt sich über die Vorder– und Rückseite und es gibt einiges zu entdecken und lässt Spielraum zu eigenen Spekulationen, was er uns damit sagen will. Das 24-seitige Booklet beinhaltet große Portraitbilder der einzelnen Bandmitglieder, passendes Artwork zu den Liedern und die Songtexte im Großformat. Was mir sehr gut gefällt sind die Liner Notes der Komponisten, was sie mit dem Song ausdrücken wollen und was sie sich dabei gedacht haben. Dazu gibt es zwei Bonustracks, die auf diesem Earbook enthalten sind, plus das ganze Album auf einer beigelegten CD. Die Taschen für die Vinylscheiben sind leider nicht gefüttert, aber zumindest aus stabilem und glattem Papier. Die Songs von Borderland wurden auf zwei Schallplatten verteilt, die im apricot-lila schwarzem Splatter gepresst sind. Was mich jetzt ein wenig erstaunt ist der Rand der einzelnen Scheiben, die eine Hälfte davon schön glatt und geschmeidig, die andere Hälfte ist mal wieder so das man jemanden verletzen könnte damit, komisch, und hatte ich bisher so auch noch nicht. Dafür ist der Sound darauf mehr als zufriedenstellend und sollte auch audiophile Personen zufriedenstellen. Auch zu diesem Album gibt es ein ausführliches Review.


V.A. – Killed By Deaf – A Punk Tribute To Motörhead (Murder One Inc/BMG)
Es gibt wenige Bands, auf die sich die meisten Stromgitarrenliebhaber einigen können. Eine davon sind Motörhead, die von Punk- und Metalfans gleichermaßen verehrt werden. Die Band hätte dieses Jahr ihr 50stes Jubiläum und obwohl Motörhead seit dem Tod von Lemmy faktisch nicht mehr bestehen, gibt es etliche Veröffentlichungen dazu. Eine davon ist der Punk Tribute Sampler, den ich hier kurz besprechen möchte. Bands wie Pennywise, Murphy´s Law oder Slaughterhouse sprechen für sich, ebenso die Titelauswahl, die von Ace Of Spades bis Overkill keine Wünsche offenlassen. Dazu noch ein „nicht Motörhead Song“, nämlich Neat, Neat, Neat von The Damned. Bei dieser Version ist Lemmy himself zu hören und ist bisher unveröffentlicht. Die einzelnen Interpretationen der Song machen Spaß, und zollen Motörhead gebührend Zoll. Auf dem Cover ist Snaggletooth zu finden, mit Iro und Punkjacke passend gestylt für dieses Album. Die nicht gefütterte in Schwarz weiß gehaltene Hülle ist mit den wichtigsten Informationen zu den einzelnen Songs bedruckt. Außerdem gibt es ein paar Motörhead Artworks und einen einleitenden Text zu dem Album von Cameron Mouat (bei dem ich jetzt nicht weiß, wer das sein soll, also wenn jemand mehr weiß, würde ich mich über die Info freuen). Die Platte gibt es nur in Schwarz, als keine tausend Farben in Limited Editions, was ich sehr passend finde für die Band und auch für das Thema Punk. Apropos punkig, kommen wir zu einem meiner Lieblingspunkte bei der Checkliste, was eine gute Vinylveröffentlichung ausmacht und was nicht: dem Rand! Und der ist so, als wenn man über eine ranzige Nietenjacke fährt, aber ob das sein soll, lass’ ich mal dahin gestellt. Der Sound darauf ist auch schön dreckig und der Musik angemessen, hin und wieder hört man beim Abspielen auch ein Knacken und das bei neuem Vinyl. Die B Seite ist übrigens so vollgepackt mit Musik und der Platz wurde bis zur letzten Rille ausgenutzt, sodass der Tonarm nicht automatisch hochfährt und sich im Kreise dreht. Das hatte ich so auch noch nicht.
Kurzes Fazit zu den fünf Alben, die ich heute besprochen habe: Jedes dieser Veröffentlichungen kann man sich bedenkenlos in die Sammlung stellen und trotz kleinerer Mängel gibt es eine klare Kaufempfehlung dafür!
