Eine Festivalreportage
Was für ein turbulentes letztes Augustwochenende war das diesjährige Metal Escalation Festival im Areal des Mozartschlosses Stuppach. Bereits zum zweiten Mal fand das Festival mit Kulturfaktor am Fuße der Raxalpe statt und eskalierte wortwörtlich. Aber der Reihe nach…….
Campground: Gut beschildert und ohne Probleme geht es direkt von der Autobahnabfahrt Gloggnitz (Niederösterreich) zum Campground, der für ein Festival dieser Größe über eine sehr gute Infrastruktur vorweist. Sehr saubere „Kabinenthrone“ mit fließendem H²O macht eine Sitzung auf einem Festival majestätisch. Eine rosa Frühstücksbude mit einem unschlagbaren Preis, wird den Campern von Freitag bis Sonntag geboten. Das Frühstücksmenü um sechseinhalb Flocken inkludiert Kaffee, Wurstsemmel, Bier sowie Jägermeister und macht den Morgen direkt spannend. Für die ganz Süßen, passend zur Rosa Bude, gibt es feinen Kuchen für eine freie Spende.
Festivalgelände: War das alte Festivalgelände unter dem Semmering-Viadukt zwar kultig, kann das neue Areal in Bezug auf kultureller Ebene ebenso mithalten. Direkt angrenzend am oben genannten Schloss und einen Steinwurf vom Campground entfernt, kann man das „Festl“ definitiv als „Festival der kurzen Wege“ bezeichnen. Durch eine Unterführung geht es direkt nach einem 1 minütigen Fußmarsch in das Areal. Wobei man diese Strecke mit 2,7 Promille sicherlich auch in 3 Minuten inklusive Verschnaufpause auf Grund von „Seitenstechen“ (Augenzwinkern) schaffen kann. Perfekt überdacht (Überdacht), da man das angrenzende Bahngleis nicht überqueren muss und ebenfalls Schutz vor Unwetter sein kann – das Stichwort – dazu ebenfalls später.
Für schmackhafte Verpflegung ist bestens gesorgt, wobei das Catering ein renommierter Feinspitzwirt übernimmt. Unschlagbare Preise für flüssigen „Lustigmacher“, was soll man sagen, an Tagen wie Diesen der Preis für 0,5 Liter Maurerbrause (Bier) unter fünf Euro ist gigantisch.
Freitag: Wie schon erwähnt, findet erstmals das Festival zwei Tage statt. Traditionell eröffnen die wandernden „Dudelsackspieler“ (in Neudeutsch könnte man diese auch als Dudelsackoperator bezeichnen) The Rising Kilts nach einer kurzen Ansprache der Veranstalter das Festival. Kurz vor halb Vier hört man die ersten elektrifizierten Klänge der Groove Metal Band Streambleed. Die jungen „Schwarzmetaller“ Nordblut stehen zwar erstmals vor einer Festivalbühne, präsentieren sich jedoch ganz gut. Dass die Hardn Heavy Rocker von APIS schon einige Frühschoppen mehr Bühnenerfahrung vorweisen können merkt man sofort und liefern eine solide Show ab. Erstmals live gesehen, aber total perplex über die Performance der Grazer Metal- Doom Kapelle Ebony Archway – echt leiwand würde ein Wiener dazu sagen. Die Tiroler SILIUS liefern ebenfalls eine fette Thrash- Show ab, dessen ungeachtet nach Gesprächen mit einigen Festivalbesucher, Silius sich quasi als österreichische Slayer etablierten. Gegen 20:00 betreten in der Abenddämmerung TULSADOOM die Bühne, liefern wie gewohnt gutes Programm, bevor erstmals die Argentinier TRIDDANA mit ihrem Folk- Metal für große Überraschung sorgen. Tolle Songs, toller Auftritt und tolles Bühnenbild assoziieren die „drei Ts“. Ordentlich heizen die Schweizer „Hexen“ BURNING WITCHES dem Publikum ein und treten erstmals mit einer Headlinershow auf. Fette Nummern, tolle Performance und hyperaktive Girls auf der Bühne (kein Gottessegen für einen Fotografen), machen den Freitag zu einer Megaparty.
Samstag: Nach dem oben erwähnten Frühstück und musikalischer Fachsimpelei mit den Campingnachbarn in der Vormittagssonne, gibt es zu Mittag das obligatorische Festivalmenü – Ravioli aus der Dose und warmes Bier. Diese Kombination ist nix für nicht geeichte Festivalbesucher mit einer schwachen Verdauung, obwohl auf dem „Festival der kurzen Wege“ „des Kaisers Sessel“ rasch erreicht wird. Zwar sitzt man zwölf Stunden nach Mitternacht noch im metrologischen Sommer, müssen die Altrocker RÖHREN und Flesh Remains den Festivalsamstag im Regen eröffnen. Traditionellen Heavy Metal und wesentlich trockenes Wetter kann man bei SONIC RIOT wahrnehmen und der Festivalsamstag scheint quasi gerettet zu sein – vorerst. Eine positive Überraschung meinerseits ist definitiv der Auftritt von METTERNICH, die fürstlichen, ich nenne es mal Austro- Hardrock, abliefern. Noch im Trockenen dürfen die Thrasher FEARANCY, sowie die Glamrocker KÜENRING auf der Stage performen. Es hätte so ein perfektes Finale sein können, denn die Schweizer Thrash- Kapelle GOMORRA rund um DESTRUCTION Gitarrist Damir Eskic heizen nochmal ordentlich ein und feiern das moshende Publikum. Bis kurz vor Neun muss nach einer Sturmwarnung das Festivalareal evakuiert werden. Das Festival wird abgebrochen und die Auftritte von Final Breath sowie Belphegor müssen gecancelt werden. Perfekten Schutz vor Unwetter und Starkregen bietet definitiv die Unterführung, wobei etliche Festivalbesucher ihr Bier im Trockenen austrinken können.
Zum Glück war das Gewitter nicht so schlimm als befürchtet, wobei man dem Veranstalter den Abbruch nicht übel nehmen kann, denn hier wurde vorsätzlich gehandelt. Die Sicherheit der Besucher geht vor. Nichts desto trotz sind etliche Aftershowpartys auf dem Campingplatz angesagt. Es ist unglaublich, dass eine Horde Leute auf nur 9 Quadratmeter, sprich Pavillon, eine Megaparty machen können.
Fazit: Hochachtung von den Veranstaltern, da diese auf alle Details achteten und ein tolles Event auf die Bühne stellten. Naja, letztendlich sind die Veranstalter selbst Fans sowie Festivalbesucher, die die Bedürfnisse anderer Metalheads kennen. Leider war das Gelände auf Grund des bescheidenen Wetters nicht „gerammelt“ voll und man kann nur hoffen, dass die Veranstaltung lukrativ war, dass es ein Metal Escalation 2023 gibt. Deswegen mein Appell an alle Metalheads – eine Institution wie diese, die so viel Herzblut und Leidenschaft in eine Veranstaltung steckt, muss supportet werden. Da das Preisleistungsverhältnis und die gute Organisation hervorzuheben ist, gibt es von mir 9 von 10 Festivalbängs.