Das Besondere am Picture On sind nicht die Bands – das Besondere sind die Menschen, die dort sind. Besucher, Mitarbeiter, die Einwohner des kleinen Ortes Bildein und der Region. Wenn man ankommt, ist man daheim. Man wird auf der Straße gegrüßt, bekommt da und dort ein Schulterklopfen, einen netten Zuruf über den Gartenzaun – es ist wie in einer kleinen (oder großen) Familie.
Was der KuK Kulturverein in der kleinen südburgenländischen Gemeinde (340 Einwohner) mit dem Picture On Festival aufgebaut hat, läßt sich nicht leicht in Worte fassen. Seit Jahren immer ausverkauft, immer ein unglaublich abwechslungsreiches und kontroverses Programm und das Rundherum – ist einfach wunderbar.
Von der Dichterlesung „Anschiffen“ mitten im Flüßchen Pinka bis zum morgendlichen Yoga, das wir Jahr für Jahr schwänzen, wird vieles geboten, das eigentlich nicht zu einem klassischen Musikfestival gehört. Und den Supermarkt im Festivalgelände, den hat nicht Wacken erfunden. In Bildein ist der Standard. Lisbeths A&O Markt versorgt und pflegt müde und durstige Festivalfreunde…
Doch jetzt zum eigentlichen Grund unseres Besuches in Bildein. Die Musik. Natürlich schaffen wir es nie, alle Bands zu sehen, und es ist auch schwer, aus dem Riesenprogramm eine Auswahl zu treffen. Die Bands, die wir uns ansehen, sind die Rosinen aus dem Kuchen, die unserem Geschmack oftmals am besten treffen – das heisst aber nicht, dass alle Perlen in unserem Bericht vorkommen. Los gehts!
Schon am Donnerstag gibt es am Campingplatz die ersten musikalischen Leckerbissen. Am Campingplatz gibt es eine kleine Bühne, eine wunderbare Holzkonstuktion, die auch als Schattenspender an den folgenden Tagen dient. Psycho Toaster, Sonny and his wild cows und die genialen Gnackwatschen stehen am Programm. Psycho Toaster haben die Ehre, das Festival zu eröffnen. Und das macht die Stoner Rock Formation aus dem Burgenland grandios. Erinnerungen an Pink Floyd, Nirvana oder alte Rock Klassiker werden wach. Nachdem aber die lange Anfahrt, der anstrengende Zeltaufbau und die Hitze massiv an Morpheus zehrt (ach ja, natürlich der Uhudler auch) – versäumen wir heute den Rest, und ruhen sanft in den Armen des oben genannten.
Am Freitag startet unser Programm erst später am Abend. Wir haben unsere Entschuldigung bei Zoltán Szabadfi, dem Pressechef des Festivals, vorgezeigt, und sie wurde ohne Einwände akzeptiert. Darauf stand: „Fritz, Fred und Uli konnten erst später zum Festival kommen, da sie einen Buschenschank besuchen mussten.“
Hups – und hier kommt einer unserer wenigen Kritikpunkte am Festival: Leider wurde das Speisenangebot am Campingplatz umgestellt. Wir haben die leckeren lokalen Buschenschankspezialitäten – die Brote – schmerzlich vermisst. Das war für uns doch immer was besonderes.
Und jetzt zur Musik am Freitag:
Unser Programm startete gleich mit einer Legende. Manfred Manns Earth Band standen auf der Bühne. Der Musik entsprechend eher gemütlich und gstanden, aber mit allen Hits im Gepäck. Genau der richtige Opener für das Rockmagazine Team.
Gleich drauf gab es Synthy Melanchonie aus den Neunzigern, und schon wieder eine lebende legende. Die Sisters Of Mercy spielten zum langsamen Tanz im wabbernden Nebel. Und ganz unseren Wurzeln treu bleiben, schaukelten wir langsam mit.
Gemütlicher, um nicht zu sagen langweiliger ging es zur gleichen Zeit auf der Uhudlerbühne im Apfelgarten zu. Die Band nannte sich Schmieds Puls, und auch wenn die Sängerin durchaus nett anzusehen war, anzuhören war sie es eher nicht. Manche Leute sollten doch vielleicht besser Trompete oder Basstuba lernen, dann müssen sie nicht singen.
OK. Besser wieder rüber auf die Hauptbühne. Dort gab es wieder mal ordendlich was in die Gehörgänge. The Locos die spanischen Punk / Ska Superhelden, bewiesen, dass Musik durchaus auch kritisch sein kann. Persiflagen auf die österreichische Innenpolitik (Don´t worry be happy endete mit angedeuteten Zack, Zack, Zack Pistolenschüssen), auf die Kirche (Sänger Pipi als Kardinal verkleidet, haucht ins Mikrophon „Bring me your children„) oder auf irgendeinen schlecht frisierten Typen aus Amerika machen einfach nur Spaß. Und die macht auch die Musik von The Locos.
Der Abend ist gerettet, und mit einem leichten Pfeifen im Ohr und dem wunderbaren Geschmack von Uhudler auf der Zunge legt sich das Team ins Bett…
Hui – schon ist Samstag in Bildein. Und heute hat uns der KuK Kulturverein ein wahres Monsterprogramm vorbereitet. Zuerst gehen wir mal zum Anschiffen. Nein. Das ist nichts unanständiges sondern eine geniale Dichterlesung in der Pinka. Mit Badespass, jeder Menge Bier, Uhudler und Plantsch!
Und dann gehts Schlag auf Schlag. Nach dem Nachmittagsbierchen mit den Zeltnachbarn hat unser Herrgott die Hitzeschlacht vor den Bühnen gesetzt. Und das war wirklich die heisseste Schlacht, die wir bisher in Bildein erlebt haben. Bei beinahe 40 Grad im Schatten spielten zuerst unsere Freunde von den Krautschädeln ihr Abschiedskonzert von Bildein. Nach über 20 Jahren auf den Bühnen Europas gehen die Jungs in Pension. Wir sagen einfach danke. Es war wirklich schön mit Euch – machts gut!
Und dann polterte der wahrscheinlich heißeste Metalexport Österreichs auf die Bühne. Ob in Wacken, bei der Full Metal Cruise oder am FMM – Black Inhale vertreten die Alpenrepublik würdig. Selbst bei der Hitze gaben sie alles. Wirklich alles! Und ob Österreich eine Bananenrepublik ist… Was mit der Banane los war… das wissen die Götter. Abriß perfekt, Band heiß, Publikum begeistert – und durchgeschwitzt… einfach ein Hammer Gig!
Und dann kam Fiva. Fiva rappte, slammte, feierte… und gewann. Sie hatte das Publikum in der Hand, aus der ihr das vorgenannte sprichwörtlich fraß. Geniale Texte, gepaart mit cooler Musik. So machts einfach Spass. Und die wunderbare Stimmung in Bildein bei ihrem Auftritt seht ihr im Titelbild des Artikels.
Und jetzt gemma rüber. In den Apfelgarten. Der wirklich einer ist. Für uns immer noch die schönste Freiluftbühne in ganz Österreich. Und weil wir schon bei Superlativen sind. Jetzt kam ER. Als der liebe Gott die Talente verteilte, und zum Stichwort Gitarre kam, hat er bei einer Person sein Füllhorn ausgeschüttet. Und er hat ihm gleich noch eine geniale Begleitband geschenkt. Und dem Uli, der wo ein Riesen Fan ist, einen Platz in der ersten Reihe. Harri Stojka spielte mit seinem Express auf. Und er spielte, daß niemanden zum Tanzen zumute war. Es war einfach zu schön. Über dieses Konzert ein Wort der Kritik zu verlieren, wäre Blasphemie.
Genug. Aus. Uli, schalt das Träumen weg. Gibt dir wieder mal was neues – rüber zur Hauptbühne. Dort spielte (oder performte) Dub FX. Der heisst eigentlich Benjamin, ist ein Straßenkünstler (nun ja mittlerweile eher nicht mehr) und macht Live Loopings und Beatboxing. Und für alle Metaller, die das nicht kennen… Der Typ macht alles mit seiner Stimme, nimmt es live auf, und macht daraus… geniale Musik!
Bildein ist wie eine Nacht in den feuchten Träumen eines Teenagers. Ein Höhepunkt folgt auf den nächsten. Den finalen Höhepunkt für uns setzten CLAWFINGER! Ich würde sagen – wenn mir wer den Clawfinger reicht, dann nehm ich gleich die ganze Hand.
Clawfinger kamen auf die Bühne, droschen in die Instrumente, Andre fönte seine Haare live auf der Bühne – und das ohne Föhn, Zak kam nicht zur Ruhe, Bard und Jocke waren eben diese in Person, und Micke machte sein Ding an der Schießbude. Wie würde unser alter Freund Roman sagen… „genau in die Lucke“. Ein Wahnsinns Gig, ein unglaublicher Abriss und ein perfekter Abschluß für das schönste kleine Festival in Österreich!
FAZIT zum Picture On 2019:
Bei der obligatorischen Polizeikontrolle am Sonntag erreichte unser Uli einen sensationellen Alkoholpegel von 0,0 Promille. Als ihn der Polizist fragte, ob er Drogen konsumiert hatte, schaute er zurück auf den kleinen Ort Bildein und sagte: „Ja. Drei Tage lang. Die Luft da hinten.“ Wir kommen wieder. Jedes Jahr. Wie sagte Fred bei der Heimreise: „Nur noch 362 Mal schlafen.“