Das Auftragswerks „The Freystadt Symphony“ des international bekannten österreichischen Komponisten und Songwriters Lanvall, erscheint demnächst als CD/DVD. Das Werk spätromantischer Prägung mit Rock-/Metal-Elementen bringt die Seele der Stadt Freistadt und ihrer Umgebung zum Klingen. Anlässlich dieser Veröffentlichungen hat Bine sich mit Lanvall zu einem Interview getroffen, um über dieses besondere Schaffenswerk zu plaudern.
Bine: Dich kennt man eigentlich als Komponist und Mastermind von der Symphonic Metal Band Edenbridge, aber Du machst auch außerhalb einige Projekte, die nichts mit Symponic Metal oder dergleichen zu tun haben?
Lanvall: Genau. Ich startete ja in den 90er Jahren, wo ich drei instrumentale Solo Alben beim deutschen Prog Label WMMS gemacht habe. Dann kam Edenbridge und ich hatte gute 15 Jahre mal keine Zeit und Lust für etwas anderes. Dann folgte das Akustikprojekt VOICIANO mit Sabine und kurz darauf das Film/Fernsehprojekt „Über Österreich-Juwele des Landes“ von Georg Riha. Dort war ich 7 Jahre im Komponistenteam und es kamen insgesamt 5 Staffeln ins Fernsehen.
Bine: Welche großen Komponisten und Musiker der Vergangenheit haben Dich beeinflusst oder inspiriert, die sich auch in Deinen Kompositionen widerspiegeln?
Lanvall: In erster Linie Anton Bruckner. Von ihm hab ich auch alle Symphonien als Partitur, die ich beim Anhören auch immer mitgelesen habe. Das war im Prinzip auch mein Lern- und Studienprozess, was das Arrangieren und Instrumentieren eines Orchesters betrifft. Wie werden Stimmen im Orchester geführt und verteilt, wie funktioniert der Kontrapunkt usw. Generell bin ich in der Spätromantik zu Hause. Eben Bruckner, Dvorak, Richard Strauss. Ich denke, dass sich auch ein Großteil der Filmmusik darauf bezieht. Und von der Heavyness brauchen wir gar nicht erst zu reden. Im Vergleich zu den großen Dreifach-Fortissimo Passagen der Bruckner Symphonien kommt nicht mal im Metal irgendetwas hin was die Härte betrifft.
Bine: Du hast soeben ein weiteres großes Projekt abgeschlossen, das gerade veröffentlicht wurde. Zum 800. Jahrestag der Stadt Freistadt hast Du dieser Stadt eine eigene Sinfonie gewidmet, wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Lanvall: Ende 2018 erhielt ich den Auftrag der „Junge Philharmonie Freistadt“ zum 800 Jahre Jubiläum der Stadt ein Werk zu komponieren („The Freystadt Symphony“), dass dann im Sommer 2020 hätte aufgeführt werden sollte. Das Werk wurde über Sponsoren finanziert und ich hatte im Prinzip totale Freiheit dafür. Ich kannte die Besetzung und konnte somit aus dem Vollen schöpfen. Zwischen all den Reisen im Jahr 2019 und der Fertigstellung des Edenbridge Albums „Dynamind“ kamen dann im März desselben Jahres die ersten Ideen und dann schrieb sich das Werk in den kommenden Monaten fast wie von selbst. Die härteste Arbeit war dann die endgültige Orchesterpartitur zu erstellen. Ich musste mir dafür ein neues Notationsprogramm innerhalb von einer Woche draufschaffen und dafür bin ich Frank Heckel von Dorico sehr dankbar, der immer ein Ansprechpartner war. Letztendlich wurde die Livepremiere zweimal verschoben und konnte im Juni 2022 in der Messehalle Freistadt vor fast 1000 Besuchern über die Bühne gehen.
Bine: Eine Sinfonie für mehr als 300 Musiker zu arrangieren, stellt sicher auch für Dich eine große Herausforderung dar. Wieviel Zeit hast Du in dieses Projekt investiert?
Lanvall: Ursprünglich waren 300 Musiker geplant, weil alleine der Chor an die 250 Leute umfasst hätte. Durch die Verschiebung sprang die Chorgemeinschaft dann aber ab. Rückblickend aber keine Tragik, denn so bekamen wir den besten Chor des Bundeslandes, den „Hard Chor“ unter der Leitung von Alexander Koller. Wie gesagt, insgesamt waren es in etwa 6 Monate für das Komponieren und Arrangieren, jedoch nicht durchgehend und dann 5-6 Wochen für die Partitur.
Bine: Deine Kompositionen ist etwa 30 Minuten lang, enthalten jedoch nicht nur klassische Elemente, sondern auch Dein ganz persönlichen Musikstil. War diese Idee von Anfang an in Deinen Kopf, Elemente aus der Rockmusik mit einfließen zu lassen?
Lanvall: Natürlich sollte es auch meine Persönlichkeit spiegeln und da ist die E-Gitarre ein zentrales Element. Ich wollte aber auf gar keinen Fall ein Werk schreiben, bei dem die Gitarre die Hauptrolle spielt, das hätte überhaupt keinen Sinn gemacht. Gerade im Movement 4, im dunklen Teil wird es dann aber äußerst heavy und düster 🙂
Bine: Eigentlich hätte das Konzert im Juni 2020 stattfinden sollen, doch die unerwartete Pandemie brachte alles, was schon lange geplant war, zum Erliegen. Gab es eine Alternative, wenn dies nicht wie geplant möglich wäre?
Lanvall: 2022 war im Prinzip die letzte Möglichkeit, das Konzert durchzuführen. Wir hatten ja auch nur wenige Tage Probezeit und die Symphonie war ja nur ein Teil des Konzerts. Insofern war das schon hart an der Grenze. Dauernd fielen Musiker wegen Corona aus und mussten durch neue ersetzt werden. Aber schlussendlich klappte alles.
Bine: Am 29. Juni 2022 fand endlich auch die live Aufführung in Freistadt statt, wie fühlte es sich an, zum ersten Mal mit so vielen Musikern auf einer Bühne zu stehen?
Lanvall: Es war einerseits fantastisch, aber andererseits auch extrem fordernd, weil eben im Vorfeld so viel schief ging. Dann machten meine Gitarren Probleme und wollten durch die 443 Herz Stimmung des Orchesters partout nicht „in tune“ bleiben, neben einigen andern technischen Problemen. Aber als die ersten Noten erklangen, wusste ich, alles wird gut.
Bine: Das live Konzert bestand aus drei Arrangements, welche Musiker und Programme wurden noch präsentiert, um Deine Symphony musikalisch abzurunden?
Lanvall: Es startete mit der Chorfantasie von Beethoven, dann meiner Symphonie und der 2.Teil war dann der Filmmusik gewidmet.
Bine: Wie waren die Reaktionen bzw. Feedback auf das Konzert und Deine rockigen Solo Einlagen an der Gitarre?
Lanvall: Die Resonanzen waren fantastisch, weil die Leute glaube ich auch so was nicht erwartet hatten. Die meisten neuen Werke in der klassischen Musik sind ja meist eher experimentell und/oder schräg gehalten, nach dem Motto „je dissonanter, desto besser“. Das spielte es bei mir natürlich nicht 🙂
Bine: Was war für Dich persönlich die größte Herausforderung bei diesem Projekt?
Lanvall: Rückblickend die finale Partitur. Hierbei darfst du dir nicht den geringsten Fehler erlauben, weil eine falsche Note beim Proben das ganze Orchester zum Stillstand bringt. Das alles kostet Zeit, die du im Endeffekt nicht hast. Ich saß für 5-6 Wochen jeden Tag mindestens an die 10 Stunden vorm Rechner beim Umwandeln der Midi Instrumente in die finale Orchesterpartitur. Jede einzelne Spielweise muss eingezeichnet werden, alle Dynamiken und dann immer wieder die Kontrolle ob alles passt.
Bine: War es von Anfang an geplant, dass dieses Event auch auf einer CD/DVD erscheinen wird und wie hast Du Deine Symphony realisieren bzw. finanzieren können?
Lanvall: Das war von Anfang an geplant. Die Liveaufführung ist natürlich schön, aber nichts Bleibendes und deswegen war es mir unendlich wichtig, das Konzert auf 64 Audiospuren und mit 9 Kameras mitzuschneiden. Da das Orchester sowieso verstärkt werden musste für die Aufführung, war der Audiomitschnitt keine große Sache mehr. Und das Kamerateam konnte ich organisieren. Da das Orchester sowieso auch einen Videomitschnitt wollte, war das auch in trockenen Tüchern. Das Konzert wurde dann bildtechnisch von mir geschnitten und für den Mix und das Master konnte ich meinen lieben Freund Gandalf gewinnen, der nochmal viel zum tollen Endsound beigetragen hat. Final half dann auch wieder das Crowdfunding der Fans und die Förderung des SKE Fonds der Austro Mechana.
Bine: Hattest Du Unterstürzung bei der Produktion, was Zusammenschnitt und Gestaltung des Booklet betrifft.
Lanvall: Für das Booklet und Cover war unser Drummer Johannes zuständig. Dieses Mal war es einfacher, weil das Cover und Booklet in erster Linie aus Collagen besteht. Die Bilder konnte ich zum Großteil aus den Kameradaten extrahieren. Wir haben uns dann gemeinsam hingesetzt und bastelten dann so lange daran herum, bis wir zufrieden waren.
Bine: Einen kleinen Deal hast Du auch gerade wieder abgeschlossen, mit Deinen Soloprojekten, wie kam dies Zustande und was sind in nächster Zukunft Deine musikalischen Pläne?
Lanvall: Über Gandalf kam ich in Kontakt mit Ultra Vybe Records in Japan und konnte dort einen Deal für etliche ältere Alben und die Symphonie abschliessen. Meine 3 Solo Alben und Voiciano sind bereits drüben erschienen. „The Freystadt Symphony“ erscheint am 21. Juni und im August kommen die 5 Edenbridge Alben „My Earth Dream“, „Solitaire“, „The Great Momentum“, „Dynamind“ und „Shangri-La“ raus.
Bine: Vielen Dank für das tolle Interview mit Dir und die Einblicke in Deine Arbeit neben Edenbridge. Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg und viele kreative Momente für das nächste Projekt, das Du vielleicht schon im Kopf hast.
Lanvall: Dank Dir Bine!
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