Gerade vor zwei Woche hat Light and Rain sein Debut Album „Avalanche Dream“ veröffentlicht. Zu diesem speziellen Moment durfte ich dem Singer-Songwriter Projekt einige Fragen stellen.
Patrick (Rockmagazine): Für die Leute die Light and Rain bisher noch nicht kennen, wer steckt hinter dem Namen?
Jan-Eric: Hinter dem Namen Light and Rain steckt ein Singer-/Songwriter Indie-Folk Projekt, das im Kern aus mir, Jan-Eric, und meiner Gitarre besteht. Live trete ich sowohl alleine, als Duo oder mit kompletter Band auf.
Patrick (Rockmagazine): Light and Rain ist prinzipiell ja ein Soloprojekt von dir, Jan-Eric. Dass du Live natürlich eine Band um die scharst ist klar. Wie wurde aber „Avalanche Dream“ aufgenommen. Hast du alle hörbaren Instrumente selbst eingespielt?
Jan-Eric: Ende 2021 habe ich gemeinsam mit meiner Band, die damals ganz neu entstand, an meinen Songs gearbeitet. Damals bestanden die Songs lediglich aus Gesang und Gitarre, klassische Singer-/Songwriter-Arrangements eben. Gemeinsam mit meiner Band und unserem Produzenten Oli Rüger wurden aus den neun Songs Anfang 2022 im Tonstudio ein richtiges Album. Eingespielt hat hierbei jeder sein eigenes Instrument, wobei hier und da natürlich auch Neues eingebracht wurde, wie z. B. Synthesizer, Orgel, zusätzliche Vocals oder auch ein Banjo. Hier profitierten die Songs vor allem von der Zusammenarbeit mit Oli und Tobias Wehner vom Tonstudio Bieber in Offenbach.
Patrick (Rockmagazine): Wie ich nachgelesen habe bist du Hauptberuflich Lehrer. Was sagen deine SchülerInnen dazu das ihr Lehrer nebenbei auch noch Musik macht?
Jan-Eric: Ganz offiziell bin ich tatsächlich noch kein Lehrer, sondern „noch“ Referendar. Meine SchülerInnen sind immer sehr interessiert, wenn ich davon berichte, dass ich das Wochenende wieder Konzerte gespielt oder geprobt habe. Ich finde es auch schön, dass meine SchülerInnen eine Ahnung davon bekommen, dass ich nicht „nur“ Lehrer bin, sondern auch noch andere Dinge mache. Authentizität ist mir auch hier sehr wichtig.
Patrick (Rockmagazine): Wie läuft der Entstehungsprozess eines Light and Rain Songs und wovon lässt du dich inspirieren?
Jan-Eric: In den allermeisten Fällen startet ein neuer Song mit einer Akkordabfolge oder einer Melodie, die ich immer und immer wieder spiele, die mich quasi nicht loslässt. Dann weiß ich meistens, dass das für mich Potenzial hat und ich arbeite mich durch die einzelnen Parts. Lyrics kommen bei mir meistens erst später im Songwriting dazu. Inspiration ziehe ich, neben meinem eigenen Leben natürlich, vor allem aus Musik, Filmen und Literatur. Ich mag es kleine Referenzen in meinen Songs zu verstecken, ob das nun als Hommage an andere KünstlerInnen ist oder an Bücher. Ich freue mich selbst bei anderen MusikerInnen, solche kleinen Querverweise zu entdecken.
Patrick (Rockmagazine): Light and Rain wird oft als Indie Folk eingestuft, doch „Avalanche Dream“ zeigt das der Sound viel vielschichtiger ist und nicht selten dieses Genre verlässt. Wie würdest du selbst die Musik bezeichnen und wie nötig findest du es eigentlich persönlich Musik in Schubladen zu stecken?
Jan-Eric: Ich denke, Genrebezeichnungen helfen ja zunächst erstmal etwas grob beschreiben zu können, ohne dass man es im Moment sehen oder hören kann. Mit dem Label Indie-Folk kann ich ganz gut leben, da ich denke, dass viele Menschen bei dem Begriff an Artists denken, die ganz ähnliche Musik machen und das ist ok für mich. Natürlich steckt bei Light and Rain auch etwas Folk-Punk drin, vielleicht auch eine Prise Americana oder auch ganz klassische Rockelemente. Um das alles mit einem Genre-Begriff abzudecken müsste dieser ewig lang sein, daher passt für mich die Bezeichnung „Indie-Folk Rock“ eigentlich am besten.
Patrick (Rockmagazine): Wie viele Musiker bist auch du den Weg Richtung Vinyl gegangen. Gerade in der heimischen Szene zeigt sich starker Wandel weg von CDs hin zu Vinyl. Viel dir die Entscheidung für Vinyl schwer?
Jan-Eric: Da ich selbst ein großer Fan von Vinyl bin, stand für mich von Anfang an fest: ein Light and Rain Album MUSS auch auf Vinyl erscheinen. In Anbetracht der Kosten bin ich aber auch unendlich glücklich, dass wir im Herbst letzten Jahres ein super erfolgreiches Crowdfunding mit Hilfe unserer Fans durchgeführt haben und so die Herstellungskosten komplett decken konnten.
Patrick (Rockmagazine): Bleiben wir doch gleich bei dem Thema Platte/CD. Musik kann zwar leicht große Reichweite generieren, verkommt aber dennoch oft schon zu einer Art Fast Food.
Wie siehts du hier die Entwicklung schon fast weg von der Kunst, hin zu einem Medium das am besten in 20 Sekunden Form in irgendein Tik Tok Video gesteckt wird? Und wie wichtig findest du es persönlich deinen Fans etwas Physisches anbieten zu können?
Jan-Eric: Ich bin da tatsächlich sehr zwiegespalten: auf der einen Seite sehe ich durchaus das Potenzial der sozialen Medien und auch von Plattformen wie Tik Tok. Auf der anderen Seite tue ich mir auch selbst sehr schwer damit neben „DIY-Künstler“, der quasi Manager, Booker, Musiker und PR-Genie in einem sein muss, auch noch Content-Creator zu sein. Ich glaube da leiden vor allem kleine und mittelgroße KünstlerInnen drunter immer wieder Content zu generieren und irgendwie „relevant“ zu bleiben, weil man vielleicht in unserer schnelllebigen Zeit sofort in Vergessenheit gerät. Die physischen Tonträger stehen dem Ganzen ein wenig gegenüber: hier bezahlt eine Person wirklich auch nicht wenig Geld im Vergleich zum Streaming, um die eigene Musik in Händen halten zu können. Das ist natürlich ein wichtiger Aspekt vor allem für die individuelle Fanbindung und für mich tausendmal wertvoller als 100 FollowerInnen mehr oder weniger auf irgendeinem sozialen Medium.
Patrick (Rockmagazine): Welchen deiner Songs magst du persönlich selbst am liebsten?
Jan-Eric: Das ist wirklich tagesformabhängig. Generell hat es sehr lange gebraucht, bis ich meine eigene Musik selbst „mochte“. Da kommt mir leider der eigene selbstkritische Kopf immer wieder in die Quere. Aktuell mag ich aber vor allem Empty Hands / Blinded Eyes. Im Studio war ich noch sehr skeptisch, ob ich dem Song in seiner finalen Version so viel abgewinnen kann. Jetzt finde ich, es ist der perfekte letzte Song für die Platte und macht das Album zu einer runden Sache.
Patrick (Rockmagazine): Welche Bands und MusikerInnen beeinflussen dich noch oder haben dich als Musiker beeinflusst?
Jan-Eric: Das ist natürlich eine endlose Liste, aber ganz vorne wären da Folgende zu nennen: City and Colour, The Gaslight Anthem, Against Me!, Dave Hause, Frightened Rabbit, Mathew Ryan, Brian Fallon, Ryan Adams, Laura Jane Grace, Noah Gundersen.
Patrick (Rockmagazine): Im April geht ihr auf Tour, wie auch im letzten Jahr mit Napaea. Wie habt ihr die Band kennengelernt?
Jan-Eric: Napaea sind so eine klassische Internetbekanntschaft: 2020 wollten wir eigentlich zusammen mit Matty Carlock aus den USA auf Deutschland-Tour gehen, dann kam aber Corona. Seither hielten wir Kontakt und letztes Jahr konnten wir dann unsere ersten gemeinsamen Konzerte spielen. Musikalisch ergänzen wir uns ganz gut und menschlich passte es einfach von Anfang an.
Patrick (Rockmagazine): Welche Bands und MusikerInnen kannst du unseren LeserInnen empfehlen?
Jan-Eric: Folgende KünstlerInnen und Bands haben definitiv noch nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdienen: Napaea, Arms & Hearts, Romans Nailed It, 13 Crowes, Nina Caroline, Mercy Union, Shitney Beers.
Patrick (Rockmagazine): Gibt es abschließend noch etwas das du unseren LeserInnen sagen möchtest?
Jan-Eric: Nehmt euch die Zeit und hört in „Avalanche Dream“ rein. Es würde mir unendlich viel bedeuten, wenn wir mit der Platte etwas geschaffen haben, das euch bewegt.
Und tut mir einen Gefallen: Nehmt die Kulturszene, die wir aktuell noch haben bitte nicht für selbstverständlich! Kauft Tickets im Vorverkauf, kauft Merch und CDs/Platten, geht auf Konzerte, Ausstellungen oder whatever. Ich weiß, dass es für die allermeisten aktuell keine leichte Zeit ist, aber wenn wir kulturelle Angebote nicht wahrnehmen und wertschätzen, werden diese irgendwann wegsterben.
Fotocredit: Martin Müller