JUDAS PRIEST – Ist „Invincible Shield“ ein würdiger Nachfolger von Erfolgsalbum „Firepower“ ? – Albumreview zum neuen Studioalbum

Als im Oktober letzten Jahres der Metal God Rob Halford höchstpersönlich auf der Bühne beim Powertrip Music Festival im kalifornischen India ein neues JUDAS PRIEST-Album ankündigte, verfiel die Metalwelt natürlich in helle Begeisterung. Sechs Jahre nach der letzten Hammerscheibe der Priester mit dem Titel Firepower versprach er seiner treuen Fangemeinde im März 2024 einen würdigen Nachfolger, der auf den Titel Invincible Shield getauft werden sollte.

Nun ist es endlich soweit, und heute kommt die Scheibe endlich nach langem Warten in den Handel bzw. steht das Album zum Download bereit. Wir hatten glücklicherweise schon vorab die Gelegenheit, uns das Album ausführlich anzuhören. Wir wollten natürlich hören, ob die hohen Erwartungen nach dem mit den höchsten Chartplazierungen in der Bandgeschichte dekorierten Vorgänger (u.a. Platz 2 in Deutschland) erfüllt werden können.

Fotocredit: James Hodges

Im Vorfeld des Releases wurden in den vergangenen Monaten bereits 4 Singles ausgekoppelt, die schon mal eine Hammerscheibe erwarten ließen. Doch kommen wir nun zu den Details der 11 Tracks, die wir als Presse von Sony Music zur Verfügung gestellt bekamen.

Den Anfang machte der Eröffnungstrack Panic Attack, der zunächst mit Elektrosounds à la „Turbo“ startet, dann jedoch schnell den Switch hin zu einem echten Metalkracher schafft, der sicherlich das Potential zum Klassiker hat. Fette Riffs und die unverkennbare halford`sche Stimme zeigen gleich zu Beginn, das Priest noch lange nicht zum alten Eisen gehören und Rob auch mit inzwischen 72 Jahren noch immer einer „der“ Metalshouter auf dem Planeten ist. Hammersong der sofort in den Gehörgängen kleben bleibt.

Wie beim zweiten Song, gleichzeitig die 4. und aktuellen Videoveröffentlichung, Serpant and the King, werden auf Invincible Shields immer mal wieder Anleihen zu früheren Priest-Alben Tagen angestimmt. Erinnert etwas an die Ram it Down-Zeiten, wobei Rob hier mal wieder die Painkiller-Killerstimme rausholt, unglaublich was er in dem Alter noch aus seiner Stimme rauskitzelt. Mal sehen ob er die hohen Töne auch noch live schafft oder diese nur im Studio mit technischer Unterstützung möglich sind. Auch wenn der Refrain zunächst nicht ganz so leicht runterflutscht, wie Song Nr. 1,  kann das Gitarrensolo von Ritchie Falkner und Glen Tipton mitreisen. Nach mehrmaligen Durchläufen zündet der Titel dann auch und vor allem wegen den Gitarren.

Auch beim Titeltrack wird das Gaspedal wieder durchgedrückt, Highspeed ist angesagt und etwas Screaming for Vengeance lässt grüßen. Auch hier kommen ab und an die Painkiller-Fragmente in Robs Organ zum Vorschein. Der Mittelteil des insgesamt längsten Tracks wird dann eher melodiös, doch Scott Travis sorgt mit den fetten Drums für mächtig Wums hinterm Kessel, ehe am Ende Ritchie ein geiles Solo abfeuert.

Devil in Disguise haut mich als nächster Song nicht ganz um, klingt etwas durchschnittlicher, obwohl die Gitarrenarbeit nicht schlecht ist, doch reißt der Refrain mich nicht vom Hocker. Wird wohl eher einer der Tracks bleiben, die Live nicht zum Tragen kommen.

Doch können die Britten nicht nur Vollgas und mit dem Motto „voll auf die 12“ überzeugen. Wie auch schon auf früheren Alben waren immer mal wieder Songs im Midtempo-Bereich enthalten, die gar mit Radiotauglichkeit überzeugen konnten. Gates of Hell sowie das superbe Crown Of Horns begeistern mit ihren Melodien und sollten auch für ordentliches Airplay sorgen. Letzteres kann man fast schon als Ballade bezeichnen, geht es eher in bravem Trab statt im schnellen Galopp von dannen, doch begeistert der Refrain mit seiner eingängigen Melodie bei jedem Durchlauf von neuem. Auch das Solo des Gitarrenduos ist klasse, einer meiner Lieblingstracks der Scheibe. Erzeugt tatsächlich Gänsehaut an den Armen.

Doch bevor man in Schmuselaune verfällt gibt’s gleich im Anschluss wieder was auf die Ohren und das Tempo wird sofort wieder hochgefahren. Bei As God Is My Witness werden gleich wieder die messerschafen Riffs ausgepackt, dazu ein eingängiger Refrain der sitzt.

Mit Trial by Fire, ebenfalls bereits vorab veröffentlicht, schließt einer der Highlight an. Hart und trotzdem mit eingängigem Refrain und Rhythmus, ein typischer Priest-Song eben, der mit geilem Hauptteil mitreist und sich so direkt zum flatternTrommelfell bringt. Die wabernden Gitarren bilden den passenden Hintergrund und lassen Robs Stimme perfekt in Erscheinung treten. Der Song zeigt mal wieder deutlich, wo die Stärken der Briten liegen: eingängige Metalklassiker mit harten Riffs und unverkennbarem Rob am Micro, so geht Priest auch nach über 50 Jahren auch heute im Jahr 2024.

Zum Ende des (regulären) Albums kann dann das Level nicht ganz gehalten werden. Escape From Reality gehört für mich zu den eher schwächeren Titeln, der mich leider nicht wegfegt. Auch wenn Rob seine Spitzen einstreut, eher einer der Fillersongs. Sons Of Thunder ist dann wieder etwas stärker als der direkte Vorgänger wirkt, jedoch kann mich der kürzeste Track des Albums nicht 100%ig überzeugen. Der kleine Chor ist nicht schlecht, gehört für mich jedoch trotzdem eher zu den schwächeren Songs.

Der Abschlusssong sitzt dann allerdings wieder. Giants in the Sky, einer der vielschichtigsten Songs des Albums startet in mit dusterem, hartem Riffing und melodischer Songstruktur. Als Highlight folgt in der Songmitte dann ein kurzer Break und man wechselt in die gute alte Zeit der früheren Tage von Priest, als man noch teils weit entfernt von den harten Tönen der 90er und 2000er Jahre war. Mit etwas Akkustikgitarrengezupfe, dazu Robs fast schon dramatisch tragend wirkender Gesang, der an die balladesken Songs à la Beyond the Realms of Death aus den 70ern erinnert, tolle Passage und klasse Gesangsleistung. Den Schlusspunkt setzt dann nochmals der Boss höchstpersönlich mit einem langgezogenen Scream, der die reguläre Scheibe mit 11 Tracks würdig beendet. Leider lagen uns zu den 3 Bonustracks keinerlei Infos vor, sodass wir zu Ihnen keine Aussage machen können und sie bei der Bewertung daher außen vor lassen.


Fazit:

Nach dem für mich doch etwas überraschenden Überalbum Firepower von 2018 und den tollen 4 aktuellen Auskopplungen waren meine Erwartungen im Vorfeld auf das Album natürlich recht hoch. Auch wenn nicht alle Songs die Klasse von etwa Panic Attack erreichen, kann die Scheibe insgesamt trotzdem mal wieder begeistern. Wenn man bedenkt dass Priest inzwischen über ein halbes Jahrhundert mit ihrer Musik unter den Metalfans für Freundentränen sorgen, muss man ihnen auch im Jahr 2023, als das Album eingespielt wurde, noch immer bestätigen, dass sie zu den wahren Metalgöttern gehören, die schon zu Lebzeiten Heldenstatus erreicht haben und verdientermaßen 2022 in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen wurden.

Songs wie Panic Attack oder Trail by Fire sind scharf wie eine Rasierklinge und gehen runter wie Öl, es macht immer noch Spaß Rob und seinem Jungs zuzuhören. Der Einstieg von Ritchie war wie eine Frischzellenkur für die Priester, die inzwischen wieder ein eingespieltes Team darstellen.. Neben den schnellen riffdominierten Songs haben mich aber vor allem auch die melodiöseren Tracks wie Crown Of Horns absolut begeistert.

Leider hatten wir zu Besprechung von Sony Music nur die Kurzausgabe von Invincible Shields mit den 11 Tracks zur Verfügung gestellt bekommen. Alle Priest-Fans sollten daher doch lieber noch ein-zwei Euro mehr investieren und zur Deluxe-Edition greifen, denn darauf sind noch 3 weitere Bonustracks enthalten.

Von mir bekommen nach Bruce Dickinson mit seinem The Mandrake Project nun auch Judas Priest trotz ein zwei durchschnittlicher Songs für Invincible Shields sehr gute 9,5 Bangs. Inclusive Heldenbonus und weil die Scheibe trotzdem einfach Spaß macht und richtig rockt.

Das Album wurde wieder von Andy Sneap produziert und  erscheint am 08. März über Sony Music. Ihr könnt Invincible Shields in verschiedenen Ausführungen als CD oder LP bestellen unter: https://judaspriest.lnk.to/InvincibleShieldGER

 Tracklist
  1.  Panic Attack

  2.  The Serpent and the King

  3.  Invincible Shield

  4.  Devil in Disguise

  5.  Gates of Hell

  6.  Crown of Horns

  7.  As God Is My Witness

  8.  Trial by Fire

  9.  Escape from Reality

  10.  Sons of Thunder

  11.  Giants in the Sky

  12.  Fight of Your Life  *)

  13.  Vicious Circle  *)

  14.  The Lodger  *)

*) Bonus Tracks, nur auf der Deluxe-Edition enthalten

Die zugehörige Invincible Shields-Tournee startet Ende März und wird die Fortsetzung des Triumphzuges, de von Judas Priest werden, die Rob und Co auch im Jahr 2024 in alter, neuer Metal-Stärke über den Globus führen wird!

Hier die deutschen Tourdaten:

Judas Priest live in Deutschland:


24.03.2024 Frankfurt, Festhalle
25.03.2024 München, Olympiahalle
27.03.2024 Dortmund, Westfalenhalle
01.07.2024 Hamburg, Barcleys Arena
02.07.2024 Berlin, Max-Schmeling-Halle
04.07.2024 Nürnberg, Arena Nürnberger Versicherung
08.07.2024 Mannheim, SAP Arena
10.07.2024 Dresden, Messehalle

Veranstalter: Wizard Promotions

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By Thomas

Musikalisch bin ich seit den 80er vor allem im melodischen Hard& Heavy-Dschungel unterwegs und immer auf der Suche nach neuen und alten Perlen. Meine absoluten Faves sind Queenaryche, Y&T, Die Toten Hosen... u.v.a.....inzwischen kann ich mich aber auch für Mittelalterrockband wie Feuerschwanz oder Saltataio Mortis absolut begeistern. Ab und an geht mein Blick aber auch mal über den Tellerrand in Richtung Speed/Trash/Death...solange Melodien erkennbar sind. Auch wenn ich schon zu der Ü50-Fraktion gehöre, findet man mich bei Konzerten und Festivals fast immer Front of Stage, denn Sitzplatz beim Rockkonzerten, das passt bei mir einfach nicht zusammen. Erst wenn es ohne Rollator mal nicht mehr gehen sollte, ist die Tribüne vielleicht ne Alternative.

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