Ich gestehe, dass ich extrem begeistert bin, als ich die kurzfristige Zusage bekomme, beim Kölner Konzert am 05.07 der Alecia Beth Moore, besser bekannt als PINK, dabei sein zu dürfen. Schließlich rockt die Frau extrem und ist bekannt für ihre sensationellen Bühnenshows. Noch größer ist die allgemeine Begeisterung, als meine 17 jährige Tochter mitkommen darf, die sich schon in der dritten Klasse die erste PINK CD wünschte und jetzt vor Freude so durchdreht, wie seinerzeit der berühmte Duracell Hase.
Gutgelaunt reisen wir am frühen Freitagabend an und die Prinzessin ist andächtig erstaunt über die Größe des Rhein Energie Stadions. Noch erstaunter sind wir allerdings beide, als wir am Merch Stand die Tshirt Preise in Augenschein nehmen : sage und schreibe 40 Okken!!
Das hat in der Tat etwas Traumatisches… Ich kaufe zwei Stück und die Prinzessin stürzt sich überglücklich ins nächste Dixie Klo, um dann passend gewandet und strahlend wie eine Nebelschlussleuchte wieder neben mir aufzutauchen.
Wir nehmen unsere Tribünen Plätze ein und begutachten das Vorprogramm:
Es gibt einen jungen Australier, der mehrere Gitarren bespielt und Songs covert – das macht er nett, aber auch nicht mehr.
Dazwischen betritt eine Art DJ die Bühne, der die Massen mit Musik aus der Dose beschallt – währenddessen widmet sich meine Tochter ihrem Instagram Account und ich reflektiere den Tag. Hoffentlich lohnt sich das hier, zumal es heißt, dass PINK mit max 80 bis 90 Minuten eher kurz live unterwegs ist…
Es ist 20.20 Uhr als ein Trupp pinkgekleideter Menschen die Bühne betritt, begleitet von einer Art Conferencier in einem grauenhaft schlechtsitzenden Anzug. Er setzt eine pinkfarbene Plastikblockflöte an die Lippen und quäkt los…. Langsam erschließt sich mir der Tour Titel Beautiful Trauma… Dann ergeben die letzten Akkorde plötzlich einen Sinn und unter den einleitenden Klängen von Get the party started stürzt sich Mrs. Moore aus einer Art Trapezkorb hoch oben unter der Bühnendecke und zeigt, was sie so dermaßen besonders macht : die Frau kann singen und turnen zur selben Zeit.
Nun folgt ein zweistündiges, unglaubliches Feuerwerk – eine Liveshow der absoluten Spitzenklasse! Natürlich, PINK ist schon seit Jahren ein Superstar, sie macht die dicksten Hallen voll, aber sie ist zumindest an diesem Abend mit einer Begeisterung und Freude dabei, die absolut ehrlich ist und unbedingt mitreißt.
Was die Dame in diesen 120 Minuten live abliefert, ist eigentlich schwer zu toppen. Sie turnt und tanzt und singt und ist immer zu 100% on Stage. Schon zu Beginn haut sie die ganzen alten Knaller raus, die uns begeistert klatschen und mitsingen lassen: Just like a pill, Who knew, Fun House, Hustle, Secrets, Try um nur einige der ersten Hälfte zu nennen.
Meine Prinzessin und mich hält ab Song Nr3 nix mehr auf dem Sitz – zum deutlichen Missfallen unserer Sitznachbarn links und rechts… Egal, dann guck halt daheim den Live Stream und leg die Füße hoch!
Nach Just like Fire, das von einer großartigen Pyro begleitet wird, ist die Hauptbühne plötzlich dunkel und es gibt ein etwa dreiminütiges Video zu sehen, im Hintergrund läuft eine Instrumentalversion von What about us. In diesem Video wird sie politisch; man sieht Menschen in Katastrophengebieten, ihr Statement zu Rassismus und Diskriminierung und zum Schluss Dutzende Gesichter von Frauen und auch Männern unter dem #metoo. Da wird es mit einem Mal sehr still im Stadion… Und als sie dann plötzlich wieder da ist, in neuer Garderobe, und singt What about us – da singt sie das mit so viel Gefühl und Leidenschaft, dass ich ihr jedes Wort glaube und leise vor mich hin weine, so gerührt bin ich. Die Prinzessin wendet sich derweil peinlich berührt ab…
Und weiter geht’s, PINK zeigt eine atemberaubende Trapeznummer, es folgen For now und 90 Days und dann wird es wieder still und sie singt, nur begleitet von ihrem großartigen Gitarristen, Cyndie Laupers Time after time – wieder greife ich energisch zum Taschentuch…
Es folgen Walk me home und I’m here und dann kommt das großartige und hinreißende F***in perfect, was Mama Alecia für ihre Tochter Willow schrieb, die sich eines Tages bitterlich beklagte, sie sei das „hässlichste Mädchen der Welt“.
Und auch dieses Lied singt sie mit einer solchen Inbrunst, dass ich… s.o.
Allerdings sehe ich jetzt sogar im Gesicht der mitgereisten Tochter nasse Flecken… Da schau her…
Mit Raise your glass und Blow me one last kiss ist dann aber ganz schnell Schluss mit der Gefühlsduselei… Wir singen und tanzen und feiern eine gigantische Mischung aus Kindergeburtstag und Zirkusparty und dann präsentiert PINK uns ein Finale der Superlative: sie steigt in eine Art Klettergeschirr und schießt sich zu So what quer durch das Stadion!!! Sie ist in atemberaubender Höhe unterwegs, schlägt Salti und springt, singt und lacht und hat den ultimativen Fun. Zwischendurch landet sie zielsicher auf mehreren Säulen im Stadion Innenraum und stürzt sich dann wieder kopfüber in die Menge. Das Publikum ist vollkommen außer sich : das ist nicht nur spektakulär, das muss man sich erstmal trauen… Die Frau wird 40 dieses Jahr!
Zum guten Schluss erscheint sie in Schlabberhose und simplem, weissen Tshirt und verabschiedet sich mit bewegten Worten. Der Applaus nimmt kein Ende… Dann dreht sie sich um und als sie zurück über die Bühne geht, kommt ein kleiner Junge angelaufen, der sich in ihre Arme stürzt – Jameson, ihr Sohn. Und sie drückt ihn fest an sich und geht einfach von der Bühne – ohne ihn den Fans zu präsentieren, wie das so viele dieser durchgeknallten Hollywood Diven machen. Jetzt ist sie Mama und die hat Feierabend – das geht nochmal richtig ins Herz.
Haben Sie vielen Dank Mrs. Moore!