Mehr zufällig bin ich neulich über das Buch Mike Oldfield im Schaukelstuhl – Notizen eines Vaters gestolpert. Geschrieben wurde es von Werner Lindemann – dem Vater von Rammstein Frontmann Till Lindemann. Das besondere ist: als Werner Lindemann das Buch schrieb und veröffentlichte, war an die Karriere des Sohnes noch gar nicht zu denken. Werner Lindemann starb kurz nach der Wende im Jahr 1993, Rammstein wurde erst 1994 gegründet.

Der in der DDR bekannte und erfolgreiche Schriftsteller und Kinderbuchautor Werner Lindemann wohnt mit Ehefrau Gitta Lindemann und seinen Kindern in Rostock. Immer öfter verschlägt es ihn aber in das Bauernhaus im Mecklenburgischen.

Anfang der 80er Jahre zieht sein Sohn Till, im Buch Timm genannt, für neun Monate bei ihm ein, um im Ort eine Lehre als Stellmacher in einer LPG zu machen.

Der Vater beobachtet die Eskapaden seines Sohnes und erinnert sich gleichzeitig an seine eigene Jugend in den letzten Kriegsjahren.

Ich muss mehr mit dem Jungen reden. Bloß wie?

Werner Lindemann sieht sich als klassisches Familienoberhaupt, Timm ist fast 20, ungeduldig und richtet sich nicht nach dem Vater. Selbst beim fernsehen gibt es Gerangel. Der Sohn mit den langen, verwilderten Haaren ist ihm fremd.

Ich steige in die Dachkammer, wähle eine Schallplatte aus dem Stapel: Mike Oldfield. Nie gehört. Ich lausche der Musik. Schön! Sehr schön sogar! Aber warum muss sie laut gehört werden?

Er versteht auch das Liebesleben seines Sohnes nicht. Vater und Sohn sind grundverschieden und geraten oft aneinander – bis es eines Tages gar zu einer  handgreiflichen Auseinandersetzung kommt.

Sehr berührend beschreibt Werner Lindemann in kurzen, unregelmäßigen Tagebuchepisoden das komplizierte Zusammenleben mit seinem Sohn. Neben dem klassischen Vater-Sohn-Konflikt werden auch gesellschaftliche Einblicke in die DDR mit einem Hauch Regimekritik gewährt.

Dieses konfliktgeladene und spannungsreiche Buch wurde kurz vor der Wende im Jahr 1988 erstveröffentlicht. Lange Zeit war es im Handel vergriffen. Nach 2006 wurde es nun in 2020 vom Verlag Kiepenheuer & Witsch  neu veröffentlicht. Im Anhang ist ein Interview zwischen Till Lindemann und dem Verleger und Lektor Helge Malchow angehängt, in dem der Sänger und Lyriker seine eigenen Erinnerungen mit denen seines Vaters vergleicht.

DAS LEBEN SPANNT KEIN SEIL VOM SOHN ZUM VATER
SIE MÜSSEN SCHWIMMEN
IM FLUSS DER ZEIT
SIND SO VIELE ERTRUNKEN
ES WAREN ZWEI KÖNIGSKINDER

TILL LINDEMANN

 

Fazit: Ein sehr vielschichtiges Buch, möglicherweise nicht unbedingt autobiografisch – aber dennoch spannend und sehr interessant zu lesen!!

Von mir gibt es 8,5 von 10 Bängs!

Leseprobe

  • KiWi Taschenbücher
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Artikelnr. des Verlages: 4002610, 886963
  • 2. Aufl.
  • Seitenzahl: 214
  • Erscheinungstermin: 5. März 2020
  • Deutsch
  • Abmessung: 188mm x 125mm x 25mm
  • Gewicht: 222g
  • ISBN-13: 9783462054668
  • ISBN-10: 346205466X
  • Artikelnr.: 58046476
  • als Taschenbuch 12,00 €, e-book 9,00 €

Das Buch wurde dem Rock Magazine zum Zwecke der Rezension unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Es handelt sich nach aktueller Rechtsprechung somit um unbezahlte Werbung. 

By Karina

Karina ist für uns an Rhein und Ruhr unterwegs. Sie hört neben Metal auch Irish Folk Punk, Deutsch- und Mittelalterrock. Für gute Musik ist ihr kein Weg zu weit.

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