Sich mit Marc Amacher zu unterhalten, ist wie auf eines seiner Konzerte zu gehen. Marc ist im privaten Leben genauso wie auf der Bühne. Ein rastloser Geschichtenerzähler, der Wert auf das kleinste Detail legt. Er ist kreativ, unterhaltsam und facettenreich.
Nach der Tour mit Eric Clapton trat der Schweizer Gitarrenvirtuose im Rahmen des Club Of Newchurch in Neukirchen am Großvenediger (AT) auf. Vor dem Konzert traf er Uli für ein Interview.
Uli (Rockmagazine): Club Of Newchurch ist ja eine Riesen Biker Party. Spielt ihr oft auf solchen Treffen?
Marc Amacher: Für eine Band unseres Stils eigentlich schon. Und wir geniessen dieses Flair und die Atmosphäre auf solchen Treffen. Mittlerweile bin ich ja der Einzige in der Band, der noch Motorrad fährt… Nachdem unser Bassist nach einen Unfall damit aufgehört hat. Weisst du, wenn man Kinder hat denkt man da einfach anders drüber. Die meisten verkaufen ihr Bike, wenn sie Eltern werden. Bei mir ist es umgekehrt. Ich habe zuerst Kinder bekommen, und dann ein Motorrad gekauft. Bei mir ist immer alles etwas anders.
Uli (Rockmagazine): Ich habe ja einige Fotos von dir im Web gesehen, auf denen du in deinem Musikzimmer bist. Sag mal, wieviele Gitarren hast du eigentlich?
Marc Amacher: 50.
Uli (Rockmagazine): Gestern hat David Guilmore von Pink Floyd über 120 seiner Gitarren zugunsten wohltätiger Zwecke versteigern lassen, für mehr als 21 Mio Dollar. Was ist für dich deine wertvollste Gitarre?
Marc Amacher: Sicherlich die erste elektrische. Die hab ich in einem verrauchten Pub auf der Wand gesehen, und sie dann für 50 Franken gekauft. Auf der habe ich dann angefangen Gitarre zu lernen. Das war eine Ibanez… Jede meiner Gitarren hat eine Geschichte, aber ich glaube, ich könnte nie eine Gitarre verkaufen. Sie sind einfach ein Stück von mir, das man mit Geld nie aufwiegen könnte.
Uli (Rockmagazine): Du bist ja viel unterwegs auf Festivals und Konzerten. Was sagst du zur Schweizer Musikszene? Nachdem die großen Urgesteine wie Krokus oder Gottwald in Pension gehen, kommt da was neues Interessantes auf uns zu?
Marc Amacher: Nun ja, es gibt sicherlich interessante Bands, wie z.B. THE SOULS, die momentan ziemlich angesagt sind. Ist zwar nicht meine Art von Musik, aber man hört viel von ihnen. Ich mag auch die RED SHOES, aber die hören leider auf. Am 26. Oktober 2019 werden die das letzte Mal auftreten. Ich höre zwar viel Musik, aber irgendwie bin ich bei den alten Klassikern hängengeblieben. Es geht doch nichts über Motörhead.
Uli (Rockmagazine): Wie stehst du generell zur Musik?
Marc Amacher: Musik ist mein Leben. Sie entspannt mich, und ich fühle ein großes Gefühl der Freiheit, wenn ich musizieren darf. Mir gefällt nicht alles, und ich erwarte auch von anderen nicht, daß´ihnen meine Musik gefällt. Mittlerweile ernährt die Musik meine Familie und mich, und wie du siehst, ernährt sie mich gut.
Uli (Rockmagazine): Du warst vor kurzem mit Eric Clapton auf Tournee. Wie war das für dich?
Marc Amacher: Das war sicherlich ein Érlebnis für jemanden wie mich, der aus einem kleinen Dorf kommt, und früh die Idee hatte, Gitarrist zu werden. Es ist eigentlich eine unfaßbare Geschichte, daß der kleine Bluesmusiker aus der Schweiz dann mit so jemanden auf der Bühne steht. Hätte ich als fünfjähriger Junge irgendwann mal gesagt „Ich werde mit Eric Clapton auf der Bühne stehen„, hätten sie mich ausgelacht, und gesagt „Träum weiter, Kleiner.“
In dem Alter hatte ich noch Träume, und jetzt sind sie Realität. Das Konzert in Berlin war ein Wahnsinn. Da kommst du auf die Bühne, und Tausende Menschen fangen an zu jubeln. Ich hab mal gefragt: „Verwechselt ihr da was? Clapton kommt erst in einer halben Stunde. Ich bin der Marc Amacher.“ Die fanden das ziemlich lustig, und der Applaus wurde immer lauter. Und das war während unseres ganzen Gigs so. Die Stimmung war am Kochen, und wir waren geflasht.
Uli (Rockmagazine): Die kochende Stimmung werden wir uns gerne heute auf dem Gig hier in Österreich geben. Wann gibt es dich nach diesem Konzert wieder zu sehen?
Marc Amacher: Im Sommer sind wir viel in der Schweiz unterwegs. Am 30. Juni spielen wir in Montreux, am 6. Juli in Sumiswald, am 13. Juli in Nufelen, am 1. August in Brunnen und am 8. August in Vallemaggia.
Uli (Rockmagazine): Marc, vielen Dank, daß du dir die Zeit für uns genommen hast. Wir freuen uns schon auf das Konzert mit dir.
Marc Amacher: Danke auch. Wir haben uns gut unterhalten, glaub ich. Gruezi.
Zum Konzert:
Marc Amacher spielte in Neukirchen vor vollem Haus (oder Marktplatz). Bis auf den letzten Rang war das Auditorium am Anfang besetzt, und die Schweizer gaben wirklich alles. Wie bei Amacher üblich, wurde vom Anfang an improvisiert. Es gibt keine Setlist keinen Ablaufplan. Alles passiert live und sofort.
Marc begeisterte das Publikum mit seiner Virtuosität, die von der Band perfekt unterstützt wird. Ein bluesiges Rockprogramm voller Feuer und Spannung. Irgendwas war aber dann mit den Wolken. Während des zweiten Teils des Konzertes begann es wie aus Eimern zu schütten, und nur die wirklich Harten blieben vor der Bühne.
Das machte aber dem Meister der Gitarren nichts aus, und er unterhielt das Publikum noch eine ganze Weile. Wer sehens- und hörenswerten Bluesrock haben will, wird um Marc Amacher nicht herumkommen. Wir freuen uns auf viele weitere Konzerte!