Bereits die ersten Töne blasen einen weg. Mein erster Gedanke? Heisskalt Back to the Roots, doch es handelt sich nicht um besagte Band.
Die Rede ist hier von den deutschen Newcomer Kind Kaputt. „Zerfall“ ist ihr Debut-Album. Für mich unglaublich. Die Tracks brettern mit solch einer Intensität daher und überzeugen sowohl vom lyrischen als auch vom musikalischen Blickwinkel.
Die zwölf Songs, die klar auch alleine funktionieren können, bilden eine Einheit und erzählen die Geschichte über das Erwachsenwerden des namenlosen Protagonist. Ein Coming-of-Age Album, sozusagen.
Wie wir alle durchlebt auch der Protagonist die Tücken der Selbstfindung. So herrschen auf „Zerfall“ in erster Linie ganz klar die düsteren Seiten, wie Wut und Verzweiflung. Jedoch auch positivere Themen wie Sehnsucht und Hoffnung. Ein ewiges Auf und Ab eben.
Musikalisch erinnern sie neben den oben genannten Heisskalt sehr an Bands wie Van Holzen oder auch an Turbostaat und kann mal wohl am ehesten als deutschsprachigen Post-Hardcore bezeichnen, wobei sie auch klare Züge des Alternative Rock aufweisen.
„Zerfall, Zerfall, bring mich zu Fall. Du kommst so leise und dann bist du überall.“, so wird die Resignation auf dem Track Abschied besungen, der noch lange nicht das Ende der Reise ist. Doch nicht nur besingen Kind Kaputt hier die Selbstaufgabe. Nein. Sie werden auch wieder aufmüpfig und akzeptieren den Zerfall nicht. Symbolisch wird das mit den unbändigen Screams untermalt, so bricht zum Ende hin aus dem balladesken Aufbau die Wut/der Mut nicht aufzugeben.
An Closer To The Edge von Thirty Seconds To Mars muss ich beim gesanglich ruhig gehaltenen Der Graue Mann denken, was aber absolut als positiv zu sehen ist. Instrumental als das Experiment des ersten Longplayers einzustufen.
Akzeptieren wirft uns dann hymnisch aus diesem Roadmovie durch die Jugend. Lyrisch wird noch einmal Bezug auf den Opener Aufgelöst und auf Abschied genommen. Hier warten die Jungs noch einmal mit der vollen instrumentalen Breitseite und es wird die Seele aus dem Leibe geschrien. Bis schließlich versöhnliche Töne angstimmt werden und uns aus dem Hintergrund ertönendes Gitarrenspiel die Tür zu unserem nächsten Abenteuer öffnet.
Fazit:
Kind Kaputt liefern mit „Zerfall“ ein unfassbar starkes Debut ab, bei dem man selbst nach zig Durchgängen immer wieder weitere Aspekte heraushört oder versteht was die Intention hinter den Lyrics ist.
Fans von den oben genannten Bands müssen sowieso zugreifen, aber auch allen anderen kann ich „Zerfall“ nur wärmstens empfehlen.
Lediglich um der Band noch Raum nach oben zu lassen bekommt „Zerfall“ von mir 9 von 10 Bängs.
„Zerfall“ wird am 22. März via Uncle M Music veröffentlicht und als CD, Vinyl, Digitales Album und Stream erhältlich sein.
Line-Up:
Johannes Prautzsch – Gesang, Gitarre
Konstantin Cajkin – Gitarre
Mathis Kerscher – Schlagzeug
Fabian Willi Simon – visuelle Arbeit (Videos, Artworks und Fotos)